Wenn Oskar angerannt kommt, machen seine Artgenossen am besten schon mal Platz. „Der Dicke“, diesen Beinamen trägt Oskar inzwischen, erzählt Eckhard Peetz. Nicht zu Unrecht. „Früher haben wir ihn mit der Hand aufgezogen, als er noch klein war.“ Inzwischen ist daraus ein überaus imposantes Wildschwein geworden. Zwar ist Oskar keineswegs aggressiv. „Doch auch in diesem Fall gilt: Vorsicht. Denn es bleiben bei aller Zutraulichkeit wilde Tiere“, wie Peetz betont.
Diesen aber einmal ganz nah kommen zu können, macht den Reiz im Wildgehege Wriezen aus, das für Einheimische, gerade Familien mit jüngeren Kindern, gern mal einen Abstecher wert ist. Und das als überregional bekannte Einrichtung auch manche Busladung Touristen aus Berlin anlockt. Bei einer Führung hören diese dann auch die Story von Jacqueline, die in einen Gartenpool gefallen war. Inzwischen hat sich das Schweinchen von dem Erlebnis gut berappelt, wohnt mit zwei anderen Frischlingen in einem Gehege.

Zwei ständige Kräfte, Bufdis und ehrenamtliche Helfer in Wriezen

Vereinschef Peetz, der in Kürze 70 wird, ist nahezu täglich vor Ort, um nach dem Rechten zu sehen, sein Team anzuleiten, Fragen zu klären. Alles rein ehrenamtlich, so wie ein größerer Teil der Helferinnen und Helfer. Von denen es aber, wie er sagt, durchaus noch mehr geben könnte. Zwei feste Vier-Stunden-Mitarbeiter gibt es, an deren Entlohnung sich die Stadt beteiligt.
Hinzu kommen die sogenannten Bufdis, die Kräfte über den Bundesfreiwilligendienst. Sie werden in Kooperation mit der Arbeitsinitiative Letschin und dem Verein zur Förderung von Beschäftigung und Qualifizierung Bad Freienwalde (VFBQ) beschäftigt, im Maximalfall sind es pro Träger-Partner bis zu drei Stellen. Die Besetzung werde aber wegen der eher geringen Aufwandsentschädigung pro Monat zunehmend schwerer, so Peetz.

Zäune und Tore werden schrittweise erneuert

„Insgesamt haben wir hier bei uns 150 bis 160 Tiere in etwa 20 Arten“, sagt der umtriebige Teamchef. Neben den diversen Schweinen, vier Sorten Damwild, Greifvögeln, Fuchs, Waschbär und Marderhund sind das zum Beispiel auch ein paar voriges Jahr noch für die Kinder angeschaffte Kamerunschafe, Ziegen sowie Kaninchen und Meerschweinchen, die ihr Domizil gleich vom Parkplatz aus einsehbar neben dem Eingang haben.
Vereinschef Eckhard Peetz mit drei Frischlingen, darunter die aus einem Gartenpool gerettete Jacqueline (Mitte)
Vereinschef Eckhard Peetz mit drei Frischlingen, darunter die aus einem Gartenpool gerettete Jacqueline (Mitte)
© Foto: Thomas Berger

Weizen, Mais sowie Riesenberge Heu und Stroh

Eine solche Schar vierbeiniger oder fliegender Schützlinge will auch rund ums Jahr versorgt sein. Gerade im besonders heißen Juli mussten überall zusätzliche Wassergaben erfolgen, berichtet Peetz. Allein am großen Freigehege, in dem insgesamt über 60 Tiere leben, gibt es drei Wasserstellen, die wie die anderen an Hitzetagen sogar zweimal kontrolliert werden. Zudem werden alljährlich allein rund fünf Tonnen Weizen und drei Tonnen Mais verfüttert, „dazu riesige Mengen an Heu und Stroh“. Gebe es nicht befreundete Landwirte und auch die gute Kooperation mit zwei Wriezener Supermärkten, von denen Obst und Gemüse kommt, wäre das gar nicht machbar, betont er.
Auch, was manche Unterstützer in den Futtertonnen abgeben, hilft tatsächlich – anderes, was dort landet, aber ganz und gar nicht. Verschimmeltes Brot und Gemüse zum Beispiel könne man nicht verfüttern, erklärt Reetz, was eigentlich jedem bewusst sein sollte. Und auch für Bananen- und Melonenschalen gibt es im Wildgehege keine erfreuten Abnehmer. „Solches muss dann teils als Sondermüll in die andere Tonne, von denen uns eine bei Abholung 25 Euro kostet.“
Richtig wütend macht Peetz aber die Unvernunft mancher Gäste, die direkt am Gehege Kuchen und anderes, teils völlig unverträglich, an die Tiere verfüttern. Sogar zwei vermeidbare Todesfälle gab es deshalb dieses Jahr schon, ein weißes Damwild und ein zutrauliches Reh, das sich zu Ostern in Krämpfen wand und nur noch erlöst werden konnte. So etwas müsse mit etwas Nachdenken nicht sein.

Vision vom „grünen Klassenzimmer“

Neben einigen mehr Arbeiten dieser Tage zur Vorbereitung des Festes laufen parallel die Vorbereitungen für einen Carport, der jetzt gebaut werden soll, um dort die Tonnen mit den Futtervorräten und anderes ansehnlicher unterzustellen. „Dafür haben wir nun nach 14 Monaten die Baugenehmigung“, so Reetz. Die gilt ebenso für das „Grüne Klassenzimmer“, das er gerne noch für Kindergruppen, Schulklassen und andere ein kleines Stück weiter errichten würde. Dafür sei die Finanzierung aber noch nicht ganz gesichert. Um weitere Spenden wird somit abermals beim Fest geworben.
Am Samstag, 19. August, wird zum jährlichen Wildgehegefest geladen. Von 14 bis 19 Uhr locken Führungen, Tombola sowie diverse Attraktionen für kleine und große Gäste.