Sommerzeit ist Oldtimerzeit. Gerade bei gutem Wetter lassen sich zahlreiche historische Fahrzeuge auf den Straßen im Barnim bewundern. Man erkennt sie am H-Kennzeichen. Um es zu erhalten, muss das Fahrzeug mindestens 30 Jahre alt sein und sich weitestgehend im Originalzustand befinden oder fachmännisch restauriert worden sein. 2005 Autos, Motorräder, Lkw und Landmaschinen tragen derzeit im Landkreis das begehrte Siegel, das mit einem ermäßigten Steuersatz verbunden ist. Und welches sind die bei Oldtimerfreunden beliebtesten Marken?
In der Barnimer Behörde sind aktuell 1429 Pkw, 109 Motorräder, 233 Lkw sowie 234 sonstige Fahrzeuge (vor allem Landmaschinen wie Traktoren) registriert. Allein in diesem Jahr wurden bereits 207 Fahrzeuge zugelassen. Mit Vergleichszahlen aus vergangenen Jahren kann die Behörde allerdings nicht dienen, denn es werde keine jährliche Statistik geführt, heißt es aus dem Paul-Wunderlich-Haus.
VW ist mit Käfer und Golf die Nummer eins
Im Bereich der Pkw gibt es bei den Oldtimerfreunden zwischen Ahrensfelde und Oderberg offenbar einen recht klaren Favoriten: den Volkswagen (VW) mit 258 Fahrzeugen. Darunter der bereits in den 1930er Jahren entwickelte Käfer (auch als VW Typ I bekannt), der die Marke einst begründete. Sowie der Golf, das meistverkaufte Fahrzeug der Welt. Dabei handelt es sich um Fahrzeuge aus den ersten drei Generationen des beliebten Wolfsburgers. Ab 2027 dürften dann auch die ersten Modelle des Golf IV zu den Oldtimern zählen.
Marke mit dem Stern folgt auf Platz zwei
Auf Platz zwei folgt Mercedes. Die Marke mit dem Stern ist 230 Mal vertreten. Mit den unterschiedlichsten Modellen. So stehen etwa Fahrzeuge der Baureihe W123 (gebaut von 1975 bis 1986, zählt zur oberen Mittelklasse), das bisher meistgebaute Modell von Mercedes-Benz, Wagen des Nachfolgers W124 und des als mondän geltenden SL-Roadsters der Baureihe R107 in den Garagen und rollen durch die Landschaft.
Hoch im Kurs bei den hiesigen Oldtimerfreunden steht offensichtlich auch der Trabant, der auf Platz drei einkommt. Von den knapp 3,1 Millionen Fahrzeugen, die zwischen 1957 und 1991 in Zwickau vom Band liefen, tragen 108 heute im Barnim das H-Kennzeichen. Vom Symbol der erstarrten Mangelwirtschaft der DDR ist er damit zu einem kultigen Oldtimer avanciert. „Männer aus Stahl fahren Autos aus Pappe“ bzw. aus Duroplast.
Dieser Spruch kommt nicht von ungefähr. Denn eine Tankanzeige, Bremskraftverstärker, ABS oder gar „neumodische“ Features wie Airbags oder Klimaanlage sucht man vergeblich beim Trabi. Der als „Rennpappe“ verspottete oder belächelte Zweitakter (Trabant 601) beschleunigt den Wagen mit seinen brachialen 26 PS auf 100 Stundenkilometer.
Autos aus DDR-Produktion längst Kultstatus
Rang vier belegt ein Fahrzeug, das ebenfalls aus DDR-Produktion stammt: der Wartburg. 67 der im Automobilwerk Eisenach hergestellten Autos sind im Landkreis mit H-Kennzeichen zugelassen. Die deutschen Fabrikate BMW und Opel sind mit 53 bzw. 44 Wagen vertreten.
Daneben haben längst auch amerikanische Modelle ihre Anhänger im Barnim gefunden. Insgesamt sind 249 „Straßenkreuzer“ aus US-amerikanischer Produktion im Barnim gemeldet, darunter etwa Chrysler, General Motors, Ford und Chevrolet (kurz Chevy genannt) mit zum Teil wahren Raritäten, die jedes Schrauberherz höher schlagen lassen.
Laut „Autobild“ ist die Begeisterung der Deutschen ungeachtet der zunehmenden E-Mobilität und des drohenden Verbrenner-Aus für Oldtimer ungebrochen. Die Zahl der Oldtimer mit H-Kennzeichen ist dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zufolge 2022 sogar gegenüber dem Vorjahr weiter gestiegen. Laut Statistik waren 2022 insgesamt 67,7 Millionen Kraftfahrzeuge und -Anhänger bundesweit zugelassen. Davon haben 731.795 Oldtimer-Status, also etwa 1,1 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr verzeichnete das KBA einen Zuwachs an Oldtimern von knapp elf Prozent. Die meisten historischen Fahrzeuge sind in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg zugelassen. Die höchsten Zuwächse sind jedoch in den neuen Bundesländern zu verzeichnen.
Rallyes und Veteranentreffen erfreuen sich großer Beliebtheit
Die Top-Ten-Liste der beliebtesten Oldtimer-Modelle bundesweit wird angeführt vom Mercedes W123 und dem VW Käfer. Es folgen: VW Busse (T1 bis T4), Mercedes SL, Porsche 911, Mercedes S-Klasse, VW Golf, 3er BMW, Mercedes 190er und Mercedes Strich-Acht.
Wie groß die Leidenschaft und Begeisterung der Barnimer für alte Fahrzeugtechnik (ob auf vier oder zwei Rädern) ist, zeigt sich auch in der Resonanz solcher Veranstaltungen in der Region wie dem jährlichen Ostfahrzeugtreffen in Finowfurt, dem Veteranentreffen in Eberswalde (u. a. mit Vertretern des MC Chorin) oder den vom Motorclub Werneuchen 1906 regelmäßig ausgerichteten Oldtimerrallyes. Nicht zu vergessen die traditionelle Treckerparade in Brodowin, bei der so manches echte Juwel antritt. (mit kro)
Nächste Termine: 19. August 6. Opa-Geuderfahrt für Motorräder bis Baujahr 1945 in Werneuchen; 17. September 37. Oldtimer-, Teile- und Tauschmarkt auf dem Flugplatzgelände Werneuchen; weitere Infos hier
Das H-Kennzeichen
- Das H-Kennezichen ist 26 Jahre: Am 1. Januar 1997 war es eingeführt worden, um Pkw und Co. als „kraftfahrzeugtechnisches Kulturgut“ auszuweisen. Die ersten Fahrzeuge, die es bekamen, waren also Autos aus dem Jahr 1967, etwa der VW Käfer, der Opel Kadett oder Volvo Amazon. Die Mehrheit der heute zugelassenen „Oldies“ sind aktuell zwischen 30 und 34 Jahre (etwa Gold II und Mercedes 190).
- Für das H-Kennzeichen müssen Fahrzeuge zwar mindestens 30 Jahre alt sein, doch nicht alle Kfz, die diese Voraussetzung erfüllen, tragen tatsächlich auch das „H“ im Nummernschild. Denn: Gerade bei Fahrzeugen mit geringem Hubraum liegt die Kfz-Steuer laut Autobild unter jenen 191 Euro, die für H-Kennzeichnung anfallen. Manch ein Oldiebesitzer scheut auch die Extra-Untersuchung fürs historische Kennzeichen.