Dicker Qualm dringt aus rostigen Auspuffen. Wo immer auch ein Zweittaktmotor knattert, stinkt es unverkennbar nach dem Öl-Benzin-Gemisch, das vor der Wende in aller Nasen war. Nicht wenige Besucher des 16. Ostfahrzeugtreffens in Finowfurt bei Eberswalde atmen genießerisch tief durch. Auch Gerüche lösen Erinnerungen aus.
Das Luftfahrtmuseum am militärhistorischen Standort eines sowjetischen Fliegerregimentes gehört zu den größten Publikumsmagneten in der Gemeinde Schorfheide. Mit dem Fest für alle Liebhaber der Ostalgie auf Rädern wird immer Ende April der Start in die neue Saison vollzogen. Zahlreiche Höhepunkte werden bis Ende Oktober auf dem Areal folgen.

Bald kommen die Straßenkreuzer wieder

„Am 30. Juni und am 1. Juni kommen beim Roadrunners Paradise Festival in Finowfurt wieder alle Fans der amerikanischen Straßenkreuzer auf ihre Kosten“, nennt Birk Polten, der Vorsitzende des Trägervereins für das Luftfahrtmuseum, ein besonders prägnantes Beispiel.
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Der größte Unterschied zwischen dem Roadrunners Paradise Festival und dem Ostfahrzeugtreffen ist gar nicht so sehr, dass Cadillac. Buick und Chevrolet schon vom Ansatz her nicht mit Wartburg, Trabant oder Wolga vergleichen lassen. „Die erstgenannte Fete lässt sich vor allem als Hommage an das Lebensgefühl der fünfziger und sechziger Jahre begreifen, das zweitgenannte Fest ist vielen wichtig, weil es ihre eigene Lebensgeschichte wiederspiegelt“. urteilt Birk Polten.
An der Heckklappe: Beim 16. Ostfahrzeugtreffen im Luftfahrtmuseum Finowfurt steht Edeltraud Strecke aus Klosterfelde an ihrem Wartburg 311 Camping.
An der Heckklappe: Beim 16. Ostfahrzeugtreffen im Luftfahrtmuseum Finowfurt steht Edeltraud Strecke aus Klosterfelde an ihrem Wartburg 311 Camping.
© Foto: Sven Klamann
Der Leiter des Luftfahrtmuseums Finowfurt hat deswegen auch kein Problem damit, dass beim Ostfahrzeugtreffen vereinzelt Besucher in der Uniform eines Abschnittsbevollmächtigten der Volkspolizei auftauchen, dass an manchen Autos Transparente mit sozialistischen Losungen befestigt sind und hin und wieder sogar DDR-Fahnen im lauen Wind flattern. „Das gehört alles zum Spiel dazu und wird von niemandem ernst genommen“, erklärt er.

Verbeugung vor der Fahrzeuggeschichte

„Das hier ist doch nichts Politisches, das ist vielmehr eine Reise in unsere automobile Vergangenheit“, sagt auch Detlef Klawohn aus Werneuchen, der in einem Wolga GAZ 24/01, Baujahr 1972, nach Finowfurt gekommen ist. Er habe jeden Kilometer ohne Servolenkung genossen, verrät der Besucher. „Für die 14 bis 16 Liter Benzin, die der Motor pro 100 Kilometer schluckt, werde ich schon durch das tolle Fahrgefühl entschädigt, wenn sich die gesamte Karosserie der Limousine in die Kurve legt“, schwärmt er. Wie er 2017 zu dem Wolga gekommen ist? „Ein US-Car konnte ich mir nicht leisten“, sagt Detlef Klawohn. Inzwischen würden aber auch die Preise für Fahrzeuge aus Ost-produktion rasant steigen.
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An seinem Trabant 601, Baujahr 1989, fasziniert Dirk Bohnenstengel aus Eberswalde dessen Einfachheit. „Hier bin ich noch Schrauber, hier darf ich es noch sein“, sagt er. Im Trabi würden etwaige Fehler nicht durch den Bordcomputer angezeigt.

Die fast unverwüstliche Technik überzeugt

Und für Reparaturen brauche es keine teuren Werkstattbesuche. „Andere sammeln Briefmarken oder halten Bienen – ich stehe auf handgemachte Technik“, sagt der Aussteller, der nur an besonderen Tagen in seinen Oldtimer steigt – des eigenen Geldbeutels und der Umwelt zuliebe.
Zu Gast in Finowfurt: Detlef Klawohn aus Werneuchen ist mit  seinem Wolga GAZ 24/01, Baujahr 1972, beim 16. Ostfahrzeugtreffen im Luftfahrtmuseum Finowfurt dabei.
Zu Gast in Finowfurt: Detlef Klawohn aus Werneuchen ist mit seinem Wolga GAZ 24/01, Baujahr 1972, beim 16. Ostfahrzeugtreffen im Luftfahrtmuseum Finowfurt dabei.
© Foto: Sven Klamann
Für Edelgard und Achim Strecker aus Klosterfelde lässt sich ihre unsterbliche Liebe zu den Ostfahrzeugen im Allgemeinen und zu den beiden Schätzen, mit denen sie nach Finowfurt gekommen sind, im Besonderen mit der eigenen Geschichte begründen.
„Wir sind mit solchen Autos groß geworden“, sagt Edelgard Strecker. „Klar, Instandsetzung und Wartung sind aufwändig. Und die Ausstattung ist eher dürftig“, räumt Achim Strecker ein. Dafür sei die Technik beinahe unverwüstlich und der direkte Fahrspaß ohnehin nicht mit Gold und Geld aufzuwiegen.
Kurz vor dem 1. Mai: Ein Besucher läuft beim 16. Ostfahrzeugtreffen im Luftfahrtmuseum Finowfurt an einem W 50 mit ostalgischem Transparent vorbei.
Kurz vor dem 1. Mai: Ein Besucher läuft beim 16. Ostfahrzeugtreffen im Luftfahrtmuseum Finowfurt an einem W 50 mit ostalgischem Transparent vorbei.
© Foto: Sven Klamann
Das Ehepaar aus Klosterfelde ist mit einem Wartburg 311 Camping, Baujahr 1959, und mit einem F 9 Cabrio, Baujahr 1955, da. Weil die Streckers ihre Sammlung nach und nach verkleinern wollen, bieten sie den jüngeren der beiden Oldtimer zum Kauf an.