Mazda hat im ersten Halbjahr 2023 in Deutschland um satte 42,6 Prozent zulegen können, während der Gesamtmarkt ein Plus von 12,8 Prozent verbuchte. Der Bestseller der japanischen Marke ist der Mazda CX-5, es folgt der Mazda2. Das neue Flaggschiff CX-60 verkauft sich ebenfalls sehr gut. Der vollelektrische Mazda MX-30 wuchs stark. Nur Mazda3 und CX-30 fahren im Minus.

Motor

Mazda ist nie dem Zeitgeist hinterhergefahren, sondern hat stets auf technische Lösungen gesetzt, die man für sinnvoll hält. Und auch bei den Elektroautos will man sich unterscheiden: nämlich durch Verzicht. Während andere Marken um größtmögliche Reichweite wetteifern, beschränkt sich Mazda beim MX-30 auf ein Maß, das ihrer Meinung nach die meisten Kunden wirklich benötigen. Die Japaner nennen das Rightsizing. Right sind demnach mit 145 PS 200 Kilometer Reichweite, wir kamen auf maximal 170 Kilometer.
Und das treibt einem recht schnell den Schweiß ins Gesicht, wenn man mehr will, als nur schnell zum Job in die Innenstadt zu fahren, wo dann idealerweise auch noch eine Ladesäule zur Verfügung steht. Und das Laden dauert denn auch noch vergleichsweise lange. Die Autobahn sollte man sich, trotz Abregelung bei 140 Stundenkilometer, lieber ganz schenken. Auch kann der rein elektrische MX-30 nicht mit der brachialen Kraftentfaltung anderer Stromer aufwarten – wovon auch der Spurt von 0 auf Tempo 100 in 9,7 Sekunden und das maximale Drehmoment von 271 Newtonmeter zeugen.
Aber offenbar ist man sich bei Mazda bewusst, dass so wenige Kilometer Reichweite, durchschnittliche Pendlerstrecke hin oder her, längst nicht für jeden Autofahrer passen. Weshalb jetzt eine MX-30-Variante in die Serienfertigung gegangen ist, die einen Elektroantrieb mit einem Verbrenner kombiniert, als Plug-in-Hybrid.
Aber Mazda wäre nicht Mazda, wenn man das nicht anders als andere machen würde: Die Japaner verwenden einen Wankelmotor als Reichweiten-Verlängerer. Dieser Kreiskolbenmotor ist seit 50 Jahren aus der automobilen Mode gekommen, nur Mazda hat ihn immer wieder in speziellen Modellen eingesetzt. Die Firma aus Hiroshima hat seit 1967 insgesamt fast zwei Millionen Fahrzeuge mit Kreiskolbenmotor produziert. Nun soll bei der neuen MX-30-Variante im Unterschied zu den meisten gängigen Plug-in-Hybriden gelten: Die Räder werden immer per Elektromotor angetrieben. Rein elektrisch kommt man 85 Kilometer weit. Der Wankelmotor samt Generator in Kombination mit einem Tankvolumen von 50 Liter erweitert die Gesamtreichweite auf bis zu 680 Kilometer. So wird der MX-30 doch noch langstreckentauglich. Das schont die Nerven.

Karosserie/Ausstattung

Der MX-30 ist vom Design her ein typischer Mazda, auch wenn die Front filigraner wirkt als bei den Schwestermodellen. Die gegenläufig öffnenden Fondtüren sind schon besonders, auch wegen des Wegfalls der B-Säule, nur leider müssen sich die vorn Sitzenden immer abschnallen und ihre Tür öffnen, wenn hinter ihnen Passagiere ein- oder aussteigen wollen. Hinten hält sich der Platz zudem für einen 4,40 Meter langen Wagen zumindest für Erwachsene in Grenzen, 366 Liter Kofferraum sind ok. Auch sonst wollte man noch etwas außergewöhnlicher sein als sowieso schon – etwa mit der Verwendung von Kork, was in dem hochwertigen Innenraum gut passt. Die Bedienung ist trotz Digitalisierung schnell verständlich, die Verarbeitung sehr ordentlich.
Ab Werk gibt es bereits allerlei Assistenten, etwa für den Spurwechsel, die Verkehrszeichen- und Müdigkeitserkennung, Licht und Regen sowie den toten Winkel. Auch ein Notbremsassistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung ist stets an Bord. Dazu kommen adaptiver Tempomat, Klimaautomatik, elektrische Außenspiegel, Audiosystem, Navigation, Ausparkhilfe, Fensterheber vorn und Zentralverriegelung.

Fahrverhalten

Der MX-30 fährt sich unproblematisch und zumeist komfortabel (bis auf harte Bodenwellen), ist handlich und überzeugt durch bissige Bremsen. Die Lenkung könnte etwas direkter sein.

Wirtschaftlichkeit

Den Einstieg in einen MX-30 gibt es ab 35.990 Euro, unser Testwagen kam mit allerlei Extras auf 44.740 Euro. Das sind die Listenpreise, von denen dann noch die Förderung abzuziehen ist (2023 sind das noch 6750 Euro). Zum offiziellen Stromverbrauch von 17,9 Kilowattstunden pro 100 Kilometer sollte man zwei, drei kWh zusätzlich einkalkulieren.

Fazit

Wer nur einen vergleichsweise kurzen Weg zur Arbeit und dort (oder daheim) einen festen Ladeplatz hat, für den ist das von Mazda propagierte Rightsizing tatsächlich richtig. Ansonsten kann man mit der Reichweite hadern. Da der MX-30 aber, wie man das von Mazda kennt, ein originelles Gefährt ist, das von Design und Verarbeitung her seinen Reiz hat, lohnt es sich, auf die Plug-in-Hybridvariante zu warten, die dank Wankelmotor deutlich längere Strecken zulässt und ab dem vierten Quartal 2023 ausgeliefert werden soll.