Die 27-jährige Patricia Emmendörffer sitzt für die ARD und infratest dimap vor dem Wahlbüro in der Kita Kinderhaus Kunterbunt in Röntgental. "Wir befragen die Wähler, wie sie für Europa abgestimmt haben, nach Alter und Geschlecht. Natürlich anonym", berichtet die Interviewerin. Die aus Nordrhein-Westfalen stammende junge Frau lebt seit drei Jahren in Bernau und freut sich über die aufgeschlossenen Panketaler, die bereitwillig mitmachen und die Fragebögen in eine Pappurne werfen. Alle 45 Minuten gehen Meldungen an die Zentrale in Berlin, die dann für den öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Hochrechnungen erstellt. Gegen Mittag bildet sich eine lange Schlange im Flur zum Wahllokal. "Mein Eindruck ist, dass die SPD stark vertreten ist, aber auch alle anderen Parteien", schätzt die junge Frau ein.
Schlangen auch vor anderen Wahllokalen in Panketal, Biesenthal und Bernau am Sonntag um die Mittagszeit herum lassen erahnen, dass bei diesen Europa- und Kommunalwahlen mehr Menschen ihre Stimmen abgeben wollen als vor fünf Jahren. Als Brandenburgs Landeswahlleiter gegen 15 Uhr ein Zwischenergebnis zur Wahlbeteiligung bekannt gibt, landet der Landkreis Barnim mit 31,3 Prozent nach Elbe-Elster auf Rang zwei.
Die Barnimer wollen offenbar mitentscheiden, wer sie in den kommenden fünf Jahren regiert. Der Trend zeigt sich deutlich auch in den kleineren Orten. Im Dorfgemeinschaftshaus in Birkholz haben gegen 17 Uhr  rund 60 Prozent der 207 Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben, und immer noch treten Einwohner an die Wahlurne, freut sich Wahlhelferin Gerlinde Fuhl. In Börnicke ist von den 518 Wahlberechtigten bereits jeder Zweite wählen gewesen. Und in Lanke rechnet Wahlhelferin Ortrun Standtke bei 437 Wahlberechtigten ebenfalls mit einer Wahlbeteiligung von 50 Prozent. "Wir gehen nicht davon aus, dass die angeforderten Briefwahlunterlagen nicht abgeschickt worden sind", sagt sie lächelnd. Noch-Ortsvorsteher Christian Schmidt, der nicht noch einmal kandidiert hat und deshalb Wahlhelfer sein darf, ist zufrieden. "Vor fünf Jahren hatten wir in Lanke eine Wahlbeteiligung von gerade mal 40 Prozent", erinnert er sich.
Wie groß die Bereitschaft der Barnimer zur Mitwirkung bei diesen Wahlen ist, zeigt sich in der Statistik, die der Kreiswahlleiter am Nachmittag heraus gibt. Noch nie wurden so viele Briefwahlunterlagen angefordert wie zu diesen Wahlen. Von 151 567 Wahlberechtigten zur Europawahl beantragten 22 879 Briefwahlunterlagen. Ihre Kandidaten für den Kreistag wollten 23 148 von kreisweit 157 078 Wahlberechtigten per Briefwahl bestimmen. Den absoluten Spitzenplatz bei den Briefwählern hat die Stadt Bernau. Rund 15 Prozent der 33 448 Wahlberechtigten zur Kommunalwahl forderten zuvor beim Landkreis die Unterlagen an.
Die Wahlhelfer im Barnim haben eine lange Nacht vor sich. Mit Wahlergebnissen ist erst weit nach Redaktionsschluss zu rechnen.