Das überraschte die Mitglieder des Bauausschusses in Ketzin/Havel am späten Montagabend doch recht erheblich. 800 Wohnungen sollen auf dem rund 20 Hektar großen Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik gebaut werden, erläuterten Jörg Siegmüller, Geschäftsführer bei der S Immo AG mit Sitz in Wien und einige Mitarbeiter eines Planungsbüros bei der Vorstellung des Bebauungsplanvorentwurfes. Damit verbunden wäre ein Zuwachs von 1.500 bis 1.600 Einwohnern.
Die Zahlen überraschten die Kommunalpolitiker derart, dass sie sich angesichts der erstmaligen Vorstellung der neuen Zahlen letztendlich außerstande sahen, ohne weitere Beratung und Vertiefung dieser Informationen eine Empfehlung für oder gegen eine entsprechende Bebauungsplanung auszusprechen. In den letzten drei Jahren war immer von 500 Wohnungen mit 1.200 bis 1.500 Bewohnern die Rede.
Erheblicher Bedarf an Kita- und Schulplätzen
So fragte dann auch Jürgen Schöttler fast ungläubig, ob tatsächlich mit knapp zwei Bewohnern je Wohnung gerechnet werde. Bürgermeister Bernd Lück (FDP) machte auf den zu erwartenden erheblich steigenden Bedarf an Plätzen in den Schulen und Kitas ebenso aufmerksam, wie auf die erwarteten Probleme in der Infrastruktur. „Ich halte 800 Wohnungen kaum für realistisch“, gab er den Planern mit auf den Weg.
Und es sollten weitere überraschende Aussagen folgen. Da in dieser Phase der Planung nicht festgelegt ist, welche Wohngebäude errichtet werden, also die Anzahl an Einfamilienhäusern und Geschosswohnungsbauten, und wie viele Wohnungen im Silo möglich sind, seien das Maximalzahlen. Und für eine Kita werde sich ein Platz finden, möglicherweise im Randgebiet nahe der Nauener Straße. Das Wort Schule fiel auch, allerdings ohne konkrete Zusage.
Nutzung der denkmalgeschützten Gebäude in Ketzin/Havel unklar
Es habe Untersuchungen zum Verkehr gegeben. Die Hauptzufahrt werde an der Brandenburger Chaussee sein und 90 Prozent des Verkehrs aufnehmen, die Baustraße zehn Prozent. Das sei bei der Maximalzahl Wohnungen möglich, bei weniger erst recht, argumentierten die Planer. Die bisher beabsichtigte Erschließung in Richtung Nauener Straße im Verlauf der ehemaligen Bahngleise wurde nur noch für Fußgänger und Radler ins Gespräch gebracht, aber das hänge von der Verfügbarkeit über die Flächen ab, so die Planer.
Noch immer unklar ist offensichtlich, wie die denkmalgeschützten Gebäuden, die große Trocknungshalle und die eigentliche Zuckerfabrik, und das Silo künftig genutzt werden können und sollen. Dazu laufen derzeit Untersuchungen, wurde lediglich informiert. Sie würden auf jeden Fall erhalten.
So ist mit Stand vom April 2022, nach mehr als drei Jahren Diskussion, sehr wenig konkretes mitgeteilt worden. Klar ist nur, dass die ursprüngliche Absicht, Kanäle von der Havel in das Gelände zu ziehen, fallen gelassen wurde. Auch von Gewerbeansiedlungen und Senioreneinrichtungen wurde nur unverbindlich gesprochen, dafür aber neuerdings ein möglicherweise zu bauendes Schwimmbad an der Havel genannt.