Einige Hunde warten im Tierheim Eisenhüttenstadt an der Oderlandstraße bereits jahrelang auf einen Adoptenten. Zu ihnen gehört der elfjährige Mischling Rolf.
Er war vor einigen Jahren aus einem rumänischen Shelter zu einem Tierheim nach Deutschland gekommen. Als dieses Tierheim von der Polizei einen beschlagnahmten Welpen-Transport erhielt, musste schnell Platz geschafft werden. Ute Valentin, Leiterin des Tierheimes an der Oderlandstraße in Eisenhüttenstadt, nahm ihr sechs ursprünglich aus Rumänien stammende Hunde ab.
Was sie jedoch nicht ahnte und jenem Tierheim immer noch sehr übel nimmt – es waren allesamt Angsthunde. Das war vor fünf Jahren. Von diesem Transport sind mit Rolf, Artur, Ares, Michi und Ingo noch immer fünf Vierbeiner in Eisenhüttenstadt, ein Tier war vor einigen Jahren gestorben.
Zwei Angsthunde in einem Raum
Als die Hunde in ihren Käfigen ankamen, hätten sie die Zähne gefletscht und keinen an sich herangelassen, erinnert sich Mitarbeiterin Sylvia Pantel. Wer weiß, was die Hunde in Rumänien erlebt hatten? „Wer sich nicht durchsetzen kann, erhält dort am Trog nur noch die Reste und zieht sich dann zurück. Sie werden von den anderen Hunden gemobbt“, vermutet Sylvia Pantel. In Rumänien hatte Rolf sogar mal einen Halter gehabt.
Die Eisenhüttenstädter Tierheim-Mitarbeiter brachten jeweils zwei Tiere in einen Raum zusammen und stellten Futter hinein. Schrittweise trauten sich die Hunde heraus.
Rolf lässt sich noch kein Halsband anlegen
Die Zusammenstellung war laut Sylvia Pantel eher zufällig, die Mitarbeiter bemühten sich, in etwa gleich große Hunde zusammenzubringen. „Damit ist die Gefahr geringer, dass ein Hund den anderen unterdrückt. Doch bei zwei Angsthunden ist die Wahrscheinlichkeit dafür gering, da beide Tiere sich ängstlich zurückziehen“, sagt Sylvia Pantel.
Doch der Umgang bleibt schwierig. Als Sylvia Pantel mit mir das Zimmer betritt, gehen beide Tiere etwas rückwärts, wobei sich der vierjährige Artur hinter Rolf versteckt. Da ich mich etwas entfernt halte, belassen es beide Tiere beim Rückzug. Beiden ist jedoch deutlich die Erleichterung anzumerken, als ich den Raum verlasse. Rolf bellt jetzt sogar verhalten.
Tierpsychologin war schon mal da
„Rolf ist sehr ruhig. Mit den Jahren kann ich zwar gut in den Raum, doch das Leckerli nimmt er mir immer noch nicht aus der Hand. Beide sind unsicher.“
Eigentlich dürfe man laut Sylvia Pantel nicht Angsthund mit Angsthund zusammen bringen, doch für eine Einzelzelle fehle der Platz.
„Unsere sechs Angsthunde blockieren vier Zwinger, da sie ja niemand nimmt. Das ist für unsere Größe viel. Dadurch können wir auch nicht mehr wie früher so viele Pensions-Hunde aufnehmen. Zwei Zwinger müssen wir für Notfälle freihalten“, sagt Sylvia Pantel.
Verhaltensstörung könnte bei viel Zuwendung verschwinden
Sie ist der festen Überzeugung, dass bei viel Zuwendung sich ein Angsthund diese Verhaltensstörung abgewöhnen kann. Doch damit seinen die drei Mitarbeiter in diesem Tierheim überfordert.
Hundepsychologen wären teuer, das könne sich das Tierheim nicht leisten. Es sei auch schon aus freien Stücken eine Tierpsychologin dort gewesen, doch die sei nach zwei, drei Monaten gegangen. „Es will eine angehende Tierpsychologin kommen, um Erfahrung zu sammeln. Vielleicht kann sie helfen. Ich habe versucht, online Hilfe zu holen, doch wegen Corona hatte sich das zerschlagen.“
Sylvia Pantel hofft, dass Rolf doch noch einen Abnehmer findet. „Als Hof- und Wachhund wäre er sicherlich gut, er ist aufmerksam. Das ist doch für ihn hier kein Leben. Solch ein Mischling kann 16 bis 18 Jahre alt werden. Da hat er noch einiges vor sich“, hofft Sylvia Pantel.
Übrigens hat sich in Eisenhüttenstadt noch kein Tierarzt um Rolf gekümmert. „Er lässt ja keinen an sich heran. Auch ein Halsband lässt er sich nicht anlegen. Wenn es unbedingt nötig wäre, müssten wir ihm eine Tablette geben. Glücklicherweise ist Rolf gesund“, sagt Sylvia Pantel.
Tierpension, Oderlandstraße 3, Eisenhüttenstadt, Tel. 03364 283442