Wer vom hippen Florida spricht, meint Miami und vergisst oder vereinnahmt dabei im besten Falle Fort Lauderdale. Zwar kann die Stadt rund eine halbe Stunde nördlich von South Beach größenmäßig nicht mit der Metropole mithalten. Ansonsten aber bleiben weder bei Einheimischen noch Touristen kaum Wünsche offen.

Typisch USA ist auch Fort Lauderdale eine junge Stadt, wird im März ‘23 erst 112 Jahre alt. Die namensgebende Militäranlage datiert zwar aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, hat aber die Seminolenkriege nicht überstanden. Bei Gründung der Gemeinde 1911 lebten hier keine 200 Einwohner, mittlerweile sind es knapp 190 000, was für den unglaublichen Boom im Süden Floridas spricht. Der allerdings ist auch erst nach dem II. Weltkrieg angekommen.
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War Ft. Lauderdale dann bis Mitte der 1980er Jahre vor allem für den Spring Breake berüchtigt, hat sich das Bild von der Partyhochburg mittlerweile stark verändert. Nicht zuletzt Corona und die liberale Öffnungspolitik Floridas sorgten dafür, dass die Stadt zum dauerhaften Sehnsucht- und Zufluchtsort sogenannter Snowbirds geworden ist, die aus dem kalten Norden Amerikas einst hier nur überwinterten und nunmehr dauerhaft und ganzjährig fast tropische Klima genießen.

Luxus an Land und auf dem Wasser

Ft. Lauderdale bringt für alle jene, die es sich leisten können, beste Konditionen mit. Gelegen zwischen dem badewannenwarmen Atlantik mit seinen kilometerlangen, fast weißen Stränden und den unzähligen Kanälen, die Teil der Urbarmachung des ehemaligen Sumpfgebietes sind, wird es nicht von ungefähr das Venedig Amerikas genannt. Nicht erst im Delta des New River, der die gesamte Stadt durchzieht, finden sich unzählige sogenannte Finger, auf denen heute sehr komfortabel gewohnt wird. Wer glaubt, auf Fisher- oder Star-Island zwischen Downtown-Miami und South Beach schon alles gesehen zu haben, darf sich beispielsweise auf Harborage Isle eines Besseren belehren lassen.
Haus & Boot gehören in Ft. Lauderdale zusammen.
Haus & Boot gehören in Ft. Lauderdale zusammen.
© Foto: Stefan Klug
Wahrlich fürstliche Anwesen im Stile mexikanischer Haziendas, dem Weißen Haus nachempfunden oder Gebäuden aus Harry-Potter-Filmen, was architektonisch machbar ist, wird gern umgesetzt. Und passend zum Luxus in Glas und Beton ankert nicht selten am privaten Pier das entsprechende Boot. Rund 50 000 sollen in Ft. Lauderdale zugelassen sein, wird in über 50 Marinas das Komplettprogramm für Yachten jeglicher Art geboten. Boat-Spotter dürften auf den Gewässern der Stadt über Jahre hinweg beschäftigt sein.

Sightseeing mal anders

Und so ist eine der bevorzugten Sightseeing-Möglichkeiten natürlich das Schiff. Hier kommt es als Water-Taxi daher, wobei der Name etwas irreführend ist. Denn die Route folgt nicht individuellen Wünschen, sondern einem Rundkurs über zehn Stationen. Und wie bei den bekannten HopOn-HopOff-Bussen, kann man entlang der Strecke die gelben Dampfer so oft verlassen wie man will und mit einem der nächsten weiterfahren, wann man will. Dazwischen gibt‘s von den Kapitänen, die meist Senioren sind und sich hier ein paar Dollar dazuverdienen, reichlich Erklärungen zu allem, was es unterwegs zu sehen gibt.
Stadterkundung mit dem Wasser-Taxi.
Stadterkundung mit dem Wasser-Taxi.
© Foto: Greater Fort Lauderdale
Beschreibung der spektakulärsten Häuser nebst Informationen zu den Vermögensverhältnissen der Eigentümer inklusive. Wer nur mal von der einen Seite des New River auf die andere will und keine Brücke in der Nähe findet, darf die kostenlosen Water Trolleys nutzen. Das sind im Prinzip kleine Boote, die wie Fähren agieren. Allerdings ohne Fahrplan. Ein wenig Geduld und auch Glück braucht es mitunter daher schon.

Angesagte Vielfalt

Wenngleich die Wasserseite der meisten Grundstücke eher weniger mit hohen Zäunen und Bewuchs vor neugierigen Blicken geschützt ist, lohnt sich aber in jedem Fall auch eine Tour über Land. Da Ft. Lauderdale aber ziemlich weitläufig ist und Temperaturen wie Luftfeuchtigkeit hoch sind, ist zu Fuß die nur zweitbeste Wahl. Relativ schnell, bequem und ein stückweit auch spektakulär ist Sightseeing per Segway. Im Gegensatz zum E-Scooter muss man das Gefährt nie verlassen und kann trotzdem auf der Stelle verweilen. Die Wege durch die Parks und Wohngebiete sind breit genug und selbst die Brücken barrierefrei, so dass munter die Seiten gewechselt werden können. Im Focus der Landtour stehen dann weniger die Luxusanwesen als vielmehr die architektonische Vielfalt, das viele Grün und ein schneller Überblick über die Restaurant- und Barszene entlang des Rivers. Wer sich in den Vormittagsstunden auf eine Tour begibt, profitiert nicht nur von noch angenehmen Temperaturen, sondern auch von einer relativ leeren Stadt.

Herzschlag am Las Olas

Entspannung, ein gutes Essen oder ein leckerer Cocktail sowie sehen und gesehen werden - Las Olas Boulevard ist der perfekte Ort dafür. Wenige Gehminuten vom New River entfernt und in näherer Umgebung mit vielen Parkmöglichkeiten gesegnet, schlägt hier das Herz von Ft. Lauderdale. Anders als in den meisten US-Touristenzentren regieren nicht die landesweiten Ketten oder internationalen Designer-Marken. Auf dem wenige hundert Meter langen Strip erfreut eine bunte Mischung aus Bars, Restaurants, Kunst-Gallerien und einheimischen Shops.
Riverwalk. Las Olas Boulevard trifft Kanal zum New River.
Riverwalk. Las Olas Boulevard trifft Kanal zum New River.
© Foto: Stefan Klug
Die Abwechslung ist einzigartig und gewollt. „Mittlerweile haben wir Wartelisten für frei werdende Geschäftsräume am Las Olas und vergeben diese dann so, dass der vielschichtige Charakter erhalten bleibt“, erzählt Heiko Dobrikow, General Manager des Riverside Hotels. Dessen Eigentümer sind auch Besitzer der Liegenschaften am begehrtesten Stück der Straße. Wer hier beispielsweise im „Cuba Libre“ einen kulinarischen Ausflug auf die Karibik-Insel unternimmt, bekommt während seines Dinners von der Terrasse aus ganz sicher die meisten Sportwagen-Fabrikate der Welt vorgeführt. Das allerdings wird in Ft. Lauderdale eher lässig gesehen. Man zeigt, was man hat und man gönnt, was sich andere leisten können, egal ob auf der Straße oder dem Wasser.

Strände für jeden Tag

Apropos: 37 Kilometer lang sind die Strände, die mehr oder weniger der Stadt zugeordnet werden. Genug, um eine Woche lang immer neue Abschnitte zu erkunden. Wem nur nach Strand, Sonne und Meer ist, der ist mit dem Las Olas Beach und den nördlich wie südlich angrenzenden Stränden bestens bedient. Reichlich bezahlbare Parkmöglichkeiten und im Umfeld der typischen amerikanischen Strandhotels eine große Auswahl an Shopping und Kulinarik lassen kaum Wünsche für Strandtage offen.
Postkarten-Idylle. Traumstrände am Hollywood Beach.
Postkarten-Idylle. Traumstrände am Hollywood Beach.
© Foto: Stefan Klug
Für einen echten Broadwalk allerdings muss dann ein Stück nach Süden Richtung Miami zum Hollywood Beach gefahren werden. Dies wäre auch die Richtung, um Floridas wohl beeindruckendstes Einkaufserlebnis zu erkunden: die Aventura Mall. Die hat gar eine eigene Bahnstation und wäre auch mit dem Zug zu erreichen. Über 300 Shops und 50 Restaurants, dazu alles, was in der Welt der Mode Rang und Namen hat, voll klimatisiert, ist der Shopping-Tempel in jedem Fall einen Tagesausflug wert.

Alligatoren spotten

Einen weiteren muss man im Süden Floridas einfach in die Everglades unternehmen. Der sumpfige Nationalpark präsentiert nicht nur das Land, wie es vor der Urbanisierung aussah, sondern bietet zudem eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren, die aus nächster Nähe zu bestaunen sind. Ganz oben auf der Bucket List stehen dabei natürlich die Alligatoren, die hier noch in freier Wildbahn leben.
Es gibt sie wirklich: Alligatoren in den Everglades.
Es gibt sie wirklich: Alligatoren in den Everglades.
© Foto: Stefan Klug
Und man bekommt sie wirklich zu Gesicht - spätestens in der Gator-Show des Everglades Holiday Park. Ganz ohne Entertainment geht es eben bei den Amis nicht, ein paar interessante Fakten zu den Tieren nimmt der Besucher aber trotzdem mit. Und auch, wenn manchen Gast vielleicht das ökologische Gewissen plagt, die Airboot-Touren sind ein Spektakel, dass man sich nicht entgehen lassen sollte. Mit mehr als 50 Sachen über die Sümpfe sorgt für einen ordentlichen Adrenalin-Kick. Minimaler Tiefgang und fehlender Kiel, eine Schraube gibt es ohnehin nicht, sollen dabei Umwelt und Pflanzen nur minimal beeinträchtigen.

Startpunkt vieler Kreuzfahrten

Wem das alles noch nicht genug Abwechslung ist, dem steht mit dem „Museum of Discovery and Science“ das meistbesuchte Museum Floridas offen, das sich vor allem der Vermittlung von Wissenschaft und Technik an ein jüngeres Publikum verschrieben hat. Oder man macht einen Abstecher nach Flamingo Gardens, den ältesten botanischen Garten des Bundesstaates, gegründet 1927. Zu sehen gibt es hier nicht nur die beliebten rosafarbenen Vögel, sondern ebenfalls Alligatoren, Bären und gar Panther. Die Liste der Möglichkeiten, eine schöne Zeit in Fort Lauderdale zu verbringen, ist lang. Nicht zuletzt verfügt die Stadt mit Port Everglades über einen der größten Kreuzfahrthäfen des Landes und könnte somit Ausgangspunkt für eine Reise entlang der US-Ostküste oder zu den Bahamas sein.

Fort Lauderdale

Anreise: Ft. Lauderdale verfügt zwar über einen eigenen internationalen Flughafen, dennoch ist von Europa aus der Airport Miami erste Wahl. Gut zehn Stunden dauert der Direktflug aus Deutschland.
Mietwagen: Auch wenn Ft. Lauderdale mit verschiedenen Zugverbindungen erreichbar ist, braucht es vor Ort ein Auto. Vorabreservierung ab Deutschland wird dringend empfohlen.
Unterkunft: Hotel oder Haus ist die Frage. Wer gern wie ein Local unterkommen möchte, mietet sich ein Haus über einheimische oder internationale Buchungsplattformen. Das Angebot hier wie auch für Hotels ist groß.
Preise: Florida im Allgemeinen und Ft. Lauderdale im Besonderen erfreuen sich seit Corona großer Beliebtheit. Das hat die Preise für Unterkünfte explodieren lassen. Die für Lebensmittel sind zudem deutlich gestiegen. Und nicht zuletzt muss man für Flug und Mietwagen mindestens 30 Prozent mehr als noch vor vier Jahren auf den Tisch legen. Alles wird noch durch den starken Dollar verschlimmert. Kurzum: Florida und die USA sind ein teures Reiseziel geworden und auch die Zeiten des billigen Shoppings sind vorbei.