Der Abschluss der Konferenz wurde so zum Sinnbild einer Veranstaltung, auf der man sich einfach nicht einigen konnte. Mit 43 Überstunden benötigte man in Madrid länger als je zuvor für eine Übereinkunft. Vergeblich. Zentrale Fragen wurden vertagt, herausgekommen ist ein Minimalkompromiss. Mehr war in dem Format, das auf Konsens ausgelegt ist, nicht drin – es war Angela Merkels Politik als Kunst des Möglichen in der spanischen Version.
Das magere Ergebnis ist bedauerlich und verstört nicht nur Klimaaktivisten. Gebremst haben in der spanischen Hauptstadt die üblichen Verdächtigen: Brasilien, Australien und die USA. Angesichts der Krise des Multilateralismus, die die Welt momentan erlebt, war kaum anderes zu erwarten. Es hätte jedoch durchaus schlimmer kommen können. Wenn etwa überhaupt kein Dokument zustande gekommen oder Klimaziele aufgeweicht worden wären.
Stattdessen haben sich 120 Vertragsstaaten zur Klimaneutralität bekannt. Früher destruktive Länder wie etwa Russland haben sich laut Beobachtern diesmal zurückgehalten. Und die Entwicklungen in Schwellenländern geben ebenfalls Grund zur Hoffnung: Die Hälfte aller Kohlekraftwerke in China schreibt rote Zahlen. Und Indien wird mindestens die Hälfte jener Meiler, die vor 2015 geplant waren, nicht bauen.
In Erinnerung jedoch wird vor allem die Europäische Union bleiben: Als erster Kontinent hat sie sich mit der Ankündigung des "Green Deals" auf den Weg in eine Wirtschaft ohne Öl, Gas und Kohle begeben. Alle Hoffnungen ruhen nun auf dem kommenden Jahr, wenn es gilt, noch mehr Staaten auf diesen Weg mitzunehmen.
2020 wird sich entscheiden, ob der Geist von Paris noch lebt. Dann ist es an der Zeit, die nationalen Klimaziele nach oben zu schrauben, wie 2015 in der französischen Hauptstadt beschlossen. Dass die USA unter Präsident Trump von diesem Weg abgekommen sind, ist dabei nicht völlig irreversibel.
Umso mehr Verantwortung kommt nun jedoch auf Deutschland und Europa zu. Berlin wird im Rahmen der EU-Präsidentschaft ein Gipfeltreffen mit China organisieren. Gelingt Peking und Brüssel ein ähnlicher Schulterschluss wie im Vorfeld von Paris, als China und die USA Vertrauen aufgebaut und so das historische Abkommen erst ermöglicht haben, könnte dies ein entscheidender Impuls für die Klimakonferenz im kommenden Jahr in Glasgow werden.
Es ist also etwas in Bewegung. Wahr ist jedoch auch, dass das Tempo, in dem die Staaten Wirtschaft und Energieversorgung ordnen, nicht Schritt hält mit der überraschend schnell voranschreitenden Erhitzung der Erde. Auf Konferenzen Ziele zu verkünden, reicht deswegen nicht aus. Nötig sind mehr konkrete Taten. Auch wenn das heißt, dass manche Länder dafür voran gehen müssen.