Eine Initiative will sichtbar machen, wie vielfältig die hiesige Literatur-Szene ist. Initiator Hans Jörg Rafalski bringt Verlage, Autoren und Leser zusammen. Mit dem Grafikdesigner aus Niederfinow sprach Christina Tilmann.
Herr Rafalski, Sie veranstalten zum ersten Mal die "Tage des offenen brandenburgischen Buches". Warum?
Mein ursprüngliches Ziel war es, beim Tag des offenen Ateliers mitzumachen, doch von dort gab es ein klares Nein. Daraufhin kam mir der Gedanke, warum eigentlich noch niemand auf die Idee eines Tages des offenen Buches gekommen ist? Bücher öffnet man ja – darin liegt doch eine naheliegende Analogie. Mir war klar, dass ich so etwas aufbauen muss.
Was zeichnet die Brandenburger Büchermacher aus?
Was mich immer wieder überrascht, sind Vielfalt und Qualität. Aber auch Kreativität und Idealismus. Im Buchhandel und auf Messen kommt Brandenburg nur punktuell vor. Die Galerie Vevais zum Beispiel verkauft Bücher in New York und Paris und hat viele Preise gewonnen, aber im Buchhandel ist sie wenig bekannt.
Was wird denn in der Ausstellung im Kleist-Museum zu sehen sein?
Ich habe sechs Verlage und sechs Buchkünstler eingeladen, ihre besten aktuellen Arbeiten zu zeigen. Daneben werden zwei besondere Bücher zu Kleist-Texten zu sehen sein: von Christiane Wartenberg und von Rainer Ehrt. Gewissermaßen als Brücke zwischen Ausstellung und Haus.
Gab es denn überhaupt Kontakte zum Buchhandel?
Ich habe über 200 Einladungen verschickt, aber nur auf gut zehn Prozent Antworten erhalten – vom Buchhandel gerade eine. Selbst der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Berlin und Brandenburg hat deutlich mitgeteilt, dass Brandenburger Bücher beim Buchhandel nicht hoch im Kurs stünden. Genau aus dem Grund geht es mir darum, unsere Bücher bekannter zu machen.
Geht es bei Ihnen um Verkauf oder um Prestige?
Vor allem geht es um Wahrnehmung. Im Anschluss an die Ausstellung plane ich den Aufbau eines landesweiten Buchportals für Autoren, Verlage und Buchkünstler. In bereits existierenden vergleichbaren Portalen erscheinen die Brandenburger neben den Berlinern als Minderheiten. Mir geht es um die Herausstellung des eigenständigen Profils der Brandenburger. In diesem Sinne ist die Ausstellung auch als Schaufenster der Brandenburger Buchbranche geplant und vom Book Art Museum Lodz angefragt.
Haben Sie überhaupt finanzielle Unterstützung?
Bislang nicht. Selbst aus dem Kulturministerium erhielt ich zu verstehen, dass Bücher nicht primär Kulturgut, sondern Wirtschaftsgut seien. Dem liegt natürlich eine gravierende Fehlbeurteilung zugrunde. Büchermacher reflektieren unsere Gesellschaft, sind Identitätsbildner und üben Einfluss aus. Sie sind Kulturträger im besten Sinne. Wenn wir wollen, dass unsere Gesellschaft wieder offener, farbiger, vielfältiger und toleranter wird, dann spielen Bücher dabei eine tragende Rolle.

Entdeckungen im Buchland Brandenburg

Die "Tage des offenen brandenburgischen Buches" finden vom 3. – 6.10. statt. In 15 Orten wird es Lesungen, Buch- und Verlagspräsentationen geben. Am 3. 10., 11 Uhr, eröffnet eine viertägige Sonderausstellung "Schöne Bücher aus Brandenburg" im Kleist-Museum in Frankfurt (Oder). Informationen dazu auf Facebook unter @BrandenburgLesen