Abstand ist in den vergangenen eineinhalb Jahren zu einem entscheidenden Faktor beim Urlaub geworden. Nicht nur Abstand von Corona irgendwo in der Fremde, sondern auch Abstand vom Nachbarn jeglicher Art. So wundert es nicht, dass Camping ein Revival erfuhr. Doch nicht jeder ist für Zelt, Schlafsack und Luftmatratze geschaffen. Das haben Tourismusexperten schon vor einigen Jahren erkannt und Glamping kreiert. Das ist im Prinzip eine Art von luxuriösem Camping oder eine Mischung aus letzterem und Hotel.

Einzigartig an der Adria

Die erste und einzige reine Glamping-Anlage an der Adria findet sich an der Südspitze Istriens, in Pomer, unweit von Pula. Bekannt ist diese mittelgroße kroatische Stadt vor allem wegen ihrer bewegten 3000-jährigen Geschichte. Und, weil dort die sechstgrößte Arena des römischen Reiches errichtet wurde. Im Gegensatz zur deutschen Partnerstadt Trier steht das imposante Freilicht-Theater in der Nähe des Hafens aber heute noch und lockt neben vielen anderen römischen, venezianischen und Bauten aus Zeiten der K&K-Monarchie. Denn Pula war schließlich auch mal der Kriegshafen Österreichs.

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So viel Historisches hat die kleine Halbinsel in der Bucht von Pomer zwar nicht zu bieten, dennoch ist der idyllische Landstrich gut besucht. Denn seit gut zwei Jahren befindet sich hier die einzige reine Glamping-Anlage der Adria. Vom Wasser - an dem es eher nach See denn nach Meer aussieht - zügig ansteigend, geht es in einem Pinienwald rund 50 Höhenmeter nach oben. Damit stehen die 199 Zelthäuser von One99 Glamping nicht hintereinander, sondern eher versetzt übereinander. So hat man von der Holzterrasse, die zu jeder Unterkunft gehört, nie wirklich jemanden direkt vor der Nase. Vom Liegestuhl aus lassen sich Wald und Umgebung gut beobachten, echten Seeblick genießen allerdings nur jene, die first row gebucht haben. Denn die Zelte unterscheiden sich natürlich in Sachen Lage, wie auch Ausstattung und Größe.

Naturhotel aus Zeltbahnen

Allen gleich sind ein richtiges Doppelbett, in der 2x2-Konfiguration dann auch noch eines in der oberen Etage. Es gibt eine voll ausgestattete Nasszelle in der Mitte des „Zimmers“ inklusive Dusche, eine Kitschinette nebst Kühlschrank, Tische und Stühle, offene Schränke und - Klimanlage. Spätestens bei letzterer ist man natürlich deutlich näher am Hotel als am Zelturlaub, aber auch die Sanitäreinrichtungen und Kochmöglichkeiten, ebenso wie die geordnete Unterbringung der sieben Sachen könnte Glamping so für all jene interessant machen, die bisher Camping außen vor gelassen haben. Bei genauerer Betrachtung wird One99 so zum Naturhotel, in dem jedes Zimmer halt einzeln steht und die Wände aus Zeltbahnen sind.
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Unkomplizierter Urlaubsstyle

Letzteres hat fraglos Vor- und Nachteile. Naturliebhaber sind deutlich näher dran an Wind, Wetter, Fauna und Flora. Aber auch am Nachbarn. Trotz der gut acht Meter zwischen den Unterkünften kommen Gespräche in der Nacht als Gemurmel immer noch an. Und auch die lieben Vierbeiner, die hier gern gesehen sind, ebenso wie kleine Kinder - also all jene, die mal laut werden können, bekommt der Gast live mit. Geräuschempfindlich sollte man also besser nicht sein. Dafür ist die Atmosphäre um einiges lässiger als in jedem Hotel. Shorts und Badeschlappen, sobald das Zelt verlassen wird, kein Problem. Mal eben kurz ins Wasser und mit nasser Hose zurück zum Zimmer, ebenso wenig. Wer auf unkomplizierten Urlaubsstyle steht, ist hier genau richtig. Und ob nun Camper oder Glamper, auch der Umgang untereinander ist deutlich entspannter als in so mancher Nobelherberge.

Selbst Taxi inklusive

Apropos: Was nicht heißen soll, dass Service klein geschrieben wird. Denn die Anlage bietet, was Urlauber auch in einem Hotel erwarten würden. Rezeption sowieso, Supermarkt, Bar und Restaurant. Ja selbst ein Spa findet sich top of the hill, inklusive Anwendungsräumen in Tippis und eine Zwei-Personen-Sauna in einer echten Finn-Hütte. Und natürlich kommt ein hilfreicher Geist vorbei, Handtücher zu wechseln und das Bett zu machen. Da schaut der Camper neidisch. Wohl auch in Sachen Transport. Obwohl alles autofrei ist, muss niemand weite Wege laufen. Zum einen stehen Leihfahrräder zur Verfügung, die innerhalb kostenlos genutzt werden können. Wer’s ganz bequem mag, ruft sich einfach ein Taxi. Dies wird durch die Angestellten mit elektrischen Golfcarts sichergestellt. Das ist dann fast schon Luxus auf hohem Niveau, wie man ihn vor allem von den Malediven kennt.

Alles außer Party

Wer nicht will, muss das von der Kroatiens größter Hotelkette betriebene Anwesen eigentlich überhaupt nicht verlassen. Denn neben Unterkunft und Verpflegung ist auch für Zerstreuung gesorgt. Da wären die Adria typischen Kiesel-Strände, von denen Pomer einige hundert Meter in Steinwurfentfernung bietet, Liegen am Strand und auf Holzdecks inklusive. Zudem gibt es die gesamte Bandbreite des nichtmotorisierten Wassersports auf Leihbasis. Und die wellenarme Bucht bietet ideale Voraussetzungen für Standup Padeling oder Surfen. Vermissen wird man höchsten Nachtleben und Diskotheken. Wem danach ist, der muss auf die andere Seite des Wasser nach Medulin. Hier gibt’s einen regelrechten Strip, der bis spät in die Nacht Unterhaltung bietet. Aber auch die anderen Hotels der Arena Hospitality Group der Gegend sorgen für Kurzweil.

Längste Pool am Mittelmeer

Wer schonmal die Bucht umrundet hat, sollte als Camping- und/oder Glamping-Freund sich unbedingt auch Arena Grand Kazela Camping anschauen. Nicht nur wegen der schieren Größe. Denn während der Hochsaison wird das Areal entlang der flachen Strände mit bis zu 6000 Gästen zu einer richtigen kleinen Stadt. Hier gibt’s neben dem mit 80 Metern wohl längsten Infinity-Pool rund ums Mittelmeer direkt am Strand auch Steigerungsmöglichkeiten von Glamping zu erleben. Denn die dortigen Bungalows, die offiziell Mobile Homes heißen, bieten auf knapp 40 Quadratmetern Junior-Suite-Niveau guter Hotels, besitzen aber tatsächlich noch eine Achse, um zur Kategorie beweglich und damit Camping zu gehören.

Auf Titos Spuren

Erleben ist ein gutes Stichwort in Sachen Freizeitgestaltung über Wasser und Strand hinaus. Auf Brijoni kann man ein wenig in halbsozialistische Geschichte und mehr eintauchen. Denn das Archipel ist der einzige Nationalpark Kroatiens. Und die Hauptinsel Veliki Brijun war früher der Rückzugsort für Jugoslawiens Staats- und Parteichef Tito, der hier auch einen Zoo für all die geschenkten Tiere errichten ließ, von denen es immer noch einige zu sehen gibt. Ebenso wie Titos Cadillac. Last but not least findet sich auf dem Eiland der einzige Öko-Golfplatz Kroatiens, den man vor allem an den Abschlagboxen und den Bunkern erkennt, die hier anstatt von Grüns erschaffen wurden. Dazwischen ersetzt braune, trockene Wiese die Fairways.

Kamenjak am südlichen Ende

Nicht zuletzt sollte unbedingt der südlichsten Spitze Instriens ein Besuch abgestattet werden, dem Naturpark Kamenjak. Segler lieben dessen idyllische Buchten, Badefeunde die vielen kleinen steinernden Einstiege ins ungemein kristallklare Wasser. Und von der Safari-Bar am fast letzten Ende gibt es bei exotischen Drinks unter meterhohem Schilfgras den perfekten Instagram-Spot mit Blick auf Meer und den mietbaren Leuchtturm. Hin und zurück ins Naturparadies kommt man zu Fuß, per Rad oder Auto (gebührenpflichtig). In jedem Fall eine sehr staubige Angelegenheit, denn die Sandwege werden nicht gewartet und in Folge ist auch die nähere Umgebung der Straßen in mattes Weiß getaucht. Wer von hier zurückkommt, wird eine warme Dusche in jedem Fall zu schätzen wissen. Um so besser, wenn sie dann, wie im One99, gleich im eigenen Zelt ist.

Arena One99 Glamping

Reisezeit: Frühling bis Herbst, beste Monate Mai und September
Anreise: Auto ca. 1250 Kilometer über Österreich/Slowenien; Flugzeug: über München, dann Direktflüge nach Pula - jeweils ca. 1 Stunde