Über dem Stadion an der Alten Försterei schwebte am Samstag für beide Teams der verlockende Traum von einer Millionen-Einnahme in der Champions League. 15,64 Millionen Euro lautet die schwindelerregende Zahl – so viel kassieren in dieser Saison die Teilnehmer an der Königsklasse allein für die Teilnahme an der Gruppenphase. Nach dem Schlusspfiff lag dann ein rot-weißer Jubelsturm in der Luft über Köpenick. Und es galt, einen ganz besonderen Jubel zu erklären.
Union Berlin ist durch den 4:2 (3:0)-Sieg gegen den SC Freiburg ganz nah dran an den Champions-League-Millionen. Mit 59 Punkten haben die Eisernen drei Punkte Vorsprung gegenüber Freiburg. Die Königsklasse in Köpenick wird nach 32 von 34 Spieltagen immer realistischer.
Die Europa League ist dank des mittlerweile schon 17. Saisonsieges seit Samstag fix. „Zum zweiten Mal, Wahnsinn. Ich kann es im Moment noch nicht so richtig fassen“, räumte Trainer Urs Fischer ein.
Union Berlin startet stark
Zumal die Gastgeber pünktlich zur entscheidenden Saisonphase ihre beste erste Halbzeit seit langem auf den Rasen im ausverkauften Stadion an der Alten Försterei zimmerten. Nach den Treffern von Kevin Behrens (5. Minute) sowie dem Doppelpack von Sheraldo Becker (36., 38.) lagen sie mit 3:0 in Führung. Freiburg kam zwar durch die Treffer von Manuel Gulde (56.) und Vincenco Grifo (70., Foulelfmeter) zum Anschluss. Mit dem 4:2 von Aissa Laidouni (80.) war Union aber endgültig auf der Siegerstraße und damit auf dem Weg in Richtung Champions League.
„Es ist unglaublich, das war eine sehr gute Leistung von uns heute. Vor allem die erste Halbzeit war sehr gut. Das ist ein sehr wichtiger Sieg“, sagte Doppeltorschütze Sheraldo Becker. Seinen ersten Treffer feierte der Stürmer mit einer Spidermann-Maske. Der Jubel mit der Maske sei für seine drei Söhne bestimmt gewesen, erklärte Becker anschließend. Die Gelbe Karte von Schiedsrichter Marco Fritz nahm der Mann des Spiels dafür gern in Kauf.
Es war aus Sicht der Gastgeber ein Fußballnachmittag mit einem zunächst perfekten Drehbuch. Den ersten emotionalen Höhepunkt gab es schon vor dem Anpfiff. Kapitän Christopher Trimmel wurde für seinen 300. Einsatz im Trikot der Eisernen geehrt. Zuletzt musste der Linksverteidiger meistens mit der Rolle des Ersatzspielers vorliebnehmen. Diesmal durfte Trimmel von Anfang ran. Neben dem Ticket für die Startelf gab es noch ein großes Bild sowie den obligatorischen Blumenstrauß für den Österreicher, der seit 2014 in Köpenick spielt.
Das frühe Führungstor bereits in der 3. Minute war ein lupenreines Stürmertor – davon hatten die Eisernen zuletzt ja nicht allzu viele in petto. Kevin Behrens legte nach einem langen Flugball aus der eigenen Hälfte per Kopf auf den schnellen Sheraldo Becker ab, der erneut Behrens mit einem Querpass bediente. Dessen platzierter Flachschuss landete unerreichbar für Freiburgs Torhüter Mark Flekken im langen Eck – es war der Dosenöffner für diese Partie.
Die Gastgeber waren auch in der Folgezeit die spielbestimmende Mannschaft. Union Berlin schaltete nach Balleroberungen immer wieder mit hohem Tempo um. Freiburg dagegen hatte große Mühe, überhaupt in die Nähe des Berliner Strafraums zu kommen.
„Achterbahnfahrt“ für Union Berlin
Lief das Drehbuch dieser ersten Halbzeit ein wenig zu perfekt? Es hatte ganz den Anschein, denn spätestens mit der Einwechslung von Toptorschütze Michael Gregoritsch in der 53. Minute wurde das Freiburger Offensivspiel deutlich besser. Kurz danach traf Manuel Gulde zum 1:3 (56.). In der 70. Minute bescherte Vincenco Grifo mit seinem frechen Elfmeter-Lupfer zum 2:3 diesem Spiel dann eine dramatische Schlussphase. Nach dem Kontertor durch Aissa Laidouni (4:2, 80.) retteten noch einmal der Pfosten sowie Morten Thorsby auf der Linie für die Eisernen.
Das Fazit von Union-Trainer Urs Fischer: „Was uns der Gegner in der ersten Halbzeit angeboten hat, haben wir sehr effektiv angenommen. In der zweiten Halbzeit waren wir zu passiv. Es war dann eine Achterbahnfahrt. Das 4:2 kam zur richtigen Zeit.“
Sein Freiburger Trainerkollege Christian Streich wartete nach dem Spiel mit bemerkenswerter Selbstkritik auf. „Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe Lukas Kübler aufgestellt, der in dieser Woche krank war“, räumte Streich ein: „Ich dachte, es ist alles okay, aber nichts war okay. Er hatte dann Kreislaufprobleme. Das war mein Fehler. Wir sind sehr enttäuscht, weil wir ein Spiel, in dem es um viel ging, verloren haben.“