Martin Herok geht mit offenen Augen durch Beeskow. Beziehungsweise fährt. Denn die meiste Zeit, die er außerhalb seiner Arbeit im Handy-Laden „Telepunkt“ verbringt, sitzt er auf dem Fahrrad. 20 000 Kilometer legte er nach eigenen Angaben seit 2011 zurück, seitdem er das Radfahren so exzessiv betreibt.  Seine Touren führen ihn immer in einen 50-Kilometer-Radius rund um Beeskow. „Ich suche mir meistens den schnellsten Weg raus, um von A nach B zu kommen“, sagt der 33-Jährige. Das seien dann aber nicht zwingend immer die einfachsten Strecken.
Das Radfahren ist für ihn, der sich selbst nicht als besonders sportlich bezeichnet, nicht nur ein Ausgleich zur Arbeit. Immer wieder sucht er sich Orte raus, die er noch nie besucht hat: Die Tipps bekommt er unter anderem von seinen Kunden im Laden, die sein Hobby kennen. „Generell fahre ich aber gerne auch  nach Feierabend einmal um den Schwielochsee oder in Richtung Scharmützelsee“, sagt er. Eines seiner Fahrzeuge ist ein Liegerad, das Trike, mit dem er eher gemütliche Touren fährt. Ziele hat er noch einige: Nach Neuzelle hat er es etwa noch nicht mit dem Fahrrad geschafft. Auch in den Spreewald möchte er noch, für eine Tagestour, die er bevorzugt, sei das aber etwas zu weit.
Wenn er mit dem Rad unterwegs ist, ist sein Smartphone ein treuer Begleiter. Herok spielt „Pokémon Go“, ein Spiel, bei dem draußen an realen Orten wie in Beeskow dem Rathausplatz oder der Burg Fantasiewesen (Pokémons) mit dem Smartphone eingefangen werden. „Wir sind mittlerweile in Beeskow eine richtige Gruppe, die sich dazu regelmäßig trifft“, sagt er. Generell gebe es in der Region Fans aus allen Alters- und Gesellschaftsschichten. Auch Touristen beobachte er immer wieder beim Spielen.
Der 33-Jährige spielt nicht nur, sondern reicht auch eigene Vorschläge für „Pokestops“ rund um Beeskow ein: Das sind Orte, an denen die Spieler Zubehör wie Bälle oder Heiltränke einsammeln können: „Seitdem ich das spiele, sehe ich viel mehr von der Gegend“, sagt er und schmunzelt.
Seine Touren mit dem Rad nutzt er auch für Geocaching, eine Art Schatzsuche, bei der Verstecke mithilfe von GPS-Daten gefunden werden. Dort trägt man sich dann in eine Art Logbuch ein. Herok bevorzugt hier die klassische Variante: „Es gibt Leute, die da mit einem tausend Euro teuren GPS-Gerät unterwegs sind.“ Ihm reiche aber das Smartphone. Auch hier reicht er selbst Verstecke ein, wie etwa die unbekannte Mondsichel-Madonna auf der Rückseite der Burg.
Herok, der sich selbst als Ur-Beeskower bezeichnet, informiert sich, was in seiner Region los ist: Liest die MOZ, verfolgt Instagram-Accounts von Beeskower Bürgern, spricht mit den Menschen. Da er keinen Führerschein besitzt, sind ihm besonders Fahrradwege und der öffentliche Nahverkehr ein Anliegen. Und hier sieht er großen Nachholbedarf: „Für Fahrradfahrer fehlen Unterstellmöglichkeiten und überdachte Bänke“, sagt er.
Gerade angesichts des boomenden Fahrradtourismus müsse Beeskow hier nachziehen. Er bedauert, dass es in Beeskow kein größeres Naherholungsgebiet gibt: „Der Naturerlebnispfad war total schön, das ist schade, dass man da gar nicht mehr raufkommt.“ Er meckere gerne, sagt er grinsend, fühle sich aber in Beeskow sehr wohl.
Praktisch findet er Portale wie den „Brandenburg-Märker“, bei dem Bürger infrastrukturelle Probleme wie Schlaglöcher oder Barrieren für Menschen mit Behinderung eingeben können: „Leider ist Beeskow da noch kein Mitglied“, sagt Herok. In Friedland habe er ein Schlagloch bemerkt und eingegeben, das innerhalb weniger Tage behoben worden sei.
Im sozialen Netzwerk Instagram postet er regelmäßig Fotos von seinen Touren: etwa von den Kängurus am Campingplatz in Zaue oder vom Glockenturm in Falkenberg. Er spürt so genannte „Lost Places“ auf, Orte, die verlassen sind und von denen niemand mehr so richtig weiß, was dort ursprünglich mal war. Die Region schätzt er so sehr, dass er im Urlaub nicht wegfahren möchte: „Ich bin lieber hier und schwinge mich auf meine Fahrräder“, sagt er und lacht.

Sechs Fragen an Martin Herok

Was würden Sie als Erstes

veranlassen, wenn Sie Bürgermeister Ihres Ortes wären?

Ich würde mehr Naherholungsgebiete schaffen, etwa einen Park, in dem man richtig schön flanieren kann. Außerdem würde ich etwas für die Fußgänger- und Radfreundlichkeit in Beeskow tun.

Was wünschen Sie sich seit Jahren?

Gesundheit, sonst kann man seine ganzen Projekte ja nicht verwirklichen.

Möchten Sie noch einmal 17 sein?

Nein, denn da war man menschlich noch nicht richtig fertig.

Was hält Sie hier? Würden Sie auch woanders wohnen?

Meine Heimatliebe, ich fühle mich hier wohl und möchte nirgends woanders leben.

Träumen Sie gerne?

Ja, vor allem von meinen nächsten Fahrradtouren.