Dieser viel zitierte Satz von Oliver Ruhnert gehört mittlerweile zum 1. FC Union Berlin wie das Stadion An der Alten Försterei zu Köpenick. Ein Kader sei „bis zum Ende der Transferperiode fragil“, wiederholt der Union-Manager gebetsmühlenartig, wenn es um mögliche Neuzugänge und Abgänge geht.
Deshalb sollten sich die Fans den 1. September ganz dick im Kalender anstreichen und am besten dazu noch 18 Uhr vermerken. Denn dann endet die Sommer-Transferperiode in der Fußball-Bundesliga. Und bis dahin bleibt der Kader für die Champions-League-Saison eben fragil, also zerbrechlich. Übersetzt in die Fußballfachsprache bedeutet das so viel wie: Es kann noch Veränderungen geben. Und es wird sie im Fall von Union Berlin vermutlich auch geben
Trainer Urs Fischer hatte nach dem 4:1-Testspielsieg gegen Atalanta Bergamo am Samstag betont: „Letztlich müssen wir versuchen, vorbereitet zu sein. Wir wissen, wie das Fußballgeschäft läuft. Es gilt, bereit zu sein.“
Das gilt sowohl bei Abgängen als auch bei Neuzugängen. Der Kader des 1. FC Union für die neue Bundesliga-Saison steht – aber bleibt das auch so? MOZ.de gibt einen Überblick über die aktuellen Transferaktivitäten von Union Berlin. Wer soll noch kommen? Wer steht vor dem Absprung?
Union Berlin und die Neuzugänge
Insgesamt sieben Neuzugänge hat Union Berlin bislang verpflichtet. Den besten Eindruck haben zuletzt die beiden Premier-League-Profis Brenden Aaronson (Leads United) und David Fofana (FC Chelsea) sowie Alex Kral (FC Schalke 04) hinterlassen. Lucas Tousart (Hertha BSC) ist ebenfalls ein Startelf-Anwärter. Tousart verletzte sich aber im Trainingslager in Österreich im Testspiel gegen Udinese Calcio und wird den Saisonstart verpassen. Der freche Benedict Hollerbach (SV Wehen Wiesbaden) hat gute Chancen auf die Rolle als Joker. Mikkel Kaufmann (Karlsruher SC) muss um einen Platz im Kader kämpfen. Torhüter Alexander Schwolow (Hertha BSC) ist die klare Nummer zwei hinter Frederik Rönnow.
Union Berlin und die offenen Plätze im Kader
Ganz oben auf dem Zettel bei Trainer Urs Fischer steht ein Linksverteidiger. Denn auf dieser Position gibt es praktisch keine Alternative zu Jerome Roussillon. In Österreich rückte zumindest im Training auch mal Josip Juranovic von der rechten auf die linke Seite – aber diese Rochade des Nationalspielers und WM-Dritten aus Kroatien dürfte in den Plänen von Trainer Urs Fischer bestenfalls eine Notlösung sein. Dasselbe gilt für Laurenz Dehl und Tim Skarke.
Und auch auf der Innenverteidigerposition ist der 1. FC Union noch auf der Suche – unabhängig davon, ob Danilho Doekhi bleibt oder auf der Zielgeraden der Transferperiode doch den Lockrufen aus Italien nachgibt. Mit Doekhi, dem omnipräsenten Robin Knoche und Diogo Leite haben die Eisernen eine gut eingespielte Dreierkette. Dahinter gibt es mit Paul Jaeckel – Stand jetzt – aber nur einen einzigen Backup.
Unklar ist, wie es mit Dominique Heintz nach dem Ende des Leihgeschäfts mit dem VfL Bochum weitergeht. Heintz präsentierte sich im Trainingslager zwar in guter Form und auch selbstbewusst. Bei der Generalprobe gegen Bergamo fehlte er aber im Kader.
Union Berlin und die Abgänge
Neben Danilho Doekhi gehört Torjäger Sheraldo Becker natürlich weiterhin zu den „fragilsten“ Fragmenten des aktuellen Kaders. Die Aussage von Urs Fischer, dass man vorbereitet sein müsse, gilt in erster Linie für die Personalie Becker. Denn der mit elf Treffern beste Torschütze der vergangenen Saison hat seinen Wechselwunsch im Falle eines passenden Angebotes klar hinterlegt. An dieser Einstellung des 28 Jahre alten Niederländers hat sich nichts geändert.
Während Sheraldo Becker zweifellos auch in der kommenden Saison eine wichtige Rolle spielen könnte, ist das bei anderen Profis nicht so sicher. Vor allem im zentralen Mittelfeld gibt es trotz des Abganges von Morten Thorsby zum CFC Genua weiterhin ein Überangebot. Milos Pantovic beispielsweise wird auch in den kommenden Monaten nur wenig Wettkampfpraxis bekommen und gilt als möglicher Wechselkandidat. Das gilt ebenfalls für Jordan Siebatcheu. Laut „Bild“ gab es eine Anfrage des türkischen Erstligisten Trabzonspor für den Stürmer – sowohl Union Berlin als auch Siebatcheu hätten jedoch abgelehnt. Aber das kann sich bis zum 1. September noch ändern.
Union Berlin und der „fragile“ Kader
Der Kader von Union Berlin bleibt also bis zum Ende der Transferperiode in der Tat „fragil“. Was eine solche Fragilität in der Praxis bedeutet, bekamen die Eisernen im Januar zu spüren, als Julian Ryerson völlig überraschend zu Borussia Dortmund wechselte. Nur wenige Tage später kam Josip Juranovic als Nachfolger nach Köpenick.
„Damit musst du immer rechnen, du musst damit klarkommen“, erklärte Union-Trainer Urs Fischer mit Blick auf diese Fragilität und den Transferschluss am 1. September: „Solche Dinge haben wir auf dem Schirm. Nach dem 1. September hast du dann für ein paar Monate Ruhe und dann geht es wieder von vorn los. Der Transfermarkt ist schnelllebig.“