Für rund sechs Millionen Euro war Jordan Siebatcheu im Sommer zu Union Berlin gewechselt. Mit Boni soll die Ablöse sogar auf bis zu acht Millionen steigen können. Klar, dass mit so einer Summe gewisse Erwartungen einhergehen und die schien der US-Amerikaner mit französischen Wurzeln anfangs voll zu erfüllen.
Gleich im ersten Bundesliga-Spiel traf der 26-Jährige und dann auch noch zur 1:0-Führung im Berliner Stadtderby gegen Hertha BSC, das die Köpenicker am Ende mit 3:1 gewannen. Nach sieben Spieltagen hatte Siebatcheu drei Tore und zwei Vorlagen auf dem Konto. Es würden jedoch vorerst seine letzten Treffer bleiben, denn seit Oktober kamen keine mehr hinzu.

Jordan Siebatcheu meldet sich bei Union Berlin mit dem Siegtreffer gegen Mainz 05 zurück

Es hakte ein wenig beim großgewachsenen Mittelstürmer und auch die gesamte Mannschaft zeigte in den letzten Spielen vor der Winterpause unbekannte Schwächen. Besonders die 1:4 und 0:5-Klatschen in Freiburg und Leverkusen waren für die sonst so defensivstarke Mannschaft völlig ungewöhnlich. Der Köpenicker Höhenflug schien auf Normalmaß zurückgestutzt zu werden.
Es kam anders, Union nutzte die durch die WM in Katar verlängerte Winterpause und meldete sich 2023 beeindruckend zurück. Aller vier Bundesligaspiele gewannen die Eisernen und zogen im DFB-Pokal ins Viertelfinale ein. Auch Siebatcheu ist wieder da, traf zum 2:1-Sieg gegen Mainz, beendete damit seine Torflaute und bereitet seinem Trainer ein Luxusproblem.
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Zuvor hatte nämlich Siebatcheus Sturmkonkurrent Kevin Behrens bereits getroffen, doch neben dem gesetzten Sheraldo Becker ist nur für einen der beiden Torjäger Platz. „Das Kopfzerbrechen wird weitergehen, die zwei lassen mir keine einfache Wahl. Ich freue mich für Jordan, dass er endlich wieder treffen konnte“, sagte Trainer Urs Fischer. „Was gibt es Schöneres, als wenn du als Trainer die Qual der Wahl hast?“
Freude: Urs Fischer hat momentan gut Lachen – auch wenn der breite Kader ihm die Auswahl nicht immer einfach macht.
Freude: Urs Fischer hat momentan gut Lachen – auch wenn der breite Kader ihm die Auswahl nicht immer einfach macht.
© Foto: Andreas Gora

Bei Union Berlin herrscht nicht nur im Sturm großer Konkurrenzkampf

Die hat Fischer nicht nur im Sturm, auch die anderen Positionen im Kader sind mindestens doppelt besetzt. Im Mittelfeld spielte gegen Mainz 05 Paul Seguin, für den es in der Hinrunde oft nur zu Kurzeinsätzen gereicht hatte. Zuletzt sah das anders aus, erst traf Seguin Ende Januar im Derby gegen die Hertha zum 2:0 und bereitete nun gegen Mainz das wichtige 1:0 vor.
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„Seguin wendet viel auf, er schließt Räume und ist sich nicht zu schade, ganz nach hinten zu laufen. Er versucht aber auch, mit dem Ball etwas zu kreieren. Er hat eine gewisse Ruhe am Ball. Das brauchst du, um dich aus Drucksituationen des Gegners zu lösen“, lobte Fischer.
Am Ball: Paul Seguin ist nicht nur zweikampfstark, sondern weiß auch mit dem runden Leder am Fuß etwas anzufangen. Der Mittelfeldspieler ist nicht der einzige, der bei Union Berlin für einen großen Konkurrenzkampf sorgt.
Am Ball: Paul Seguin ist nicht nur zweikampfstark, sondern weiß auch mit dem runden Leder am Fuß etwas anzufangen. Der Mittelfeldspieler ist nicht der einzige, der bei Union Berlin für einen großen Konkurrenzkampf sorgt.
© Foto: Andreas Gora/dpa
Wie gut der Berliner Kader ist, wurde auch deutlich, als Seguin zusammen mit Kevin Behrens und Jerome Roussillon ausgewechselt wurde. Für sie kamen Niko Gießelmann, Morten Thorsby und Jordan Siebatcheu. Fünf Minuten später flankte Gießelmann und Thorsby brachte irgendwie so seinen Kopf an den Ball, dass er vor den Füßen von Siebatcheu landete. Der Joker fackelte nicht lange und jagte das Leder volley zum Siegtreffer ins Netz. „Das erwarte ich von ihnen, dass sie nochmals Dampf machen und frischen Wind bringen. Dass das so aufgeht, ist toll, das freut mich“, sagte Fischer nach Abpfiff.

Paul Seguin fehlt im Kader von Union Berlin für die Europa League

Bei Thorsby war die Freude ebenso groß: „Das war super heute. Mein erstes Spiel seit fast drei Monaten und dann direkt die Vorlage zum Sieg-Tor, das fühlt sich gut an“, erklärte der Norweger. Der Mittelfeldmann ist einer der 23 Spieler, die Union Berlin für die K.O.-Phase der Europa League gemeldet hat.
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Auch diese Liste zeigt wieder die Qualität im Köpenicker Kader. Der formstarke Paul Seguin ist nicht dabei, auch Neuzugang Milos Pantovic fehlt. Gestandene Bundesliga-Spieler wie Kevin Möhwald oder Levin Öztunali schaffen es ebenfalls nicht auf die Liste, anders als Seguin spielten sie in dieser Saison allerdings auch gar keine Rolle.
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Zumindest bei diesen beiden Spielern dürfte es Fischer also nicht schwergefallen sein, sie zu streichen. Ansonsten ähnelt die Auswahl des Spieltagskaders mehr der Qual der Wahl. Schlaflose Nächte bereitet das dem Schweizer Trainer aber nicht. Fischer lässt sich seine Nachtruhe weder von der Spielerauswahl noch vom Ergebnis ruinieren: „Ich schlafe immer gut – sei es nach Niederlagen oder nach Siegen. Das ist auch eine Qualität.“

Der Kader von Union Berlin für die Europa League

Tor: Frederik Rönnow, Lennart Grill, Yannic Stein
Abwehr: Danilho Doekhi, Paul Jaeckel, Robin Knoche, Josip Juranović, Diogo Leite, Jérôme Roussillon, Niko Gießelmann, Christopher Trimmel
Mittelfeld: Janik Haberer, Rani Khedira, Aljoscha Kemlein, Aïssa Laïdouni, Tim Maciejewski, András Schäfer, Morten Thorsby
Angriff: Sheraldo Becker, Kevin Behrens, Jamie Leweling, Sven Michel, Jordan Siebatcheu

Die Tabelle der Fußball-Bundesliga