Im Winter 1941 hat die Wehrmacht bei Wjasma große Teile der Roten Armee eingekesselt. Die Besatzer haben es im Hinterland so vor allem mit Deserteuren und Partisanen zu tun.
Wirklich das Leben schwer macht den Soldaten allerdings ein mysteriöser russischer Scharfschütze. Der taucht vor allem dann immer auf, wenn es darum geht, das Leben von Landsleuten zu retten. Die Verluste der Wehrmacht nur wegen dieses einen Kämpfers gehen in die Dutzende.

SS gegen den russsichen Sniper

Deshalb wird SS-Hauptsturmführer Braun entsandt, um dem Spuk ein für allemal ein Ende zu bereiten. Bewaffnet bis an die Zähne, mobile Artillerie eingeschlossen, rückt sein Trupp vor und macht in einem verlassenen Dorf Quartier. Hier finden die Deutschen nicht nur die schwangere Rotarmistin Vera vor, sondern werden auch bereits vom Sniper „Red Ghost“ erwartet. Braun und sein Gefolge sind sich ihrer Sache sicher. Zu sicher, wie sich zeigen soll.
Andrey Bogatyrev widmet sein Helden-Epos dem unbekannten Soldaten. Die konkrete Benennung von Ort und Zeit ist also kein Rückschluss darauf, dass es den „Red Ghost“ wirklich so gegeben hat. Das wiederum lässt dem Russen alle künstlerischen Freiheiten der Umsetzung. Und die nutzt er weidlich. Es ist die Geschichte vom einsamen Rächer und dem übermächtigen Feind.

Nazis töten wir bei Tarantino

Ähnlich wie Quentin Tarantino in „Inglourious Basterds“ hat sich der Moskauer vor allem dem „Nazis töten“ verschrieben. Sein Scharfschütze taucht trotz meterhohem Schnee schnell und beweglich auf und unter, ist immer zur rechten Zeit am rechten Ort. Die Deutschen haben im Prinzip nie den Hauch einer Chance, mit Ausnahme von Braun. Der geht gar nackt ins letzte Gefecht.

Western im russischen Winter

Und dies hat Bogatyrev, wie schon einige Szenen zuvor, im Stile eines Westerns inszeniert, inklusive der entsprechen Musik, die auch von Ennio Morricone stammen könnte. Wie das Duell zu High Noon vor dem Saloon treten der SS-Mann und der Rotarmist zum Showdown auf dem Dorfplatz an. Das trägt zuweilen schon skurrile Züge. Aber letztlich dient es der Sache. Denn „Red Ghost“ soll wohl eher nicht Geschichtsunterricht sein, sondern mit dem historischen Thema den Ansprüchen der Action-Fans Genüge tun. Gut und Böse sind dabei ebenso klar wie die Sympathien verteilt. Und ohne Frage, das alles ist kurzweilig und auch technisch durchaus sehenswert in Szene gesetzt worden.

Red Ghost - Nazi Hunter

Genre: Action; FSK: 16; Laufzeit: 109 Minuten; Verleih: Capelight; Regie: Andrey Bogatyrev; Aleksey Shevchenkov, Vladimir Gostyukhin, Yuriy Borisov; Ru 2020