Die sportliche Abfuhr war deutlich, die Enttäuschung spürbar, die Analyse schmerzhaft: Der 1. FC Union Berlin muss mit dem Aus in der Europa League den ersten echten Rückschlag in dieser bislang so erfolgreichen Fußball-Saison wegstecken.
Die Eisernen aus Köpenick stehen vor dem wichtigen Bundesliga-Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am Sonntag (15.30 Uhr) am Scheideweg. Die entscheidende Frage nach der 0:3-Niederlage bei Union Saint-Gilloise lautet: Kann die Mannschaft von Trainer Urs Fischer den negativen Trend der vergangenen Wochen brechen und in die Erfolgsspur zurückkehren?

Union Berlin – das ist die große Gefahr

Für Frust sorgt bei Union Berlin vor allem die Art und Weise der Niederlage am Donnerstagabend in Berlin. Sie fiel auch in dieser Höhe verdient aus – Union Saint-Gilloise war in den gesamten 90 Minuten in diesem Achtelfinale die bessere Mannschaft.
Aber warum? Die Antwort ist schmerzhaft: Union Berlin hat ausgerechnet im wichtigsten internationalen Spiel der Vereinsgeschichte nicht gespielt wie Union Berlin. „Wir sind nicht als Mannschaft aufgetreten“, kritisierte Kapitän Christopher Trimmel. Rani Khedira betonte: „Wir wurden über 90 Minuten abgefertigt. Das war nicht Union-Berlin-like.“ Das ist eine harte Selbstkritik.
Die Signale am Donnerstagabend waren alarmierend. Union Berlin wirkte müde, körperlich und auch mental. Man habe mit Ball erneut keine spielerischen Lösungen gefunden, räumte Trainer Urs Fischer ein. Ein Problem, das die Mannschaft zwar schon seit Wochen mit sich rumschleppt. So akut wie im Moment war es aber noch nie.
Vor allem in der Offensive sind die Zahlen mittlerweile Besorgnis erregend. Gegen Saint-Gilloise blieben die Eisernen erneut ohne eigenen Torerfolg. Toptorjäger Sheraldo Becker hat in diesem Jahr überhaupt noch nicht getroffen. Seit dem 2:1 bei RB Leipzig am 11. Februar steckt Union Berlin in der Ergebnis-Krise. In den folgenden acht Spielen gab es nur einen einzigen Sieg.

Union Berlin – das ist die große Chance

Die permanente Dreifach-Belastung in der Bundesliga, im DFB-Pokal und in der Europa League hat die Mannschaft in den vergangenen Wochen an ihre Grenzen gebracht. Der Kader wurde zwar im Sommer vergrößert und im Winter noch einmal punktuell verstärkt – dennoch konnte die Rotation die Belastung nur bedingt abmildern. Es ist auffällig, dass vor allem Leistungsträgern wie Christopher Trimmel oder Robin Knoche zuletzt entscheidende Patzer unterliefen. Auch Diego Leite stand am Donnerstag neben den Schuhen. „Wenn du solche Fehler machst, und das nicht erst seit heute, musst du dich nicht wundern“, kritisierte Trainer Urs Fischer mit ungewohnter Deutlichkeit.
Die gute Nachricht lautet: Ab sofort hat Union Berlin einen Wettbewerb weniger im Terminkalender. Die Zeit der englischen Wochen ist also erst einmal vorbei. Zudem geht die Bundesliga nach diesem Wochenende in eine einwöchige Länderspielpause. Für die Eisernen ist es die große Chance, gerade rechtzeitig vor der entscheidenden Saisonphase die Akkus wieder aufzuladen.
Wie das funktionieren kann, haben die Köpenicker bereits bewiesen. Im November gingen sie ebenfalls auf dem Zahnfleisch und taumelten der Winter- und WM-Pause entgegen. Im neuen Jahr kam Union dann mit frischen Kräften zurück und startete eine Siegesserie.

Union Berlin – jetzt kommt Eintracht Frankfurt

Einmal muss sich die Mannschaft vor der Länderspielpause noch aufraffen. Am Sonntag gastiert Eintracht Frankfurt im Stadion an der Alten Försterei. Es ist ein wegweisendes Spiel um die internationalen Startplätze für die kommende Saison. Im Moment zeichnet sich ein Vierkampf zwischen RB Leipzig, Union Berlin, SC Freiburg (alle 45 Punkte) und eben Frankfurt (40) ab. Viel wird davon abhängen, welches Team die Europapokal-Enttäuschung in dieser Woche am besten wegstecken kann. RB Leipzig und Frankfurt schieden in der Champions League aus, für Union und Freiburg war in der Europa League ebenfalls Endstation.
„Jetzt müssen wir das schnell abhaken und uns auf das nächste Spiel am Sonntag konzentrieren”, gab Danilho Doekhi die Devise für das Heimspiel der Eisernen gegen Frankfurt aus. Auch Christopher Trimmel ist optimistisch: „Der Trainer wird die richtigen Worte finden, der Präsident wird die richtigen Worte finden, da bin ich guter Dinge. Wie ich die Mannschaft kenne, wird sie ein bisschen zusammensitzen, weil wir eine gute Mentalität haben.“ Anders ausgedrückt: Union Berlin muss ganz schnell wieder Union Berlin werden.
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