An Gratulationen für Maria, Thomas und deren Team hat es in den vergangenen Tagen nicht gemangelt. Zuspruch kam nicht nur aus Eisenhüttenstadt und Brandenburg, sondern aus ganz Europa. „Gratulation !!! Und die Preisverleihung dann auch noch im schönsten Stadion der Welt – perfekt!“ heißt es da unter anderem auf der Facebook-Seite des Vereins Steelbruch, der vor wenigen Jahren ums Überleben kämpfte.
Das angeblich schönste Stadion der Welt ist die Alte Försterei, in der Union Berlin Hausrecht hat. Und dorthin sind Vertreter von Steelbruch noch im September 2023 eingeladen, wenn das „Engagement in ländlichen Regionen Ostdeutschlands“ ausgezeichnet wird.

Steelbruch gehört zu 100 Preisträgern

Steelbruch hat sich nämlich beteiligt am Engagement-Wettbewerb „machen!2023“. Der Staatsminister beim Bundeskanzler und Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland, Carsten Schneider, sowie die Ostdeutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt haben erstmals die besten 100 Ideen für den Zusammenhalt vor Ort gesucht. Es gibt Preisgelder von 5000 bis 10.000 Euro.
Steelbruch gehört definitiv zu den 100 Preisträgern. 5000 Euro hat der Verein bereits sicher. Alles, was nun noch kommt, und erst bei der Preisverleihung in Berlin am 26. September verkündet wird, ist ein Bonus. „Ich freue mich so sehr darüber, dass dieses Engagement von diesem wunderbaren Verein Steelbruch gewürdigt wird. Absolut verdient! Danke an alle, die in den dunkelsten Zeiten nicht abgesprungen sind“, so lautet die erste Reaktion von Christiane Barcikowski aus Neuzelle auf die Nachricht, dass Steelbruch zu den Preisträgern gehört.
Freuen sich über die Auszeichnung: Mitglieder vom Verein Steelbruch in Eisenhüttenstadt
Freuen sich über die Auszeichnung: Mitglieder vom Verein Steelbruch in Eisenhüttenstadt
© Foto: Thomas Zimmermann

Diese Frau liebt Underdogs

Sie gehört seit ein paar Jahren zu den Förderern und Unterstützern des Vereins, steht mit Rat sowie Tat zur Seite und kümmert sich um dringend benötigte Fördermittel. Und irgendwie hat sie ihr Herz an Steelbruch verloren. „Ich war schon immer für Underdogs, die nicht so viel im Rampenlicht stehen wie andere. Mainstream-Sachen bekommen schon zu viel Aufmerksamkeit“, betont sie.
Christiane Barcikowski ist selbst Vereinsmitglied und hat im Rahmen der Anmeldung für den Wettbewerb für Steelbruch geworben. „Ich habe geschrieben, was der Verein leistet und dass es wichtig ist, ihn zu erhalten“, sagt sie.
Denn Steelbruch steht für mehr als nur Ska-, Punk- und Oi-Konzerte im Club an der Werkstraße. Dort gibt es Lesungen, Theaterstücke, Arbeitsgruppen. Man arbeitet mit Schulen zusammen, fördert den Musiknachwuchs. „Wir machen viel Jugendarbeit“, betont Thomas Zimmermann, den man als Vater von Steelbruch bezeichnen kann. Gemeinsam mit seiner heutigen Frau Maria hat er den Club einst ins Leben gerufen und ihn in der Szene weltweit bekannt gemacht.

Das leistet der Verein Steelbruch

„Wir leisten Aufklärungsarbeit“, sagt der 43-Jährige unter anderem mit Blick auf Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Steelbruch bediene die subkulturelle Schiene. „Und wir sind auch international ganz viel aktiv. Nach unserem Prinzip wurden andere Vereine oder Clubs aufgebaut“, erzählt Thomas Zimmermann.
„Steelbruch ist ein alternativer Begegnungsort“, betont seine Frau Maria (35). Dieser fördere den Zusammenhalt. So etwas gebe es sonst in der Stadt nicht, vor allem nicht mit solch einem niedrigschwelligem Angebot. „Wir verwalten uns selbst, sind autonom, bei uns hat jeder die Möglichkeit, mitzuwirken, wenn er will.“ Das einzige Beispiel, das ähnlich angelegt sei, ist ihr zufolge noch der Club Marchwitza in Eisenhüttenstadt. Der unterscheide sich aber vom Angebot her und auch von der Klientel.
Die Jüngsten, die das Angebot im Steelbruch nutzen würden, seien 14 oder 15 Jahre alt, also im Teenageralter. Allerdings wird der Club auch regelmäßig zum Dojo einer Aikido-Gruppe, in der auch Grundschüler sind. Nach oben hin gibt es altersmäßig keine Grenze. „Wir hatten schon einen etwa 80-jährigen Opi hier, der kam mit seinem Wohnwagen, weil er einer Band quer durch Europa hinterhergereist war.“

Im Steelbruch steckt Herzblut

Man habe auch ein blindes Vereinsmitglied, das werde von zu Hause abgeholt und auch wieder hingebracht. Dass man so sozial unterwegs sei, das würden auch viele Gäste von außerhalb spüren, erzählt Thomas Zimmermann. „Die kommen gern zu uns – auch weil sie sehen, wie viel Herzblut hier drin steckt.“
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Aber natürlich hat auch Steelbruch mit Problemen zu kämpfen. Die Energiekosten seien explodiert, berichten Zimmermanns, die viele Monate im Jahre auch mit Bands durch Europa reisen und sich auch so ein dichtes Netzwerk in der alternativen Szene geschaffen haben. Auch die neue Entlüftungsanlage im Club, die in den letzten Jahren eine Auflage zum Überleben war, bringt Folgekosten mit sich. „Da hat der Club zu kämpfen. Wir brauchen immer mehr Fördergelder, die wir nicht für spezielle Projekte einsetzen können, sondern die wir benötigen, um die laufenden Kosten zu decken.“ Die Beiträge der rund 50 Vereinsmitglieder allein reichen da hinten und vorne nicht.

Stahl im Namen und Stil

Die Geschichte von Steelbruch begann im Jahr 2008, als der Verein gegründet wurde, um eine Alternative zu schaffen. Denn durch die Schließung vom Café Olé in Fürstenberg, ein Jahr zuvor, war ein Loch in die Jugendszene gerissen worden. In den ersten Jahren war der Verein ohne eigenes Dach überm Kopf. 2015 gab es das Angebot, Räumlichkeiten an der Werkstraße zu mieten.
Dorthin kommen seit Jahren internationale Bands. Das Stahlunternehmens von ArcelorMittal befindet sich in direkter Nachbarschaft – „Steel“ – also Stahl – passt da wunderbar in den Vereinsnamen. Ausgesprochen klingt dieser wie Stilbruch. Ein Statement, ein kreatives Lebensmotto, ein alternatives Lebenskonzept. Den Preis bei „machen!23“ sehen Thomas und Maria Zimmermann als Bestätigung, Anerkennung und als Motivation für die Steelbruch-Familie.
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