„Das bisschen Haushalt macht sich von allein“ trällerte Johanna von Koczian 1977. Aus heutiger Sicht ein undenkbarer Text in Sachen political correctness. Doch gerade in der Jetzt-Zeit wäre er inhaltlich treffender denn je. Das zumindest verheißen die Hersteller von smarten Reinigungshilfen.

Ein Ziel, zwei Systeme

Denn die Wifi- und App-gesteuerten Maschinen sollen den Anteil des Menschen am Putzen auf ein Minimum reduzieren. Dabei werden grundsätzlich zwei Ansätze verfolgt. Die Saug- und Wischroboter auf der einen und die Nass-Trocken-Sauger auf der anderen Seite. Der größte Unterschied: Erstere verrichten ihre Arbeit völlig autark, letztere sind Kombi-Geräte, die vom Menschen noch bedient werden müssen, aber mehrere Arbeitsschritte auf einmal erledigen. Bleibt die spannende Frage, wie viel Haushalt am Ende noch übrig ist für die Frau oder den Mann von heute?

Roboter vs All-In-One

Wir haben zum Vergleich gebeten und am Ende eine saubere Wohnung, aber nicht wirklich eine eindeutige Antwort erhalten, welches denn nun das bessere System ist. Auf knapp 110 Quadratmetern Parkett, Fliesen und Teppich wurden losgelassen der yeedi vac 2 pro Saug- und Wischroboter sowie der Nass-Trocken-Sauger Floor One S5 Combo von Tineco. Beim Wettstreit gegen Flusen, Haare und Flecken ging es nicht nur um das beste Ergebnis, sondern vor allem auch, ob eine Herangehensweise menschliches Zutun wirklich überflüssig macht.

App statt Mensch

Der yeedi ist einer von vielen Nachfahren des Ur-Saugroboters, wie ihn der iRobot darstellt. Rund, knuddelig und hart im nehmen. Obwohl, im Gegensatz zu den ersten Primaten seiner Spezies hat das drei Kilogramm schwere Gerät deutlich weniger Kontakt zu Möbeln und anderen Hindernissen. Zumindest nach einer ersten Erkundungstour. Dabei scannt der vac 2 pro das Terrain und legt einen Grundriss fest, der auf einem Smart Visual Mapping beruht. Bei einem kompletten Obergeschoss von ca. 60 Quadratmetern dauert die Inspektionsrunde gute 45 Minuten. Aufbau und Ausmaß der Räume sowie die zu reinigenden Flächen werden erstaunlich präzise in der entsprechenden App dargestellt Dieser Grundriss ist zugleich Grundlage für alle weiteren Planungen. Die Räume können benannt, Reinigungszyklen und Intensität bestimmt werden. Von da an ist der yeedi autark und richtet sich nach den menschlichen Vorgaben.

Drei in einem

Die braucht Floor One S5 Combo ohnehin. Denn vom Aufbau her ist dieser einem klassischen Handstaubsauger sehr ähnlich. Und die Handhabung orientiert sich ebenfalls daran. Auffällig sind auf den ersten Blick vor allem die vielen Einzelkomponenten, die entlang des Führungsrohres angebracht sind. Dass die Motoreinheit einen zusätzlichen Handgriff hat begründet sich im Namenszusatz „Combo“. Denn nur mit Antrieb und Schmutzbehälter wird der Nass-Trocken-Sauger zum kabellosen Handgerät, für den mobilen Krümeleinsatz auf dem Tisch oder den Straßendreck im Auto geeignet. Hauptjob aber ist das Saugen von Hartböden und gleichzeitige Wischen derselben. Mit dem sogenannten Multitasker-Kit lässt sich der Tineco aber auch zum reinen kabellosen Staubsauger downgraden, mit dem man ebenso über Teppiche, Matratzen oder Möbel gehen kann. Entsprechende Aufsätze werden mitgeliefert.

So putzt der yeedi

Der yeedi macht zwar alles allein, das komplette Reinigungsprogramm aber muss geplant und letztlich auch vom Menschen unterstützt werden. Der reine Saugvorgang läuft dabei automatisch ab. Wenn alle Türen offen und Fallstricke wie Kabel, Gürtel etc. beseitigt sind, legt der runde Gehilfe los. Ein kreisender Dreifachbesen links schiebt alle größeren Partikel in die Mitte, eine unten angebracht rotierende Bürste fegt auf voller Breite den Boden und die Saugeinheit sorgt dafür, dass alles im Schmutzbehälter landet. Der yeedi fährt den zu reinigenden Bereich sehr präzise ab und hat dabei so gut wie keinen Kontakt mehr zu Gegenständen. Das Mapping hat also hervorragend funktioniert. In der pro Version erkennt das Gerät zudem Teppiche und erhöht dort hörbar die Saugleistung. Am Ende sind die zugewiesenen Räume sichtlich sauber. Die Arbeitszeit halbiert sich dabei im Vergleich zur Kennenlern-Runde. Wer mehrmals die Woche diese Automatisierung laufen lässt, kann dann beruhigt den Roboter wischen lassen. Dazu muss ein entsprechender Wassertank, an dem drunter ein Wischlappen befestigt wird, aufgesteckt werden. Das System erkennt nun die Wichmopp-Funktion und geht automatisch Teppichen aus dem Wege. Das oszillierenden Wischsystem arbeitet dabei mit einer Geschwindigkeit, die selbst Johanna von Koczian in Erstaunen versetzen würde. Harte Böden werden nebelfeucht durchgefeudelt. So soll es sein. Mit einer Einschränkung allerdings. 180 Milliliter im Wasserbehälter sind per se nicht viel. Und am Ende der oben beschriebenen Etage ist davon noch die Hälfte übrig. Wirklich schmutzig oder zu groß sollten die Flächen also nicht sein, wenn’s wirklich sauber werden soll. Sonst müsste Zwischendurch zumindest das Reinigungstuch gewechselt werden.
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So putzt der Floor One S5 Combo

Ganz ohne Zwischenstopp kommt man auch beim Floor One S5 Combo nicht aus. Und hier aus genau gegenteiligem Grund. Bei einem Durchlauf von bis zu 100 Millilitern pro Minute ist der 800 ml fassende Frischwasserbehälter deutlich schneller alle, als die 22 Minuten Akkuleistung im Saug-Wischbetrieb zulassen. Zudem muss natürlich der fast ebenso große Schmutzwasserbehälter geleert werden. Der wird mit dem gefüllt, was die ständig befeuchtete rotierende Bürstenrolle auf den Böden aufsammelt. Auch hier erfolgt ein nebelfeuchtes wischen. Durch den starken Saugmodus jedoch sind die Oberflächen im Nu wieder trocken. Dank des ständigen Wasseraustausches frisch zu schmutzig darf man sich sicher sein, dass die Böden tatsächlich in mehr oder weniger einem Arbeitsgang ordentlich gereinigt werden. Da die Bürste aber immer nur in eine Richtung rotiert, muss sich der User eine andere Vorgehensweise als beim gewöhnlichen Staubsaugen angewöhnen, wo die Düse meistens vor und zurück bewegt wird. Der Tineco präferiert die Bewegung in eine Richtung. Da der Floor One S5 Combo ein Kombigerät ist, erledigt er zwar beide Arbeitsgänge - Wischen und Saugen - in einem Durchgang. Den zeitlichen Abstand zwischen zwei Bodenpflegen sollte man allerdings nicht zu groß wählen. Denn wenn der Anfall an Staub, Krümeln, Haaren etc. zu groß wird, gerät auch der Wischsauger an seine Grenzen, wird man womöglich mitten in der Arbeit aufgefordert, die Selbstreinigung zu aktivieren. Mehr dazu später. Im günstigsten Fall also saugt man ein- bis zweimal die Woche durch und vollendet die Reinigung mit einem zusätzlichen Komplett-Zyklus.
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Smart mit und ohne App

Wie schon erwähnt ist die yeedi-App unverzichtbarer Bestandteil des Gesamtsystems. Mit Hilfe des erstellten Floor-Grundrisses dürfen die Arbeiten zeitlich und räumlich geplant werden. Dazu lassen sich wischfreie Zonen einrichten. Aber auch für Aufgaben zwischendurch ist die App nützlich. Wenn notwendig, können einzelne Räume oder gar Bereiche in diesen ausgewählt werden, um den Roboter dorthin zu schicken. Ob gewischt oder gesaugt entscheidet dann allerdings, ob der Mopp-Aufsatz aufgesteckt ist oder nicht. So wie der yeedi über die App Push-Nachrichten versendet, was er gerade tut oder ob Hilfe notwendig ist, so lässt sich der Roboter auch aus der Ferne via App in Betrieb nehmen. Dazu muss das Smartphone nicht mal im gleichen WLAN angebunden sein. Darüber hinaus gibt’s eine umfangreiche Statistik, wann wie viel Fläche und wie gereinigt wurde. Wichtig ist zudem die Wartungsübersicht. Hier kann der Nutzer einsehen, was wann gereinigt oder gar ersetzt werden sollte. Obwohl die Tineco-App kaum über die Reinigungs-Statistik-Funktion hinausgeht, ist auch der Floor One S5 Combo ein smartes Gerät. Denn sogenannte iLoop-Sensoren überwachen den Reinigungsgrad des Bodens über die Verschmutzung des verwendeten Frischwassers. Entsprechend wird dessen Menge und die Walzengeschwindigkeit gesteuert. Einsehbar ist das auf der Oberseite der Motoreinheit, wo ein aufgeräumtes Display mit verschiedenen Piktogrammen und farblich abgesetzten Kreisdiagrammen den Fortschritt der Arbeiten, den Betriebszustand sowie die Akku-Laufzeit anzeigt. Wie auch der yeedi lässt uns der Tineco per Sprachausgabe wissen, was gerade wichtig ist. Trotz der smarten Reinigungssteuerung darf man aber auch zusätzlich im Saugmodus eingreifen, und per Power-Taste ein höhere Leistung abrufen.

Was nicht geht

Das Runde muss ins Eckige gilt auch bei Reinigungsrobotern. Zwar hat yeedi mit dem Dreifachbesen schon sehr gut auch für schmale Lücken u.ä. vorgesorgt, in jeden Winkel allerdings kommt der kleine Helfer auf Grund seiner Bauart nicht. Und da auch Türen geöffnet bleiben müssen, damit der Roboter alle Bereiche erreichen kann, sind die hinter den Zimmerdurchgängen ebenso von der Reinigung ausgeschlossen. Dafür kommt der yeedi auf Grund seiner geringen Bauhöhe unter viele Hindernisse, Betten vor allem. Diese Gegenden sind wiederum dem Tineco verwehrt, zumindest im Wisch-Saug-Modus. Da darf nämlich ein bestimmter Anstellwinkel nicht unterschritten werden, sonst läuft das Wasser aus den Tanks. Zudem muss sich der Nutzer ein wenig beeilen, weil, wie beschrieben, im Voll-Modus der Akku nur 22 Minuten hält. Für knapp 110 Quadratmeter in nicht zu gemächlichem Arbeitstempo reicht das allerdings aus. Strom ist beim yeedi beileibe kein Problem. Mit seinen 5200 mAh hat der kleine Kerl genügend Ausdauer auch für große Flächen. Allerdings: Zwar verhindern seine Sensoren, dass der Roboter Treppen runterfällt, überwinden kann er sie aber auch nicht. Wer also über mehr als ein Geschoss verfügt, das dazu eben sein muss, kommt mit nur einem Exemplar nicht durch alle Räume und braucht mindestens ein weiteres Teil. Denn den Robot einfach woanders hintragen löst das Problem nicht, da immer nur eine nutzbare Floor-Karte erstellt werden kann. Apropos Treppen: Die mögen beide nicht besonders. Der yeedi ist in seiner Funktionsweise schlichtweg ungeeignet dafür. Und solange der Grundriss nicht wirklich rechteckig ist, kommt man auch mit dem Floor One S5 Combo nicht sehr weit. Hier bleibt am Ende wohl nur die gute alte Handarbeit.

Ein bisschen Haushalt

Nicht nur bei Stufen ist Nacharbeit durch den Menschen meist erforderlich. Denn egal, ob Roboter oder Kombisauger, am Ende der Wohnungsreinigung steht die des Gerätes an. Für den yeedi gibt es eine ziemlich coole Vac Station, die mit einem Staubbeutel bestückt, nicht nur Ladestation ist, sondern an der auch automatisch und geräuschvoll der Schmutzbehälter geleert wird. So muss man im Prinzip nur einmal im Monat das entsorgen, was der Roboter eingesammelt hat. Dazu sollte regelmäßig der Lappen der Mopp-Einheit gewaschen werden, will man den Schmutz nicht nur verteilen, sondern aufwischen. Zudem ist gut beraten, wer Besen und Bürsten kontrolliert und vor allem von Haaren befreit, die sich gern um rotierende Teile wickeln. Der Tineco reinigt sich per Autoprogramm zwar im Großen und Ganzen selbst, aber Entleerung der Flüssigkeitsbehälter und Entfernen von Überresten in Rohren, Filtern und nicht zuletzt im Schmutzbehälter bleibt dann doch manuelle Tätigkeit. Auch müssen von sich bewegenden Teilen, vor allem den Bürsten, Haare manuell entfernt und Oberflächen von Staubablagerungen befreit werden. Am Ende macht sich der Haushalt nicht wie besungen von allein, es bleibt allerdings tatsächlich nur ein bisschen davon übrig.

Einsatzgebiet entscheidend

Ganz klar, beide Systeme erleichtern die Reinigung der Fußböden enorm. Es wird viel automatisiert oder kombiniert. Gefühlt zerfällt das vielleicht bisher einmal wöchentliche Großritual, die Wohnung zu putzen, in viele kleine, kaum nennenswerte Teile. Für welche Art der Unterstützung man sich entscheidet, hängt maßgeblich vom Schnitt der eigenen vier Wände ab. Wer über mehrere Etagen, Treppen und sonstige Unebenheiten verfügt, kommt mit einem yeedi nicht weit. Der ist für ebene Zimmerfluchten dagegen ideal, wenngleich in Ecken, schmalen Zwischenräumen und hinter Türen nachgearbeitet werden muss. Die sind, vor allem auch des umfangreichen Zubehörs und der Kombi von Hand- und Bodenstaubsauger wegen, für den Floor One S5 Combo kein Problem. Dessen Einsatzbereich ist deutlich vielfältiger, erfordert aber mehr echte Handarbeit. Darüber hinaus stößt der Tineco vor allem im Wischbereich unter Betten und Möbeln an seine Grenzen. Hier muss dann ebenfalls ein zweiter, alternativer Arbeitsschritt erfolgen. Preislich liegen beide Systeme ungefähr auf Augenhöhe. Die smarten Reinigungshilfen schlagen zwischen 500 und nicht ganz 600 Euro zu Buche, wobei Tineco seine Reinigungsgerärte derzeit als „Deal of the day“ mit bis zu 25 Prozent Rabatt über Amazon vertreibt.

Test-Fazit

Ob Saug-Wisch-Roboter oder Nass-Trockensauger, beide Test-Systeme erleichtern tatsächlich die Reinigung der Fußböden enorm. Am Ende bleibt tatsächlich nur noch ein bisschen Haushalt für den Menschen übrig. Der yeedi entlastet dank eines hohen Automatisierungsgrades und ausgeklügelter App-Steuerung den User, der allerdings die Arbeitsschritte selbst und nacheinander organisieren muss. Bei Tineco ist zwar mehr Handarbeit erforderlich, dafür ist der Einsatzbereich universeller. Ganz ohne Nacharbeit geht es bei beiden nicht und am Ende des Tages möchte auch die Technik gereinigt werden. Schlussendlich braucht es dafür dann doch den Menschen.