Es ist wahrscheinlich das Bild schlechthin im zehntägigen Trainingslager des 1. FC Union Berlin im Bramberg am Wildkogel. Vor der Übungseinheit der Eisernen am Montagmorgen (31. Juli) setzte sich Urs Fischer auf dem Nebenplatz des Sportplatzes der TSU Bramberg auf einen Ball und schaute minutenlang hinauf in Richtung der Salzburger Bergwelt. Es war ein Moment der totalen Stille für den 57 Jahre alten Schweizer.
Fischer setzte zwischendurch mal sein Basecap ab und kratzte sich am Kopf. Mütze wieder auf, Kopfkino an. Von den Spielern war weit und breit nichts zu sehen. Aber woran hat der Trainer des 1. FC Union in diesen Minuten gedacht? „An die Natur. Ich habe mir das Panorama angeschaut. An etwas Spezielles habe ich in diesem Moment nicht gedacht“, berichtete Urs Fischer: „Es war gewissermaßen die Ruhe vor dem Sturm. Kurz danach ging ja das Training los. Ich wollte einfach mal die Gegend genießen und die Dinge sacken lassen – das tut gut.“
Fischer erinnerte in diesem Moment ein wenig an Franz Beckenbauer. Der damalige Teamchef der deutschen Fußball-Nationalmannschaft schritt am 8. Juli 1990 nach dem siegreichen WM-Finale gegen Argentinien minutenlang allein über den Rasen im Olympiastadion von Rom. Beckerbauer allein auf dem Rasen – das Bild gingen danach um die Welt.

Urs Fischer und die Champions League

Der auf dem Ball sitzende Urs Fischer konnte den kurzen Moment der Stille dagegen weitgehend für sich allein nutzen. Weil die Mannschaft sich noch nebenan im Fitnesszelt auf die Übungseinheit vorbereitete, waren auch noch kaum Fans am Rande des Nebenplatzes mit dem auf dem Ball sitzenden Union-Trainer angekommen. Festgehalten wurde das Bild dennoch – vom Sportfotografen Matthias Koch aus Berlin, der während des Trainingslagers auch für die MOZ die Fotos lieferte.
Bleibt noch eine offene Frage zu dieser denkwürdigen Szene. Hat Urs Fischer in diesem Moment vielleicht auch schon ein wenig an die bevorstehenden Spiele in der Champions League gedacht? Erklang beim Blick auf die beeindruckende Bergwelt im Salzburger Land in seinem Kopf womöglich die berühmte Hymne der Königsklasse?
„Glauben Sie mir“, antwortet Fischer schmunzelnd: „Jetzt wird es ja wieder losgehen mit dieser Champions-League-Geschichte. Ich bereite die Mannschaft für die Bundesliga vor und nicht für Champions League. Es gilt, die Mannschaft auf eine ganz schwierige Bundesliga-Saison vorzubereiten.“ Denn nach der Stille an diesem Montagmorgen in Österreich folgt jetzt der Sturm in der Saison 2023/24.