Anja Hänel und Fritz Viertel von der Volksinitiative saßen wie alle S-Bahn-Reisenden fest. Verspätung wegen "Polizeieinsatz" wurde über Lautsprecher erklärt. Anja Hänel ist Geschäftsführerin vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Brandenburg, Fritz Viertel Vorsitzender des VCD-Landesverbandes und Fraktionschef der Linken Schöneiche. Am Freitagnachmittag waren beide unterwegs nach Erkner, um Unterschriften für die Volksinitiative "Verkehrswende für Brandenburg - jetzt!" zu sammeln. Die Aktion läuft bereits seit August. Sie fordert beispielsweise eine Kapazitätsverdoppelung zu Verkehrsspitzenzeiten. Wo keine Schienenverbindungen möglich sind, sollen Buslinien aufgebaut werden. Die Verdopplung des ÖPNV bis 2035 ist ein grundsätzliches Ziel. Unterstützt wird die Volksinitiative im Wesentlichen von alternativen Verkehrs- und Naturschutzverbänden.
Leute fühlen sich angesprochen
Birgit und Lothar Siegert aus Fangschleuse, die die Volksinitiative unterschrieben, sind überzeugte Nutzer des Öffentlichen Nahverkehrs. Am Freitag Nachmittag stiegen sie in Erkner in die S-Bahn für ein Konzert in Berlin, ihren Pkw hatten sie am Bahnhof abgestellt. "Gerne kämen wir mit dem Bus von Fangschleuse nach Erkner", meinte Lothar Siegert, "aber wenn wir um 22 Uhr nach Hause kommen, fährt nichts mehr nach Fangschleuse."
Eine junge Frau aus Kienbaum, die in Erkner in die Schule geht, ist auch mit ihrer Busverbindung unzufrieden. "In der Woche fahren die Busse selten und sind zu den Hauptzeiten sehr voll, am Wochenende fährt gar nichts." Die 17-Jährige wünscht sich Verbesserungen, auch sie unterschreibt die Liste für die Petition.
Ein Pendler, der regelmäßig aus Woltersdorf mit dem Fahrrad zum Bahnhof Erkner kommt, findet die Züge früh morgens zu voll und wünscht sich eine Taktverdichtung. Auch er lässt sich von Anja Hänel nicht lange bitten.
"Natürlich kann man bei Klimademos schnell viel mehr Unterschriften sammeln als auf dem Bahnhof," erklärt Anja Hänel, "aber uns geht es darum, geplagte Pendler, wie die Leute hier vor Ort, zu informieren." Freitag war in Erkner letzte Station der laufenden Pendleraktionswoche. Die Unterschriftensammler waren in den zurückliegenden Tagen schon in Golm, Eberswalde, Nauen und Hennigsdorf. Dabei wurden 300 Unterschriften gesammelt, wie Anja Hänel erklärt. Einen Zwischenstand zur Gesamtzahl der Unterschriften wird der VCD erst im nächsten Jahr veröffentlichen.
Angesprochen auf den Fahrplanwechsel erklärt die Kampagnen-Organisatorin Hänel: "Interessant ist die Express-S-Bahn ab Erkner. Allerdings sind wir gespannt, ob die Leute das Angebot verstehen und nicht ständig in den falschen Zug einsteigen." Die mit dem Wechsel verbundene Aufstockung der Kapazitäten reichen für die Verkehrswende-Aktivisten noch längst nicht aus.