Selbst Urs Fischer wirkte ein wenig ungläubig. „Der Wahnsinn geht weiter“, kommentierte der Trainer des 1. FC Union Berlin den nächsten Coup seiner Mannschaft nach einem wieder einmal dramatischen Fußballabend.
Wo soll der eiserne Wahnsinn in dieser Saison noch hinführen? Diese Frage stellen sich die Fans von Union Berlin nicht erst seit dem 2:1-Auswärtssieg im Topspiel bei RB Leipzig. Die Eisernen aus Köpenick liegen in der Tabelle der Bundesliga mit nur einem Punkt Rückstand auf Platz 2 hinter Bayern München – nicht etwa am Anfang der Saison, sondern nach 20 Spieltagen.
„Wohin es führt, weiß ich nicht“, sagte Trainer Urs Fischer am Samstagabend, als er in der Red-Bull-Arena über den mittlerweile sechsten Sieg seiner Mannschaft im sechsten Pflichtspiel in diesem Jahr sprach. Pragmatisch, wie man es vom Schweizer kennt, schob er noch hinterher: „Es gilt, auch im nächsten Spiel ans Limit zu gehen. Das ist die Voraussetzung.“

Union Berlin siegt in Leipzig

Ans Limit gehen mussten die Eisernen auch in Leipzig. Zum vierten Mal in diesem Jahr holten sie einen Rückstand auf und machte dank der Treffer von Janik Haberer mit einem Traumtor von der Strafraumgrenze in der 61. Minute sowie dem Strafstoß von Robin Knoche (72.) einen Sieg daraus. Dass beide Treffer der Gäste vor 47 069 Zuschauern in der ausverkauften Red-Bull-Arena nach Standardsituationen fielen, passte ebenfalls ins Bild der letzten Wochen. Nicht zuletzt mit dieser Wucht nach ruhenden Bällen hat sich das Team den Platz als Bayern-Jäger Nummer 1 gesichert.
Natürlich hatten die Gäste auch ein wenig Glück, denn ein Treffer von Yussuf Poulsen wurde wegen einer Abseitsstellung nach Ansicht der Videobilder nicht anerkannt. Es war eine höchst umstrittene Entscheidung. Leipzigs Trainer Marco Rose sprach sogar von einer „klaren Fehlentscheidung“. Und in der Nachspielzeit rutschte erneut Poulsen nur um wenige Zentimeter am Ausgleichstreffer vorbei.
Aber Union Berlin rettete auch diesmal den knappen Vorsprung ins Ziel. „Das ist eine unglaubliche Moral. Es war kein schöner Sieg, es war kein verdienter Sieg, aber ein Sieg der Moral“, meinte Mittelfeldspieler Rani Khedira.
Wohin also kann dieser sensationelle Lauf führen? Der Klassenerhalt als ursprüngliches Saisonziel ist spätestens mit 42 Punkten schon jetzt Mitte Februar endgültig erfüllt. Das neue Ziel haben Verein und Mannschaft zwar noch nicht festgelegt – alles andere als das erneute Anpeilen eines internationalen Wettbewerbs wäre angesichts des aktuellen Höhenfluges jedoch eine große Überraschung. Selbst das Ziel Champions League ist mit 42 Punkten mittlerweile alles andere als abwegig. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison reichten RB Leipzig als Tabellenvierter 58 Punkte zum Einzug in die Königsklasse. Die Köpenicker müssten also noch 16 Zähler in den verbleibenden 14 Spielen holen. Klingt machbar? Ist es auch!

Union Berlin spielt bei Ajax Amsterdam

Dazu kommen noch weitere reizvolle Ziele für Urs Fischer und seine Mannschaft. Am Donnerstag spielt Union Berlin im Playoff-Hinspiel der Europa League bei Ajax Amsterdam. Eine Woche später steigt dann im heimischen Stadion An der Alten Försterei das Rückspiel. Am 19. Februar findet die Auslosung der Viertelfinalpaarungen im DFB-Pokal statt. Auch hier sind die Eisernen noch im Rennen und wollen genau wie im vergangenen Jahr mindestens wieder ins Halbfinale einziehen.
Kann es am Ende sogar zur Meisterschaft in der Bundesliga führen? „Aufgrund der Tabelle ja“, erklärte Urs Fischer nach dem Sieg in Leipzig. Natürlich sei der aktuelle Tabellenstand eine Momentaufnahme, warnte der Schweizer: „Im Moment sieht das gut aus, nicht mehr.“ Aber Fischer verriet bei dieser Gelegenheit auch, in welchen Bereichen seine Mannschaft durchaus schon Meister-Qualitäten hat und woran sie noch arbeiten muss. „Wenn es um Mentalität, Solidarität und Teamgeist geht, glaube ich schon, dass wir da mithalten können. Bei den fußballerischen Dingen gibt es schon noch Luft nach oben.“
Luft nach oben bedeutet tabellarisch, nun womöglich auch noch Bayern München abzufangen. Was für ein eiserner Wahnsinn.

Pressekonferenz RB Leipzig gegen Union Berlin

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