Die spannende Frage am Sonntagnachmittag im Stadion An der Alten Försterei lautete: Wie steckt Union Berlin die erneute Niederlage in der Europa League weg? Die Antwort: Im Stile eines Tabellenführers der Fußball-Bundesliga.
Die Eisernen gewannen das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg mit 2:0 (0:0) und gehen damit als Spitzenreiter in die Länderspielpause. Richtig gelesen – Union Berlin bleibt Spitzenreiter der Bundesliga. „Ich finde, diesen Sieg haben wir wirklich verdient. Was die Mannschaft in der 2. Halbzeit gezeigt hat, war sehr reif – ich bin beeindruckt“, lobte Union-Trainer Urs Fischer. „Drei Tage nach einem schwierigen Europapokal-Spiel hat die Mannschaft sehr viel aufgewendet, um dieses Spiel zu gewinnen. Das war eine tolle Leistung.“
Vor 22.012 Zuschauern erzielte Jordan Siebatcheu in der 54. Minute die Führung für die Gastgeber aus Köpenick. Sheraldo Becker erhöhte auf 2:0 (78.). Union Berlin ist damit saisonübergreifend seit mittlerweile 14 Meisterschaftsspielen ohne Niederlage.
Nach dem 0:1 bei Sporting SC Braga am Donnerstag steht Union Berlin in der Europa League dagegen bereits mit dem Rücken zur Wand. Zwei Spiele, zwei Niederlagen – in den verbleibenden vier Partien müssen die Eisernen jetzt sechs Punkte aufholen, um in diesem Wettbewerb zu überwintern.
Timo Baumgartl feiert Comeback in der Bundesliga
Trainer Urs Fischer veränderte die Startelf im Vergleich zur Niederlage in Braga auf drei Positionen. Die bemerkenswerteste Änderung: Timo Baumgartl feierte vier Monate nach der Hodenkrebs-Erkrankung sein Startelf-Comeback in der Bundesliga. Anfang September war der 26-jährige Innenverteidiger nach erfolgreicher Behandlung ins Training zurückgekehrt. Im Mai hatte sich Baumgartl wegen eines Tumors im Hoden einer Operation unterzogen und anschließend mehrere Chemotherapie-Zyklen erfolgreich hinter sich gebracht.
Bereits am vergangenen Wochenende beim 1. FC Köln (1:1) hatte Baumgartl den Sprung in den Kader geschafft, blieb aber ohne Einsatz. Er habe Baumgartl gefragt, ob er sich bereit fühle, erklärte Fischer vor der Partie bei DAZN. „Es ist an der Zeit, ihn reinzuwerfen“, sagte der Schweizer.
Zweikämpfe prägen Spiel von Union Berlin
Es war in der 1. Halbzeit kein Spiel für Fußball-Feinschmecker. Die Eisernen machten zwar sofort viel Druck auf die Gäste aus Wolfsburg und kamen auch schon nach 40 Sekunden zum ersten Abschluss durch Janik Haberer. In der Folgezeit prägten dann aber viele Zweikämpfe die durchaus intensive Partie. Torchancen hatten dagegen Seltenheitswert, weil beide Abwehrreihen nicht viel zuließen.
Es dauerte bis zur 47. Minute, ehe die Fans der Eisernen wieder den Torschrei auf den Lippen hatten – eine ganz schön lange Zeit. Der bis dahin eher unauffällige Jordan Siebatcheu setzte den Ball knapp neben den rechten Pfosten. Kurz danach machte Siebatcheu es jedoch besser. Denn er machte genau das, wofür Torjäger auf dem Rasen: Er traf nach feiner Vorarbeit des schnellen Sheraldo Becker auf der linken Außenbahn per Kopf zur Führung der Eisernen (54.).
Nach 62 Minuten bekam Timo Baumgartl bei seiner Auswechslung dann Szenenapplaus von den Union-Fans. Mit seinem Comeback und auch mit dem Spiel war Baumgartl hochzufrieden: „Auf diesen Moment habe ich lange hingearbeitet. Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Wir waren mit dem Ball gut und auch gegen den Ball gut. Es war ein überzeugender Sieg.“
Das Comeback des Innenverteidigers bildete zweifellos den emotionalen Höhepunkt dieser Partie. Die sportliche Entscheidung fiel mit dem zweiten Berliner Tor durch Sheraldo Becker (78.).
Union Berlin als Spitzenreiter in die Pause
Während der 1. FC Union mit dem Hochgefühl des Spitzenreiters in die Länderspielpause geht, bleibt es für den Ex-Berliner Niko Kovac in Wolfsburg weiter ungemütlich. Der VfL rutschte auf den vorletzten Tabellenplatz ab. Für Kovac, der kürzlich Max Kruse aus dem Kader verbannt hatte, stehen nur fünf Punkte aus sieben Spielen zu Buche. In der Schlussphase gab es dann auch noch Spott von den Rängen. „Ohne Kruse habt ihr keine Chance“, sangen die Union-Fans.
Union Berlin - VfL Wolfsburg 2:0 (0:0)
Union Berlin: Rönnow – Baumgartl (62. Jaeckel), Knoche, Leite - Trimmel, Khedira, Gießelmann – Schäfer (76. Seguin), Haberer (62. Thorsby)- Becker (87. Michel), Siebatcheu (87. Behrens).
VfL Wolfsburg: Casteels - Baku, Lacroix, van de Ven, Paulo Otavio (69. Gerhardt) - Arnold, Franjic (79. Paredes) – Svanberg (60. F. Nmecha), Brekalo (79. Kaminski) - L. Nmecha, Waldschmidt (60. Marmoush).
Tore: 1:0 Siebatcheu (54.), 2:0 Becker (78.); Schiedsrichter: Schröder (Hannover); Zuschauer: 22.012 (ausverkauft); Gelbe Karten: –/–.
Lesen Sie bei MOZ.de mehr zum Fußball-Bundesligisten 1. FC Union Berlin