Die Barnimer zeigen große Solidarität mit den vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine. Diverse Sammel- und Spendenaktionen wurden in den zurückliegenden Tagen von den Städten, Gemeinden, dem Landkreis sowie Organisationen und Privatleuten organisiert, vielerorts versammeln sich Barnimer, um gegen den russischen Einmarsch und für ein friedliches Miteinander zu protestieren.
Insbesondere die Ukraine-Hilfe Lobetal bekommt aktuell die große Hilfsbereitschaft der Barnimer zu spüren. Immer wieder rollen mit unterschiedlichen Spenden vollgepackte Autos an der Sammelstelle im Bernauer Ortsteil Lobetal vor, berichtet Katrin Jäckel. „Die Leute bringen uns wirklich alles: Matratzen, Schlafsäcke, Isomatten, Windeln, Rollatoren, Fahrräder und natürlich Kleidung und Lebensmittel.“

Lastwagen steht an der Laderampe in Lobetal

Im Lager der Organisation sehe es deshalb gerade etwas unordentlich aus, aber man versuche dennoch, den Überblick zu behalten. Das sei vor allem wichtig, wenn es darum gehe, die Lastwagen zu beladen, die dann in die Ukraine fahren. Auch am Montag stand einer dieser Lkw an der Laderampe und wurde von den Helfern gefüllt. Katrin Jäckel steht davor und notiert alles, was im Fahrzeug landet. „Der Zoll will ganz genau wissen, was in den Lastwagen drin ist.“
Bis sich ein Hilfstransport auf den Weg in die Ukraine machen könne, müssen einige Hürden genommen werden, weiß Jäckel, die schon seit vielen Jahren bei der Ukraine-Hilfe ehrenamtlich aktiv ist. „Eine Genehmigung zu erhalten, dauert teilweise ewig“, sagt sie. „Außerdem muss man erst einmal einen Fahrer finden, der sich traut, ins Krisengebiet zu fahren.“

Kinder bekommen Spielsachen, Frauen freuen sich über Schuhe

Um den Menschen in diesen Gebieten nicht nur das Nötigste zur Verfügung zu stellen, versuche man in Lobetal, immer etwas Besonderes in den Lkw unterzubringen. „Zum Beispiel Spielsachen für die Kinder oder hübsche Schuhe für die Frauen“, so Jäckel. „Dort herrscht seit vielen Jahren Krieg. Die Menschen freuen sich auch mal über etwas Schönes.“
Viel zu tun: Die ehrenamtlichen Helfer der Ukraine-Hilfe Lobetal beladen einen Lastwagen mit Hilfsgütern für die Menschen in der Ukraine. Aktuell werden besonders Matratzen, Schlafsäcke und Bettwäsche benötigt.
Viel zu tun: Die ehrenamtlichen Helfer der Ukraine-Hilfe Lobetal beladen einen Lastwagen mit Hilfsgütern für die Menschen in der Ukraine. Aktuell werden besonders Matratzen, Schlafsäcke und Bettwäsche benötigt.
© Foto: Conradin Walenciak
Damit die Ukrainer neben schönen auch wirklich nützliche Dinge erhalten, kontrollieren die Ehrenamtlichen alle Sachspenden, die in Lobetal angeliefert werden. „Wir können keine kaputten oder komplett verschmutzten Matratzen gebrauchen“, klärt Katrin Jäckel auf. „Die Sachen müssen alle so sein, dass man sie selbst noch benutzen würde.“ Originalverpackte Waren oder Kleidung, an der noch Etiketten baumeln, könne die Ukraine-Hilfe ebenfalls nicht annehmen. „Neuware dürfen wir nicht in die Lastwagen laden. Das zählt nicht als humanitäre Hilfe.“

Feuerwehr Werneuchen schickt Helme in die Ukraine

Dass im Barnim nicht nur Lebensmittel und Schlafutensilien gesammelt werden, zeigt derweil eine Aktion der Freiwilligen Feuerwehr Werneuchen. Deren Mitglieder spenden 50 Helme für die ukrainischen Feuerwehrleute. Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Marcus Swierczinski, lobte diese Aktion: „Es ist wichtig, dass die Feuerwehren international zusammenhalten.“
Möglich wurde diese Spende dadurch, dass die Ortswehren in Werneuchen seit dem vergangenen Jahr sukzessive mit neuer und einheitlicher Ausrüstung ausgestattet wurden. „Dadurch hatten wir ältere Helme vorrätig, die aber noch vollkommen funktionstüchtig sind“, erklärt der stellvertretende Stadtwehrführer Steffen Gerigk. Nachdem eine Anfrage eines Kameraden aus der Wache Fredersdorf-Vogelsdorf (Märkisch-Oderland) kam, ob man kurzfristig Schutzausrüstung zur Verfügung stellen könne, habe man deshalb nicht lange überlegt. „Die Helme sind inzwischen schon auf dem Weg in die Ukraine“, berichtet Gerigk.

Wohnungsangebote an den Landkreis melden

Der Landkreis Barnim organisiert ebenfalls Hilfe für die Menschen in der Ukraine. Erst am Freitag wurde darum gebeten, dem Kreis vorhandenen Wohnraum zu melden, damit dieser Kriegsflüchtlingen bereitgestellt werden kann. Über das Wochenende sind schon die ersten Angebote eingegangen. „Eine genaue Anzahl kann ich allerdings noch nicht nennen“, sagte Kreissprecher Robert Bachmann auf MOZ-Nachfrage. „Die Verwaltung wertet das jetzt aus. Am Dienstag gibt es dazu eine Lagebesprechung.“
Zu den Voraussetzungen, die zur Verfügung gestellter Wohnraum erfüllen müsse, konnte er deshalb noch keine Angabe machen. „Klar ist, dass es eine menschenwürdige Unterkunft sein muss. Sie muss also sauber sein und funktionierende Sanitäranlagen vorweisen können.“ Ob auch die Bereitstellung einzelner Räume der eigenen Wohnung infrage komme, müsse erst geklärt werden. „Da geht es um rechtliche Fragen“, so Bachmann. Das gelte auch für die Finanzierung.

Noch keine Ukrainer im Barnim angekommen

Seiner Kenntnis nach sind bislang noch keine Ukrainer im Barnim angekommen. „Zumindest nicht über den offiziellen Weg.“ Allerdings wisse er, dass sich bereits Privatleute auf den Weg gemacht hätten, um Menschen an der ukrainischen Grenze abzuholen. „In solchen Fällen ist es sehr wichtig, dass die Geflüchteten nicht an den staatlichen Abläufen vorbei in den Barnim transportiert werden“, sagt der Kreissprecher. Um den Menschen alle erforderlichen Hilfen zukommen lassen zu können, müssten diese in den Erstaufnahmeeinrichtungen registriert und medizinisch versorgt werden.
Die Ukraine-Hilfe Lobetal informiert auf ihrer Facebook-Seite darüber, welche Sachspenden aktuell am dringendsten gebraucht werden. Dort sind auch die Öffnungszeiten der Annahmestelle zu finden. Wer Wohnraum anzubieten hat, kann sich per Mail an ukraine-hilfe@kvbarnim.de wenden.
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