Der 1. FC Union Berlin hat am Donnerstag zwar nur eine einzige Übungseinheit im Trainingslager in Bramberg am Wildkogel absolviert – aber die hatte es am Vormittag in sich. Erstens, weil mit Benedict Hollerbach vom SV Wehen Wiesbaden der mittlerweile siebte Neuzugang erstmals mit den Eisernen trainierte. Und zweitens war da auch noch das vorzeitige Trainingsende von Sheraldo Becker.
Nach gut einer Stunde ging Becker vom Platz. So mancher Beobachter wollte zuvor einen kurzen Griff in Richtung Leiste gesehen haben. Am Rande des Rasens sprach er dann minutenlang und gestenreich mit Manager Oliver Ruhnert. Auch Physiotherapeut Sven Kuhlbrodt gesellte sich dazu. Letztlich zog sich Becker die weißen Fußballschuhe aus und verschwand.
In jedem Fall gingen die taktischen Übungen des Teams ohne den besten Torschützen der vergangenen Bundesliga-Saison weiter. Unter den gut 200 Anhängern der Eisernen, die hier in Bramberg vor Ort sind, wurde sogleich spekuliert: Wie schlimm ist die mögliche Verletzung einen Tag vor dem ersten Testspiel am Freitag in Saalfelden gegen den Erstligisten Pafos FC aus Zypern (16 Uhr)? Oder ist es gar das Ende von Beckers Zeit in Köpenick?
Immerhin gilt der Topstürmer des 1. FC Union als heißer Wechselkandidat. Sheraldo Becker wurde bereits im Winter mit mehreren englischen Clubs in Verbindung gebracht. Zuletzt vermeldete „Bild“, dass der Weg des 28-jährige Niederländers eher nach Italien führen könnte. Am Rande des Trainingslagers in Bramberg hat sich Becker im Gespräch mit dem „rbb“ auch zu seiner Zukunft geäußert. „Wir leben in Berlin, einer unglaublichen Stadt. Aber natürlich habe ich die Ambitionen, irgendwann auch noch einmal in einer anderen Liga zu spielen. Ich forciere das aber nicht“, versicherte Becker: „Ich bin hier wirklich sehr glücklich und habe im Training immer ein Lächeln auf dem Mund. So habe ich schon mein ganzes Leben gelebt. Wenn es passieren soll, passiert es und falls nicht, ist das auch in Ordnung.“
Vom Lächeln des Stürmers und natürlich auch von seinen Toren können sich die Fans hier in Österreich jeden Tag auf dem Trainingsplatz überzeugen. Lustlosigkeit, weil ein Vereinswechsel bevorsteht? Keine Spur! Im Gegenteil: Becker wirkte zuletzt hochmotiviert, aber auch irgendwie gelöst und locker.
Aber auch im Verein weiß man natürlich von den Wechselambitionen des Topstürmers. „Ob Sheraldo noch wechselt oder nicht, das werden wir sehen. Es ist ja bekannt, dass er für sich privat auch wirtschaftlich noch mal einen Schritt machen will. Das akzeptieren wir als Verein. Das ist nichts Schlimmes“, erklärte Präsident Dirk Zingler am Mittwoch am Rande des Trainingslagers. In jedem Fall würde Union Berlin im Falle eines Wechsels von Becker zwar eine staatliche Ablösesumme kassieren – die Rede ist von rund 15 Millionen Euro. Aber man würde eben auch seinen besten Stürmer verlieren. Die Wechselfrist läuft noch bis zum 31. August.
Im Trainingslager in Bramberg gab es am Donnerstagnachmittag zumindest Entwarnung in Sachen Verletzung. Sheraldo Becker sei nicht verletzt. Er habe das Training lediglich früher beendet, um eine Verletzung zu vermeiden, teilte der Verein auf Nachfrage mit. Mit Blick auf das bevorstehende Testspiel? Oder womöglich einen Wechsel? Das blieb offen.
Benedict Hollerbach kommt von Wehen Wiesbaden
Für Benedict Hollerbach geht die Zeit bei den Eisernen jetzt erst so richtig los. Der 22 Jahre alte Stürmer ist mit dem SV Wehen Wiesbaden in die 2. Liga aufgestiegen. Die Ablösesumme soll bei rund zwei Millionen Euro liegen. Hollerbach wurde in den zurückliegenden Wochen auch mit dem 1. FC Köln in Verbindung gebracht. Letztlich machte aber Union Berlin das Rennen.
Im Team von Cheftrainer Markus Kauczinski hatte Hollerbach mit 14 Toren sowie fünf Vorlagen großen Anteil am Höhenflug des SV Wehen Wiesbaden. In der erfolgreichen Relegation gegen Arminia Bielefeld Anfang Juni erzielte der in Starnberg geborene Stürmer weitere drei Treffer. Mit dem Wechsel zu Union Berlin gehe für ihn „der Traum von der Bundesliga in Erfüllung“, wird der Neuzugang in der Vereinsmitteilung zitiert: „Das war immer mein Ziel und jetzt will ich alles dafür geben, dass ich meine Entwicklung erfolgreich fortsetzen und mich in den Dienst der Mannschaft stellen kann.”
Eine der großen Stärken von Benedict Hollerbach ist seine Schnelligkeit, von der er in den Eins-gegen-eins-Situationen profitiert – übrigens genau wie Wechselkandidat Sheraldo Becker. Ob beide Stürmer in der kommenden Saison gemeinsam auf dem Rasen stehen, muss sich jedoch erst noch zeigen. Denn die Wechselfrist endet schließlich erst in fünf Wochen.
Union Präsident Dirk Zinger im Interview
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