"Das Wettermuseum ist so eine interessante Einrichtung. Ich bin erstaunt, dass der Ansturm nicht noch viel größer ist", sagt Heinz Winzenhöhler. Er besucht das Museum nicht zum ersten Mal: "Es gibt so tolle Ausstellungen zu sehen und immer wieder entdecke ich neue Aspekte. Das ist wirklich spannend."
Dazu kommt, dass die Führung kostenfrei angeboten wird und zudem der Start eines Wetterballons im Observatorium des Deutschen Wetterdienstes beinhaltet. Zum internationalen Ehrentag der älteren Generation, der auf Beschluss der Vereinten Nationen vom 19. Dezember 1990 seit 1991 in jedem Jahr begangen wird, sollte es schon eine besondere Führung sein.
Neugierig sind auch Astrid und Manfred Stumm: "Wir haben davon in der Zeitung gelesen und sind spontan vorbei gekommen. Es ist schon erstaunlich, wir sind hier bestimmt schon hundertmal vorbeigefahren, aber drin waren wir noch nicht. Wir lassen uns überraschen."
Hoch hinaus
Im Windenhaus 2, welches 1937 errichtet wurde, erzählt Jannis Buttlar etwas zur Geschichte der Wettererkundungen sowie der Aufstiege von Wetterdrachen und Fesselballons. In diesem zylinderartigen Glashaus, welches zur Installation und dem Betrieb von technischen Anlagen wie  Seilwinden und als Wetterschutz fürs Personal diente, lässt sich Wetter erleben, ohne nass zu werden.
"Früher wurden die Wetterdrachen und Ballons nahe Berlin in die Atmosphäre geschickt, befestigt an einem dünnen Stahlseil. Bei den Versuchen sind beispielsweise durch Wind auch Drachen abgerissen und es kam zu Unfällen. Stahlseile landeten auf Hochspannungsleitungen", so Buttlar. Daraufhin seien die Meteorologen gebeten worden, sich einen anderen "Spielplatz" zu suchen.
Der neue Spielplatz hieß Lindenberg. "Aber auch hier kam es zu Unfällen", sagt der Umweltreferent, aber anderer Natur: "Eine Kuh hat eines dieser Drahtseile  gefunden und gefressen. Was dem Tier nicht gut bekam. Der Bauer hat eine Entschädigung gefordert und diese auch bekommen. Nur hat es sich herumgesprochen, dass auf diese Weise gutes Geld zu verdienen ist. Und so kamen auch andere auf die Idee. Das hat erst aufgehört, nachdem nachgewiesen wurde, dass der Draht aus Bauers Scheune stammte."
Vom Windenhaus 2 wurden nur Aufstiege in den Jahren 1937 bis 1939 getätigt. Nach 1945 wurde es als Abstellraum genutzt und seit Januar 2002 ist das Gebäude als Denkmal geschützt. Der Verein Wettermuseum erwarb das Grundstück samt Haus im Jahr 2008, saniert wurde es 2011. Möglich wurde das nur durch großzügige Zuwendungen wie von der Stiftung der Volks- und Raiffeisenbanken.
Der Weg zum nächsten Höhepunkt führt die Gruppe in die Ballonhalle, die 1936 errichtet wurde. Hier befüllten die Meteorologen damals die Ballons und lagerten Fesselballons und Drachen. Heute steht die Halle, die 2007 mit Hilfe von Lottogeldern und einer Spendenaktion denkmalgerecht restauriert wurde, unter Denkmalschutz.
Aktuell beherbergt sie unter dem Dach eine umfangreiche  Ausstellung zu historischen Gerätschaften und Aufstiegstechniken für die freie Atmosphäre. Automatisch richten sich die Blicke der Eintretenden gen Dach.  Drachen und Radiosonden fesseln die Blicke. Auch der Wetterdrachen mit der Nummer 329 kann bewundert werden.
Klima-Kaffeekranz
Dieser Drache sorgte vor 100 Jahren für den Wetterdrachenhöhenweltrekord von 9750 Metern, der bis heute gilt. Darüber hinaus bewundern die Besucher  die Ausstellung meteorologischer Großdrachen, die im Einsatz für Forschung und Wettervorhersage unterwegs waren. Auch Radiosonden-Gespanne (Fallschirm mit Abwickler und Sonde) ohne Ballon, die die Messwerte übermitteln, baumeln von der Decke.
"Früher, also in den dreißiger Jahren, mussten sich die Meteorologen noch drei bis vier Stunden, nach dem die Messtechnik wieder unten war, gedulden, bis die Ergebnisse vorlagen, so Buttlar. Heute mit GPS und Funk sei das gar nicht mehr vorstellbar.
Mit dieser Menge an neuem Wissen geht es weiter zum Observatorium des Deutschen Wetterdienstes, um den Start eines Wetterballons zu erleben. Astrid Stumm ist begeistert: "Das ist hier so interessant und vielseitig, einfach klasse."
Als letzter Punkt der Spezialführung steht der "Klima-Kaffeekranz" mit einem Einblick in die gesellschaftliche Debatte rund um die Klimakrise bei Kaffee und Gebäck an. Dabei gibt es in der gemütlichen Runde viel Raum für offen gebliebene und neue Fragen sowie Zeit für Gespräche und Diskussion.