Töne sagen mehr als Worte. So improvisiert Transcovale-Kurator Piotr Tamborski einen Monat vor Festivalbeginn am Flügel im Słubicer Collegium Polonicum die Kernbotschaft der diesjährigen Auflage: durch Freude an Musik, Klang und Rhythmus Menschen verbinden, was so wichtig sei besonders in Krisenzeiten.
Vom 17. bis 19. November 2022 laden 19 Konzerte zum Träumen und Tanzen an sieben verschiedenen Spielstätten beiderseits der Oder ein. Neben dem Kleist Forum, der Konzerthalle und dem SMOK sind das Theater des Lachens, die Havana Bar, die Kulturmanufaktur Gerstenberg und − nach vier Jahren Renovierung nach einem schweren Brand − endlich auch wieder die Aula des Collegium Polonicum dabei.

Neue alte Transvocale-Heimat

Zur Geltung kommt dabei auch die mitreißende Akustik der frisch renovierten, modernen CP-Aula, die selbst die erfahrenen Bühnen-Kenner überrascht. „Was für ein toller Sound!”, freut sich der Frankfurter Produktionsleiter Florian Vogel vom Kleist Forum, „und es riecht auch noch ganz neu hier!” Sein Słubicer Teamkollege Przemysław Karg betont, dass das nun praktisch volljährige Festival hier wieder zu seinen Wurzeln zurückkehren kann, denn die CP-Aula war früher fester Bestandteil des Transvocale-Programms.
Weltstar Paul Armfield bei der Transvocale 2022
Weltstar Paul Armfield bei der Transvocale 2022
© Foto: Alice Armfield
Tiefer verwurzelt werden soll die Transvocale in der Kulturszene der Doppelstadt. Nach den Hürden im Vorjahr durch Corona-Beschränkungen und getrennte Tickets für je Frankfurt (Oder) und Słubice, wächst die Transvocale durch grenzüberschreitende Eintrittskarten und ohne Impfstatus-Vorgaben wieder näher zusammen.

Mehr Bewegung, mehr Begegnung

In den polnischen Spielstätten liegt der musikalische Schwerpunkt dieses Jahr auf Songwriting und Liedermacherinnen und Liedermachern, auf deutscher Seite spielt die Weltmusik in all ihren Facetten, wie Kurator Daniel Zein erläutert. Das Programm soll noch mehr Bewegung in das Doppelstadtfestival bringen. Und natürlich neue Begegnungen bieten mit Musik und Menschen. „Wir wollen jenseits von Sprachen gemeinsam positive Erlebnisse haben, gerade in diesen Zeiten, in denen es sonst kaum Positives gibt”, so Vogel.
Im Unterschied zu anderen Kulturinstitutionen hat sich das Transvocale-Team bewusst gegen einen Fokus auf Russlands Krieg gegen die Ukraine entschieden. „Wir haben über einen thematischen Eröffnungsabend zu diesem Thema nachgedacht”, erklärt Kurator Zein, „unser Ansatz wäre ein sehr emotionaler gewesen.” Aber letztlich habe man festgestellt, dass man den Krieg in all seinen Details hier nicht hätte umsetzen können. So kommt das Transvocale-Maskottchen als weiße Friedenstaube mit Olivenzweig daher. „Außerdem ist ja unser Konzept mit Kunstschaffenden aus allen Kulturen und Ecken der Welt schon ein Statement”, so Zein.
Ljodahatt spielt bei der Eröffnung der Transvocale 2022.
Ljodahatt spielt bei der Eröffnung der Transvocale 2022.
© Foto: Thomas Nitz

Programmhighlights 2022

Für das Transvocale-Wochenende bedeutet das konkret: Aus Skandinavien kommen Ljodahått mit norwegischen märchenhafte Folklore-Vertonung und Songwriter Christian Kjellvander auf die Studiobühne des Kleist Forums. Die mongolisch-iranische Band Seeda entführen mit Trommeln und Pferdekopfgeige aus der Konzerthalle in die orientalische Steppe. Barbara Thalheim, Tristan Brusch und Johanna Zeul erkunden das Spektrum deutschsprachigen Songwritertums.
Ralph Kamiński und Natalia Kukulska präsentieren die poppige Seite der polnischen Liedkunst. Rasm Almashan experimentiert mit ihrer Stimme und jemenitischen Klängen, Authentic Light Orchestra wiederum mit armenischen Weisen und elektrischen Instrumenten. Blues und Soul aus dem Jemen und den USA bringen Yemen Blues und Marla Glen in die Oder-Doppelstadt.
Mehr zur Transvocale gibt es auf einer Themenseite.

Transvocale 2022

17.-19.11.2022, Frankfurt (Oder) & Słubice
Tickets: Festivalpass für 50 Euro im Kleist Forum, im Bolfraßhaus und im SMOK, Tagestickets für je 25 Euro auch online