Gerade der heiße und trockene Sommer 2018 hat gezeigt, dass man einiges verändern muss, um durch lange Dürreperioden ohne exzessiven Wasserverbrauch und Ernteverluste zu kommen. Die Bayerische Gartenakademie hat Vorschläge für verschiedene Wetterextreme:
Dürreperioden im Sommer: Mehr Bodendecker statt Rasen säen. Die Gräser brauchen viel Wasser, wenn sie den ganzen Sommer über saftig grün bleiben sollen. Eine Lösung dafür ist, die Flächen, die man nicht unbedingt begehen muss, mit Bodendeckern zu begrünen und so die Rasenfläche zu begrenzen.
Zudem sorgt eine optimale Bodenpflege für eine gute Bodenstruktur. Zusammen mit mehr Humus erhöht sich damit zugleich die Wasserspeicherung. Für Lehmböden ist eine optimale Kalkversorgung wichtig. Für sandige und/oder humose Böden empfiehlt sich vor allem Gründüngung.
Ist der Boden nass, sollte man ihn nicht betreten. Denn das Gewicht verdichtet ihn zu einer festen Masse. Diese kann weniger Wasser speichern – was letztlich aus einem eigentlich guten Boden einen schlechten machen kann und das Wachstum der Pflanzen sowie die Ernte im Gemüsegarten einschränkt. Außerdem können sich Wurzeln durch dichten Boden weniger gut ausbreiten.
Mit Kulturen, die im Sommer reifen und deren höchster Wasserbedarf im Mai und Juni liegt, kommt man der Trockenperiode zuvor: Dazu gehören Erbsen, Puffbohnen und alle anderen Frühgemüse. Früh gesäte Säkulturen mit Pfahlwurzel (Pastinaken, Wurzelpetersilie oder Rote Bete) erreichen bis Juni oft mehr als einen Meter Tiefe und versorgen sich lange Zeit selbst. Für den Staudengarten verdienen Arten mit geringem Wasserbedarf im Sommer den Vorzug.
Starkregen: Alle Maßnahmen gegen Erosion sind ebenso sinnvoll wie alles, was die Aufnahmefähigkeit des Bodens fördert. Der Boden sollte wichtigster Wasserspeicher sein. Die Bodenoberfläche bleibt offenporig und damit aufnahmebereit, wo sie mit Pflanzen bestanden ist und/oder aufgehackt oder mit organischem Material wie Stroh, Grasschnitt oder Ernteresten gemulcht ist. Zisternen speichern überschüssiges Wasser für Trockenzeiten. Sie helfen auch bei der Entlastung der Abwassersysteme und der Gewässer.
"Verlängerter Sommer": Der Klimawandel birgt Chancen und Risiken für den Gärtner. Größtes "Geschenk" ist das um ein Drittel verlängerte Gartenjahr. Üppige Ernten an Salat-, Kohl- und Wurzelgemüse bis Dezember sind vielerorts möglich. Sie sind zugleich aber auch Pflicht: Wer wie früher schon zu Erntedank umgräbt, treibt förmlich Nährstoffe aus dem Boden. Also: Umgraben erst kurz vor dem Durchfrieren des Bodens; dies geschieht oft erst zum Jahresende. Bis zum Umgraben des Gemüsebeets – auf anderen Gartenflächen während des gesamten Winters – sollte man auf blühende und aussamende Unkräuter achten. Bei Bedarf empfiehlt es sich zu jäten, um das Aussamen und damit ein Vielfaches an Arbeit zu vermeiden.
Anstelle des Umgrabens gewinnt die Einsaat von Gründüngung oder auch überwinterndem Gemüse an Bedeutung. Manchmal gefriert der Boden gar nicht mehr richtig durch. Damit entfällt der Hauptgrund für das Umgraben.
Um einzelne Reifnächte im Oktober, die nach wie vor drohen, von Blatt- und Wurzelgemüse fernzuhalten, sollte Verfrühungsvlies bereit liegen. Leider beenden diese Reifnächte den Anbau der meisten Fruchtgemüse ebenso wie auch bereits früher spätestens im Oktober. Tomaten, Kürbis, Zucchini lassen sich mit Vlies meist nicht ausreichend zuverlässig schützen.
Ganzjährig wärmerer Boden: Mulchen oder dichter Pflanzenbestand bremsen den Temperaturanstieg und wirken somit gegen eine erhöhte Verdunstung im Sommer. Mulchen schon im Frühjahr bei noch kaltem Boden bremst den sommerlichen Temperaturanstieg im Boden, wo gewünscht. Bodenbearbeitung und damit Bodenbelüftung wirkt im wärmeren Boden stärker als früher in Richtung Humusabbau.
Schädliche Spätfröste: Mutige Gärtner beginnen immer früher mit den ersten Salaten und Aussaaten. Dies lohnt sich meist, wenn mit Verfrühungsvlies abgedeckt wird. Oft ist es sinnvoll, das Vlies in den ersten Wochen doppelt aufzulegen.
Im Obstbereich empfiehlt es sich, spät blühende Sorten und Arten zu bevorzugen. Tipp: Wandspaliere forcieren! Sie können gespeicherte Wärme von Mauern nutzen beziehungsweise als schmale Baumform mit Vliesen nachts gegen leichte Fröste während der Vollblüte und im Jungstadium der Früchte geschützt werden. Stroh zur Blüte bei Erdbeeren sollte man nur auslegen, wenn keine Spätfröste drohen. Eine Strohschicht bremst die Wärmenachlieferung aus dem Boden und löst stärkere Frostschäden an Blüten oder jungen Früchten aus. Werden Rasen- und Wiesenflächen bei Frösten zur Blüte kurz und Baumscheiben offen gehalten, kann mehr Wärme aus dem Boden in die Baumkrone entweichen.(has/dpa)
Gewinner und Verlierer
■ Klimaforscher beobachten seit Jahren Veränderungen in der Pflanzenwelt Mitteleuropas: Wärmeliebende Arten breiten sich aus, Pflanzen, die es kühl lieben, werden hingegen seltener. Eine Gruppe von Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und des französischen Laboratoire d’Ecologie Alpine hat die weitere Entwicklung mit Computermodellen simuliert. Das Ergebnis: Bis zum Jahr 2080 könnte jede fünfte Pflanzenart in Deutschland Teile ihres heutigen Areals verlieren.
■ Besonders starke Einbußen der Flora drohen demnach dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen sowie der Tieflandebene Brandenburgs, Sachsen-Anhalts und Sachsens. In den Mittelgebirgsregionen wie etwa in Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen und Sachsen könnten einwandernde Pflanzen hingegen die Artenzahl sogar leicht erhöhen.
■ Diese Entwicklung wirkt sich auch auf die Gartenpflanzen aus. Prominenter Vertreter auf der Verliererseite ist die Sumpfdotterblume (Caltha palustris). Man begegnet ihr auf feuchten Wiesen und an Gräben. Viele Gartenfreunde haben die Staude an ihren Gartenteich gepflanzt. Doch wenn die Temperaturen weiter steigen, wird die Sumpfdotterblume selten werden. In den tiefen Lagen Brandenburgs, Sachsens und Sachsen-Anhalts könnte die Sumpfdotterblume lokal sogar völlig verschwinden.
■ Als typischer Gewinner des Klimawandels gilt die Walnuss (Juglans regia). In Mitteleuropa kann man sie sowohl frei wachsend in der Natur als auch in Gärten antreffen. In Deutschland kam sie bisher vor allem in den milden Regionen vor. Experten sagen ihr jetzt auch gute Wachstumsbedingungen für die Regionen voraus, die ihr bisher zu kalt waren – wie etwa große Gebiete im Osten Deutschlands.
■ Allerdings werden nicht alle wärmeliebenden Pflanzen vom Klimawandel profitieren. Denn die Winter werden künftig in vielen Regionen nicht nur milder, sondern auch niederschlagsreicher. Gleichzeitig wird in den Sommermonaten wohl weniger Regen fallen. Trockenkünstler wie die Königskerze (Verbascum) oder die Blauraute (Perovskia) brauchen Böden, in denen Wasser schnell versickern kann. Staut sich das Wasser, drohen ihnen Pilzkrankheiten.
■ Auf lehmigen Böden sind also Pflanzen im Vorteil, die lange Trockenphasen im Sommer ebenso wie Feuchtigkeit im Winter vertragen können. Dazu gehören robuste Arten wie Ginkgo, Flieder (Syringa) oder Wacholder (Juniperus). Rosen erschließen mit ihren Wurzeln auch tiefe Bodenschichten und können so bei Trockenheit auf Reserven zurückgreifen. Auch Schwertlilien (Iris) überstehen Hitzeperioden gut, weil sie Nährstoffe und Wasser im Frühjahr speichern und so trockene Sommermonate überdauern können.
■ Doch Hortensien und Rhododendren werden zu kämpfen haben. Die Blütensträucher brauchen Böden, die stets leicht feucht sind. Der richtige Standort wird also immer wichtiger. Ist die Region ohnehin niederschlagsarm oder trocknen die Böden schnell aus, sollte man besser die Finger von durstigen Pflanzen lassen. Pflanzt man Rhododendren und Hortensien dennoch, sollte der Platz auf jeden Fall sonnengeschützt sein.