Azorenhoch, Islandtief, Gewitterfront und Hagelschauer – ganz egal, welche Wetterlage sich abzeichnet: Maxi Biewer vom RTL-Fernsehen erklärt Wetter auf ihre ganz eigene unkonventionelle Art. In der Regel kommt die Moderation aus dem Kölner Fernsehstudio, zuweilen aber auch aus einem Ziegenstall oder von der Zugspitze. Originell ist ihre Wetteransage meistens. Dabei hat die frühere Schauspielerin nie Meteorologie studiert.
In der Schule interessierte sich Maxi Biewer den eigenen Worten nach kaum für Hochdruckgebiete und Hurrikans. "Mit dreizehn kannte ich zwar alle Länder und Hauptstädte der Welt", so die gebürtige (Ost-)Berlinerin. "Mit dem Lernstoff Wetter sah es in Geografie aber eher mau aus." Doch das Thema holte Maxi Biewer später wieder ein. Ihre Philosophie: "Was man in der Schule nicht lernt, lässt einen das Leben nachsitzen. Und ich muss gestehen, in meinem Fall auch mit Begeisterung", schreibt sie in ihrem kürzlich erschienenen Buch "Ich mach‘ aus Regen Sonnenschein" (Eulenspiegelverlag). Die Lektüre ist keine klassische Biografie, enthält aber viele amüsante Storys, die mit ihrer Vita zusammenhängen. So beschwingt und manchmal etwas zappelig sie das RTL-Wetter präsentiert, so locker und leicht kommen ihre Buch-Geschichten daher. Das hat den Vorteil, dass auch der Laie Biewers Wetterkunde versteht.
Gelernt hat sie ursprünglich Elektronikfacharbeiter, wechselte aber Mitte der 80er Jahre zur Schauspielerei. Ihr Studium an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" schloss Maxi Biewer mit Diplom ab. Nach ersten Rollen u.a. in Schwänken des DDR-Fernsehens ("Maxe Bauman") beendete die politische Wende die große Schauspielkarriere. Im Buch beschreibt die Frohnatur, wie es sie nach Köln verschlug. Mit der Rhein-Metropole komme sie allerdings bis heute nicht klar, erklärt die 55-Jährige auf Nachfrage: "Köln ist eine recht regenreiche Ecke, im ersten Jahr war ich dauerkrank." "Deshalb wohne ich heute im Kölner Umland mit Blick in die Natur. Das ist viel besser", schmunzelt die Wetterfee. Im Kölner RTL-Büro sei sie der Arbeit wegen. Ihr Wohnort heißt aber Hennef.
Regelmäßig zieht es Maxi Biewer, die es auf bislang über 15000 Wettervorhersagen brachte, zu ihrem Ehemann nach Kanada. Das Flugziel heißt dann Québec, die französischsprachige Provinz im Osten des Landes. "Besonders mag ich Québec im August zur Maisernte", sagt die Globetrotterin, die sich auch in Mexiko und Frankreich wohlfühlt. "Alaska und andere US-Bundesstaaten möchte ich gern noch sehen", so die Frau, die in ihrer Freizeit gern klettert, segelt und taucht. Nach Berlin kommt sie nur noch selten, bedauert Maxi Biewer. "Ich habe noch meinen Bruder und seine Familie, aber auch Freunde in Berlin. Bei jedem Besuch versuche ich etwas zu besichtigen, was ich noch nicht kenne. Immerhin bin ich jetzt schon 25 Jahre weg."
Einen Lieblingskiez hat sie aber immer noch: "Das ist das wunderbar grüne und von Wasser durchzogene Köpenick." Im heutigen Treptow-Köpenick wuchs die Wetter-Moderatorin auf. In Berlins Stadtmitte ist sie dagegen meist dienstlich unterwegs und erfreut sich dem eigenen Bekunden nach an neuen und historischen Gebäuden. "Ich kenne den Berliner Dom noch mit Schutthaufen von den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg sowie die Ruinen am Gendarmenmarkt. Da merkt man, dass man doch schon etwas länger lebt", so das bekannte Fernsehgesicht nachdenklich. In Brandenburg gefällt ihr der Spreewald am besten. "Meine Oma kam von dort. Als Kind war ich oft im Spreewald. Auch den Bötzsee bei Strausberg kennt sie gut. "Als Kinder waren wir mit unserer Mutter oft am, im und auf dem See", blickt Maxi Biewer zurück.
Ihr "Sonntagsfrühstück" falle eher unspektakulär aus – egal, ob im Berliner Hotel, in Köln oder Kanada: "Mein Frühstück besteht meist aus Kaffee, Kaffee, Kaffee. Wenn ich im Kölner Büro bin – auch das kommt im Schichtdienst sonntags oft vor – organisieren wir meist ein sehr ausgiebiges Frühstück und jeder in der Wetterredaktion bringt etwas mit." In Kanada gibt es dagegen meist Toast mit Frischkäse sowie "Orangensaft gegen die Demenz".
Obwohl Maxi Biewer ihren heutigen Beruf nie lernte und auch keine journalistische Ausbildung absolvierte, wird sie von Kollegen akzeptiert. Die Familie der TV-"Wetterfrösche" sei letztlich sehr klein, so die Frau mit dem gewinnenden Lachen. "Ich bin in regelmäßigem Kontakt zu meinen Kollegen, die zum Teil Freunde sind. Es gibt dabei keinen Unterschied zwischen Privatfernsehen und öffentlich-rechtlichen Sendern." Einer, der ihr Buch sehr mag, ist ARD-Wettermoderator und Meteorologe Sven Plöger.
Natürlich habe sie sich Mitte der 90er Jahre gefragt, ob sie Meteorologie studieren soll. "Ich habe mich dagegen entschieden. Denn erstens hatte ich immer nur Verträge, die auf ein oder maximal zwei Jahre befristet waren. Zweitens hatte ich eine Halbtagsstelle und für den verbliebenen Rest des Monats reiste ich sehr gern", schreibt Biewer im Buch. Eine weitere Überlegung war: Wenn sie die Physik der Atmosphäre besser verstehe, habe das nicht zwangsläufig einen Mehrwert für Fernsehzuschauer.
So wird Maxi Biewer bis heute vor jedem Moderationstag von einem gelernten Meteorologen gebrieft. Dabei geriet sie der Lektüre zufolge auch mal an einen Griesgram, bei dem es beinahe immer regnete, obwohl Wettermodelle am Computer auch anders deutbar waren. Das änderte sich, als eine neue Frau in sein Leben trat. Fortan habe er in Vorgesprächen eher die Sonnenlücken in Tiefdruckgebieten betont, amüsiert sich Maxi Biewer noch heute.
Die Ex-Berlinerin wünscht sich insgesamt eine höhere Priorität der Wetteransagen in Funk und Fernsehen. Gemessen an der Bedeutung von Wetterprognosen hält sie die Sendezeit für deren Verbreitung für zu gering. Das ändere sich auch nur selten vor Feiertagen oder bei Unwetterlagen. Im Buch heißt es dazu: "Habe ich eine Zeitvorgabe von zum Beispiel anderthalb Minuten, dann sollte ich auch nicht fünf Sekunden überziehen. Selbst das Argument, wir, die Wettermenschen müssen Sie heute informieren und warnen, denn ihr, die News-Menschen, habt das Ergebnis und die Bilder morgen in den Nachrichten, hilft meist nicht."
Zum Schluss muss natürlich noch die Frage geklärt werden, wo denn nun wirklich die sonnenenreichste Gegend Deutschlands liegt: "Abgesehen von der Zugspitze sind es Zinnowitz auf Usedom und Rügen. Am Alpenrand und in den Alpen selbst herrscht oft Föhn, der zwar die Wolken vertreibt, aber bei wetterfühligen Menschen oft Kopfschmerzen verursacht." Im Vergleich zu Süddeutschland habe der Nordosten beim Sonnenschein klar die Nase vorn. "Aber in Freiburg kommt der Frühling garantiert früher als auf Usedom." Maxi Biewers liebstes Wetter ähnelt dem der meisten Mitteleuropäer, wie sie findet. "Den Winter mag ich durchaus, aber im April darf er gern vorbei sein. Bei 25 Grad plus und Sonnenschein fühle ich mich sehr wohl."