Viele Menschen schauert es bei dem Gedanken, zu nachtschlafender Zeit hinaus in die Dunkelheit zu gehen, um die Zeitung auszutragen. Aber genau das machen im Altkreis Beeskow, der von Lieberose bis nach Storkow reicht, zur Zeit 130 Leute, meist im Alter von um die 40 Jahre bis weit nach dem Renteneintritt. Sie sorgen dafür, dass die Märkische Oder Zeitung (MOZ) beim Frühstück auf dem Tisch liegt. Der Älteste ist mit 87 Jahren Helmut Bloscat. Manche tragen nur in ihrem eigenen Wohnort aus, viele aber haben bis zu sieben Zustellbezirke in ihrer Verantwortung.
Für alle ihre fleißigen und zuverlässigen Helfer hat Christiane Stöwer, die Organisationsleiterin des Pressezustellservice Beeskow zum dritten Mal als kleines Dankeschön im Gasthof Lutter in Lindenberg eine Weihnachtsfeier ausgerichtet. 33 Zusteller kamen und ließen es sich bei Kaffee und Kuchen wohlergehen. Jeder hat eine Geschenktüte erhalten mit Süßigkeiten, einer speziellen MOZ-Tasse sowie einen für seinen Dienst nützlichen Schal, der auch als warme Mütze getragen werden kann. Eine kleine Weihnachtsmusik rundete das Fest ab.
Christiane Stöwer, die den Zustellservice 1991 mit aufgebaut hat, als die MOZ den Vertrieb von der Post übernommen hatte, schwört auf ihre Mitarbeiter. Sie nennt als Beispiel den 76-jährigen Bernd Alisch. "Er ist die gute Seele für das Büro und auf Abruf für Nachlieferungen zuständig." Der einstige Schweißer fing mit dem Austragen mit Eintritt in den Ruhestand an. "Man bleibt in Bewegung", war für ihn wichtig. "Um vier muss ich raus, auch sonntags. Man gewöhnt sich daran." Ihm macht es Spaß, und wenn er nach Hause kommt, stellt ihm Ehefrau Karin heißen Kaffee hin.
Zu Fuß bei Eis und Schnee
Die 61-jährige Marlies Klehr ist seit zwölf Jahren dabei. Die Firma, bei der sie zuletzt gearbeitet hatte, war pleite gegangen: "Ich habe im Februar angefangen, eine Härteprüfung und alles mit dem Fahrrad." Es habe Winter gegeben, in denen sie bei Schnee und Eisglätte zu Fuß mit dem Trolley losziehen musste. "Ich treffe viele Leute am Briefkasten und höre viele nette Worte unterwegs", sagt sie zufrieden. "Es hat sich zu den Kunden ein Vertrauensverhältnis aufgebaut."
Während Marlies Klehr, deren Ehemann (67) seit einem Jahr ebenfalls austrägt, schon bei ihrer Arbeit Probleme mit Hunden hatte, ist die 63-jährige Petra von der Krone in dieser Beziehung gelassen. Sie hat immer ihre Schäferhündin Cora dabei: "Ich habe im Dunkeln keine Angst vor Mensch oder Tier." Als vierfache Mutter sei sie nicht der Mensch, der sich zur Ruhe setzen kann. Auch habe ihr der Arzt Bewegung verordnet. Das frühe Aufstehen sei sie von den Schichten als Molkereifacharbeiterin in Beeskow noch gewöhnt. "Die Leute freuen sich, wenn die Zeitung kommt, und manchmal haben sie kleine Präsente für mich." Wie Marlies Klehr ist sie voller Lob für Christiane Stöwer und deren Büromitarbeiterin Katrin Kretschmer: "Sie stehen hinter uns und unterstützen, wenn wir ein Problem haben."