Lineares Fernsehen war gestern. Der TV an einem festen Platz ebenso. Doch wer unterwegs und draußen oder kurzum mobil sein will, muss sich mit kleinen Bildschirmdiagonalen begnügen - mit allem, was Tablet, Laptop & Co so hergeben. Wirklich?

Hellster tragbarer Beamer

Nein, muss man nicht. Denn die Freiheit, sich Zeit und vor allem Ort für den nächsten Film oder ein Game auszusuchen, schränkt nicht per se die Bildschirmgröße ein. Partable Beamer sind der letzte Schrei. Ja, genau die Nachfolger jener Dinger, die durch immer größere und zugleich billigere LCD- und dann OLED-TVs fast verdrängt worden wären. XGIMI tritt in diesem Segment mit dem Halo an. Für den nehmen die Chinesen in Anspruch, den bisher hellsten tragbaren Projektor auf dem Markt zu haben. Und tatsächlich bringt der knapp 1,6 Kilogramm leichte Schönling bis zu 800 Lumen auf die Leinwand. Damit ist er gegen (fast) alle Lichteinflüsse gewappnet, die das Sehvergnügen beeinträchtigen könnten.
Apropos Schönling: XGIMI hat in den vergangenen sechs Jahren 28 internationale Design- und Innovationspreise gewonnen, darunter reddot, Good Design und CES Innovation Award. Diese Gene sieht man dem Halo an, gleichwohl natürlich Schönheit immer im Auge des Betrachters liegt. Dennoch wird niemand der schlanken und fast kantenlosen Metall-Kunststoff-Konstruktion die Eleganz absprechen wollen. Um so weniger, als dass Aussehen und Funktionalität hier Hand in Hand gehen. Denn der mittlere Beamer im Portfolio der Asiaten kann durchaus auch mit inneren Werten glänzen.

Android-TV für große Leinwand

Zum einen ist der Halo echtes plug&play. Vom ersten Einschalten bis zum Start des Premieren-Videos vergeht nur knapp eine Minute. Davon entfallen zehn Sekunden auf die Kopplung mit der Fernbedienung und die restlichen 50 für die Einrichtung, die, wenn so schnell gewollt, ein Android-Smartphone übernimmt. Denn der Beamer ist tatsächlich nicht nur Wiedergabegerät von externen Quellen, sondern zugleich ein Android-TV. Jener Verweis auf der Verpackung wie auch im Menü-Sprachgebrauch ist also keineswegs eine Übersetzungsfehler aus dem Chinesischen. Somit stehen knapp 5000 native Apps im Google Playstore zum download bereit, die den Halo auf Augenhöhe mit jedem modernen Smart-TV hieven. Und wo Android an Bord ist, ist auch Google Assistant nicht weit. Wenn gewollt, lässt sich der Beamer per Sprachsteuerung über die Fernbedienung dirigieren.

Perfekte Bildausrichtung

Smart ist auch die Trapezkorrektur, die der Projektor über den 10-Megapixel-Autofokus ganz selbstständig vornimmt. Einen Versatz von 40 Grad horizontal wie vertikal kann das Gerät automatisch ausgleichen, geht dabei, wenn gewollt, Hindernissen aus dem Weg. Trotz des gesamten Bild-Automatismusses darf der User aber natürlich noch per Hand eingreifen, Bildgröße und Ausrichtung nachjustieren und persönlichen Vorlieben anpassen. Aber ganz ehrlich, dieses Feature ist vollkommen unnötig, da die Vorgabe des Halos im Prinzip perfekt ist. Zudem ist es ihm egal, ob er vor, hinter oder über den Zuschauern platziert wird. Die Technik findet immer das perfekte Bild.

Bis zu 300 Zoll Heimkino

Und dies wird mit 1900 mal 1080 Bildpunkten progressiv aufgelöst, also in echtem HD. Da auch bei den TVs der Trend zu immer größeren Diagonalen geht, will XGIMI nicht kleckern, sondern klotzen. Bis zu 300 Zoll, das sind satte 7,62 Meter, lässt sich das Bild aufziehen. Da bekommt der Begriff Heimkino eine ganz neue Bedeutung. Sicher, beim Maximum angelangt müssen auch die anderen Bedingungen stimmen, um ein scharfes und detailreiches Bild zu gewährleisten. Hier wäre eine gute Leinwand von Vorteil. Wer nicht ganz so breit hinaus will, kann aber auch mit anderen Untergründen sehr gut leben. Das ist insofern von Bedeutung, als dass der Halo ja als mobiler Beamer im Focus steht. Sein verbauter Akku hält bis zu vier Stunden, einmal „Vom Winde verweht“ im Garten ist also locker drin. Aber natürlich ebenso die Urlaubsnachbereitung mit Freunden. Denn Fotos auf dem Handy sind nun kein Krampf am Minibildschirm mehr. Dank verbautem Chromcast oder vergleichbarer Apps für iOS lassen sich Smartphone & Co problemlos auf Kino-Niveau spiegeln, so dass auch ein größeres Publikum gleichzeitig mit einbezogen werden kann. Neben der kabellosen Zuführung von Inhalten bieten aber zusätzlich der USB- sowie ein HDMI-Anschluss Möglichkeit, andere Quellen zu nutzen, also externe Festplatten, BluRay-Player oder Spielekonsolen. Dabei verarbeitet der Halo 2K- wie auch 4K-Signale. Bei den Bildeinstellungen kann man dann sogar auf die Inhalte reagieren, und die Ansichten beispielsweise für Spiel, Film oder TV optimieren.

Sound von Harman/Kardon

Eines der Hauptmankos von Beamern der alten Generation war, dass diese zusätzliche Lautsprecher benötigten. Die bringt der mittlere XGIMI von Hause aus gleich mit. Und zwar nicht irgendwelche. Denn die beiden Fünf-Watt-Schallwandler stammen von Harman/Kardon. Hier wird also durchaus Name und Qualität geboten. Allerdings sollte man keine Wunder erwarten. Fürs Vergnügen unterwegs oder draußen durchaus sehr ordentlich, aber vor allem im Vergleich mit richtigen Lautsprechern eher etwas schmalbrüstig. Insofern wäre die Nutzung des Halo als reine Bluetooth-Box auch nur eine Verlegenheitsvariante. Dann hält zwar der Akku bis zu acht Stunden, dafür mischt sich der Lüfter mit unter den Ton. Denn ohne kann der Beamer nicht, müssen doch der Amlogic T950X2 TV-Chip und der MaliG31 Grafikprozessor ständig gekühlt werden. Dennoch liegt die Betriebstemperatur ständig über 40 Grad, was in Innenräumen mitunter merkbar wird.

Lange Lebensdauer der LEDs

Nicht wirklich zur Raumtemperatur trägt die Beleuchtung bei. Ebenfalls bei früheren Beamern eine entscheidende Schwachstelle. Nicht nur, dass die Lampen regelrecht Hitze verbreiteten, ihre Lebensdauer war auch recht kurz und die Anschaffung teuer. Hier kommen Beamer wie der Halo mit echtem Mehrwert daher. Denn die hocheffizienten LED-Lichtquellen verbrauchen nicht nur wenig Strom, sie halten defacto auch ewig. XGIMI gibt 30 000 Stunden an und konkretisiert für Rechenfaule, dass dies acht Stunden am Tag für zehn Jahre entsprechen würde. Da kaum jemand so ausdauernd schauen wird, sollte sich die Lebenserwartung der LEDs noch weiter verlängern. Last but not least braucht der Projektor nur halb soviel Strom wie herkömmliche LCD-TVs und damit sicher noch weniger als OLED-Fernseher, was ihn für alle, die nicht linearem Schauen zugeneigt sind, zu einer echten Alternative zu klassischen Geräten werden lässt.

Fast schon ein Schnäppchen

Und da wir schon bei den Kosten sind: XGIMI ruft knapp 800 Euro auf für den Halo. Angesichts dessen, was der kleine, hübsche Kerl imstande ist zu leisten und unter Berücksichtigung der Lebensdauer der Lampen, fast schon ein Schnäppchen und auf dem Preisniveau eines Mittelklasse-Fernsehers, den das Gerät qualitativ um Längen schlägt. Für den alternativen Einsatz zum TV empfehlen sich allerdings separate Boxen, die sich problemlos wie auch anderes Zubehör - etwa Tastaturen - via Bluetooth koppeln lassen. Das gilt auch für Kopfhörer, wobei der Beamer gar eine 3,5-MM-Klinke mit an Bord hat, für alle, die es qualitativ noch besser haben wollen.

Test-Fazit

Mit dem Halo bringt XGIMI einen portablen Beamer, der dank ausdauerndem Akku echtes Kino-Feeling an jedem gewünschten Platz ermöglicht. Dazu ist der Projektor der hellste mobile, der derzeit zu haben ist. Da Android-TV mit an Bord ist, kann der Halo jeden modernen Fernseher ersetzen, sofern der Nutzer auf lineares Fernsehen verzichtet. Nicht zuletzt lässt sich das handliche Gerät von allen möglichen Quellen kabellos oder gebunden bestücken.

XGIMI Halo

Projektionsfläche: bis zu 300 Zoll
Lampen: LED bis zu 30000 Stunden
Leuchtdichte/Auflösung: bis zu 800 ANSI Lumen, 1080p
Betriebssystem: Android-TV
Keystone-Korrektur: 40 Grad horizontal/vertikal
Konnektivität: WiFi, Bluetooth, USB-A, HDMI, Kopfhörer-Klinke
Akku: bis zu vier Stunden Video, bis zu acht Stunden Audio
Gewicht: 1600 Gramm
Preis: 799 Euro