Nach dem Niederlegen der Kränze an den Massengräbern auf dem Jamlitzer Waldfriedhof richteten die offiziellen Gedenkredner ihre teils emotionalen Ansprachen an die Gäste. Der Begrüßungsrede von Michaela Kossatz-Reinke, Vorsitzende der Initiativgruppe Internierungslager Jamlitz, folgten unter anderem Grußworte von Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, und Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch. "Das Gedenken heute ist auch ein Auftrag in die Zukunft: Die Geschichtsvermittlung steht mit zunehmenden Abstand zu den Geschehnissen vor neuen Herausforderungen. Deswegen müssen wir Wege und Formen haben, wie wir auch künftigen Generationen das Geschehen hier in Jamlitz vermitteln können", so die Ministerin.
KZ und Speziallager an einem Ort
Künstlerisch umrahmt wurde die Gedenkfeierstunde durch die Liedertafel Lübben, den Trompetensolisten Sören Liedke und den Blechbläserchor Lieberose. Bereits am Vormittag hatte in der evangelischen Landkirche Lieberose ein Gedenkgottesdienst mit dem Straupitzer Pfarrer Christoph Hanke stattgefunden.
Der sowjetische Geheimdienst NKWD errichtete ab Mai 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone zehn Speziallager, in denen überwiegend deutsche Zivilisten festgesetzt wurden. Das Speziallager Nr. 6 befand sich seit Mai 1945 zunächst in Frankfurt (Oder) und wurde im September 1945 auf das Gelände des früheren nationalsozialistischen KZ-Außenlagers Lieberose verlegt. Zu den Inhaftierten gehörten neben unbelasteten deutschen Zivilisten, sowjetischen und polnischen Staatsbürgern auch zahlreiche Funktionsträger der NSDAP und anderer NS-Organisationen. Bis zu seiner Auflösung im April 1947 wurden dort mehr als 10 000 Menschen inhaftiert, rund 3 400 von ihnen starben an den katastrophalen Haftbedingungen.