Morgens mit dem Hund eine große Runde Gassi gehen, ihn danach füttern, später mit ihm spielen, ihn fordern, damit er sich nicht langweilt. Der Hund, der abends eigentlich nie aufs Sofa darf - und dann doch darauf Platz nimmt. Der Hund, der blinde Menschen begleitet. Der Hund, der Schafe vor Wolfsrissen schützen soll oder Jägern zur Seite steht. Der Hund, der in Schulen und therapeutischen Einrichtungen hilft. So kennen wir die Vierbeiner. Es sind Haustiere in vielen Lebenslagen.
Aber der Hund als Nahrungsmittel, als beliebte Speise auf dem Mittagstisch? Unvorstellbar - zumindest in Mitteleuropa. Ganz anders sieht es dagegen in Asien aus. Ob sich das je ändern wird? Eine Intitiative versucht es zumindest.

Gestohlene Hunde werden einfach gegessen

Ein internationales Abkommen zum Verbot des Verzehrs von Hunden- und Katzenfleisch will eine Initiative namens World Dog Alliance (WDA) erreichen. Laut der Organisation werden in Asien jedes Jahr rund 30 Millionen Hunde geschlachtet und gegessen. 70 Prozent von ihnen seien gestohlene Haustiere, sagt Him Lo, Direktor für Rechtsangelegenheiten bei der WDA, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
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Hunde in Schwedt
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Schwedt
„Die Diebe fahren mit großen Lieferwagen in ländlichere Gegenden - und wenn beispielsweise ein Wachhund draußen sitzt, dann nehmen sie ihn einfach mit“, sagt Lo. In einem einzigen Lastwagen seien teils 300 bis 400 gestohlene Hunde.
Der Grund dafür sei, dass Hundefleisch in den meisten asiatischen Ländern als besonderes Nahrungsmittel gelte: „Sie glauben, dass es medizinische Eigenschaften hat, wie eine verbesserte Durchblutung oder die Heilung bestimmter Krankheiten“, sagt Lo. Dies sei Aberglaube, es gebe keine wissenschaftlichen Belege dafür.

Abkommen gegen Hundefleisch als Nahrungsmittel eher unwahrscheinlich

Ein internationales Abkommen sei schwierig durchzubringen, weil sich die meisten Länder nicht damit befassen wollten - nach dem Motto: „In unserem Land gibt es dieses Problem nicht“, erläutert Lo. „Es ist sehr traurig, dass der Tierschutz immer ganz unten auf der Prioritätenliste steht“, sagt Kike Yuen, Projektleiter bei der WDA.
Hinzu komme die Komplizität der politischen Beziehungen zwischen den Ländern. „Einige Politiker wollen die asiatischen Länder nicht verärgern“, sagt Yuen.

Verzehr von Hundefleisch in den USA seit 2018 verboten

Dennoch reklamiert die im Jahr 2014 von dem Unternehmer Genlin in Hongkong gegründete Organisation Erfolge für sich. Seit 2017 ist in Taiwan der Verzehr von Hunde- und Katzenfleisch verboten. In den USA ist das seit 2018 der Fall und in der chinesischen Stadt Shenzhen seit 2020.
„Hunde und Katzen gelten auf der ganzen Welt nicht nur als Tiere, sondern als Familienmitglieder, sogar in asiatischen Ländern“, sagt Lo. „Außerdem leisten Hunde enorm viel für unsere Gesellschaft, es gibt Spürhunde, Krebssuchhunde, Blindenhunde, Polizeihunde, um nur mal ein paar zu nennen.“
Der größte Unterstützer der Organisation sei die USA. „Wenn die deutsche Regierung bereit ist, mit der US-Regierung zu kooperieren, um ein internationales Abkommen auf den Weg zu bringen, wäre das wirklich unser oberstes Ziel“, sagt Lo. Ihre Hoffnung sei, dass immer mehr Länder folgten und damit das Ziel eines internationalen Abkommens erreicht werde.

Seit wann ist Hundefleisch in Deutschland als Nahrungsmittel untersagt?

In Deutschland ist rechtlich ganz genau festgeschrieben, welche Tiere nicht geschlachtet werden dürfen. Das regelt die Tierische Lebensmittel-Hygieneverordnung. So darf in Deutschland das Fleisch von Hunden und Katzen nicht zum menschlichen Verzehr in den Handel gebracht werden. Das ist letztlich kulturell bedingt, aber auch erst seit den 1986 gesetzlich geregelt. In der Schweiz dagegen gibt es übrigens kein generelles gesetzliches Verbot. Nur der Verkauf ist untersagt.
Dabei war insbesondere Hundefleisch lange Zeit in ganz Nordeuropa Bestandteil der Speisekarte von Menschen. Auf Wikipedia ist ein Foto zu sehen, das eine Hundemetzgerei in Frankreich in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts zeigt.