Im Kopf von Rain läuft immer wieder das gleiche Szenario ab. Sie läuft über einen Friedhof und ein Unbekannter überfällt und fesselt sie. Schließlich begräbt er sie lebendig. Wenn die 17-jährige dann schreiend erwacht, ist immer ihre Familie um sie herum, oft auch ein Arzt.

Für andere der Freak

Denn Rain leidet unter Schizophrenie. Was Realität und was Wirklichkeit ist, kann sie nicht immer unterscheiden. Mitunter vermischt sich beides. Nach einem blutigen Vorfall im eigenen Zimmer muss das Mädchen eine Zeitlang in die Klinik. Zurück in der Highschool erntet sie nicht etwa Mitleid, sondern wird von den Mitschülern mit Missachtung bestraft. Für die ist sie nur ein Freak, der sich wichtig machen will.

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Nicht so für Caleb. Oft umgezogen und nie richtig Freunde gefunden weiß der Junge, die Zeit zu nutzen. Schnell freundet er sich mit Rain an und will anfangs deren Persönlichkeitsstörung gar nicht mitbekommen haben. Das ändert sich, als die Gleichaltrige ihm berichtet, dass im Haus gegenüber ein Mädchen zu sehen war, das da nicht wohnt. Allerdings ist dort eine von Rains Lehrerinnen zu Hause. Die hat die Kleine entführt, ist sich der Teenager sicher. Und Caleb soll ihr helfen, das zu beweisen. Ob der allerdings tatsächlich existiert oder nur eine Einbildung ist, kann Rain nicht so wirklich entscheiden.

Was ist real, was nicht?

„Fear of Rain“ beginnt mit einem Schocker, den Wes Craven wohl kaum hätte besser inszenieren können. Die Friedhofsszene ist der perfekte, angstmachende Einstieg in die Geschichte um die Krankheit und deren Auswirkungen. Es fühlt und sieht sich so echt an. Das ist gewollt, denn Castille Landon spielt danach fast zwei Stunden auch mit der Wahrnehmung der Zuschauer. Die sind sich, ebenso wie Rain, irgendwann nicht mehr sicher, was wirklich real ist. Das ist ziemlich clever und gut gemacht, auch wenn der aufmerksame Betrachter zum Ende lernt, zu unterscheiden.

Spannend und dramatisch

Damit geht dann zwar die ganz große Überraschung beim Finale verloren, aber wie gesagt, insgesamt sehr clever inszeniert. Dazu muss man dem Quartett im Mittelpunkt der Geschichte bescheinigen, dass alle ihre Rolle mit entsprechender Überzeugungskraft spielen. Vor allem Madison Iseman kommt glaubwürdig in ihrer Zerrissenheit rüber. Kein ganz leichtes Thema, zumal der psychologische Aspekt sogar ein Stück über dem des Thrillers steht. Die Krankheit wird so also nicht zum reinen Vehikel für Spannung. Das ist auch fair gegenüber jenen in der Wirklichkeit Betroffenen.

Fear of Rain

Genre: Drama/Thriller; FSK: 16 Jahre; Laufzeit: 109 Minuten; Verleih: Leonine; Regie: Castille Landon; Katherine Heigl, Harry Connick Jr., Madison Iseman; USA 2021