Weil er den Ex seiner Frau ermordet haben soll sitzt Roy Tucker wohl für sehr lange Zeit im Knast. Irgendwie hat sich der Vietnam-Veteran damit arrangiert. Um so überraschter ist er, dass ihn jemand in die Freiheit entlassen will. Für eine Gegenleistung natürlich.

Freiheit gegen Mord

Das scheint Tucker zwar klar, doch er verfährt dennoch nach dem Prinzip, erstmal die Gefängnismauern hinter sich lassen und dann weitersehen. Kein Zuckerschlecken wie sich ziemlich schnell zeigt. Denn Roy hat seine Kooperation daran geknüpft, dass auch sein Zellenkumpel in die Freiheit entlassen wird. Der überlebt dies aber nur kurz und wird schon bald und vor Tuckers Augen von seinen mysteriösen Fluchthelfern erschossen.

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In einer Villa am Meer irgendwo in Mexiko verhilft man dem jedoch ziemlich schnell dazu, das Geschehene zu vergessen. Um so mehr, als dass nun seine Frau bei ihm ist. Und so langsam kommen die Leute, die ihn ja irgendwie engagiert haben, auch damit rüber, was sie für das neue Lebensgefühl verlangen. Roy, in der Army Scharfschütze, soll jemanden erschießen, aus einem Hubschrauber heraus.

Ein Stück Paranoia-Kino

In den 1970er Jahren boomt in den USA das Paranoia-Kino. Geheime Mächte, die einen Staat im Staate bilden und so über uneingeschränkte Macht verfügen. Wer oder was, war vor allem der Spekulation des Publikums unterworfen. Da macht auch Stanley Kramer mit seinem Krimi-Klassiker keine Ausnahme. Selbst die Identität des Opfers bleibt eigentlich im Dunkeln. So ist der Weg das Ziel, gleichwohl der Regisseur einige Hinweise ausgibt, wer wohl hinter dem Plan steckt. Zumindest habe man die Sache von langer Hand vorbereitet. Will heißen, eigentlich war Tucker schon ausgewählt, bevor er ins Gefängnis wanderte.

Nicht logisch, aber spannend

Reine Lehre in Sache Logik sollte man also nicht anlegen. Und wer soweit abschalten kann, wird dafür mit einem unterhaltsamen wie spannenden Thriller belohnt. Sehenswert obendrein, denn die Neuauflage ist optisch überaus gut gelungen. Immerhin hat das Original über 40 Jahre auf dem Buckel. Dafür ist das Bild erstaunlich rauschfrei und der umwerfende Gene Hackmann kommt geradezu jugendlich frisch als Mittvierziger rüber, sofern das Geschehen auf 4K UHD hochskaliert wurde. Nur mitunter tritt stärkeres Korn auf, was ja heutzutage schon wieder künstlerisches Stilmittel wäre. Lediglich beim Ton darf niemand Wunder erwarten. DTS-HD Master Audio 2.0 ist eigentlich aufgebohrtes Mono, das sich in einer Mehrkanal-Anlage vor allem über den Center abspielt. Insofern ist gut beraten, wer zum Kopfhörer greift.

Vorspann West vs. Ost

Interessant auch die Extras, denn es gibt ein 8mm-Making Of. Zudem hat man die unterschiedliche Synchro des Vorspanns wie seinerzeit in der BRD und der DDR gegenüber gestellt. Auch das ist ein erhellendes Stück Zeitgeschichte.

Das Domino-Komplott

Genre: Thriller; FSK: 16 Jahre; Laufzeit: 97 Minuten; Verleih: Koch; Regie: Stanley Kramer; Gene Hackman, Candice Bergen, Richard Widmark; USA 1977