Die Gigafactory von Tesla in Grünheide entwickelt sich seit ihrer Eröffnung eigentlich nur in eine Richtung: nach oben. Es geht um Wachstum, die Steigerung der Produktion. Mehr als 10.000 Mitarbeiter soll die Fabrik inzwischen zählen. Die Produktionsrate: mehr als 5.000 Model Y pro Woche. Doch ein Bericht des Nachrichtenportals Business Insider legt nun nahe, dass das Grünheider Werk in einer Krise stecken könnte.
Demnach soll die Fabrikleitung des US-Autobauers in einer internen E-Mail angekündigt haben, im zweiten Quartal Sonderschichten abzuschaffen. Gemeint seien damit die Schichten am Wochenende und an Feiertagen. Außerdem sollen die regulären Arbeitsschichten in der Grünheider Fabrik von drei auf zweieinhalb gekürzt werden, heißt es in dem Bericht.

Tesla-Bericht: Entlassung von Leiharbeitern

Tesla-Insider sollen gegenüber dem Portal Business Insider zudem berichtet haben, dass in dem Werk eine niedrige bis mittlere dreistellige Zahl an Leiharbeitern entlassen werden soll. Dies sei den Mitarbeitenden bereits in der vergangenen Woche mitgeteilt worden.
Die Bundesagentur für Arbeit äußerte gegenüber MOZ.de, dass etwa zehn Prozent der Fabrik-Belegschaft Leiharbeiter seien. Das heißt, dass rund 1.000 Leiharbeiter in der Gigafactory beschäftigt sind. Angaben zu möglichen Kündigungen konnte die Arbeitsagentur jedoch nicht machen. In dem Bericht vom Business Insider heißt es außerdem, dass das nächste Produktionsziel von 6.000 Autos pro Woche in Grünheide bis auf Weiteres auf Eis liege.
Tesla sagte hierzu MOZ.de auf Nachfrage, dass sich die Gigafactory weiterhin erfolgreich im Hochlauf befinde. Gleichzeitig bestätigt der E-Autobauer indirekt, dass es tatsächlich zu einer Entlassung von Leiharbeitern kommen wird: „Diese Dienstleistung wird zukünftig weiterhin benötigt, jedoch in einem geringeren Umfang“, so Tesla gegenüber MOZ.de, ohne konkrete Angaben über das mögliche Ausmaß der Stellenstreichungen zu machen.
Die außerplanmäßigen Sonderschichten für das 2. Quartal würde man zudem nicht mehr benötigen, da das Unternehmen die Produktionsziele auch ohne die zusätzliche Samstagsarbeit erreichen werde, so Tesla weiter. Diese Zeiten würden dann den Mitarbeitern der Gigafactory als Freizeit zur Verfügung stehen.

Autoexperte: „Tesla hat Überkapazitäten“

In der Tesla-Szene wird seit Monaten gemutmaßt, dass Tesla mit Absatzproblemen kämpft. Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer sagt im Gespräch mit MOZ.de: „Tesla hat Überkapazitäten.“ Nach seinen Recherchen hat das Unternehmen von Elon Musk weltweit in den letzten vier Quartalen 78.334 Fahrzeuge mehr produziert als verkauft wurden. „Es gibt immer mal Schwankungen zwischen Produktion und Auslieferung“, sagt Dudenhöffer. Doch die Zahl bezeichnet er als „sehr hoch“. Um dennoch Kunden zu gewinnen und Fahrzeuge abzusetzen, habe Tesla daher die Preise stark gesenkt.
Für die Fabrik in Grünheide hatte Tesla als ursprüngliches Ziel die Produktion von 500.000 E-Autos pro Jahr ausgegeben. Später wurde die Zahl auf 1 Million angehoben – im Zuge des geplanten weiteren Fabrik-Ausbaus. Ob der noch aktuell ist oder nun infrage steht? Die Berichte jetzt lassen hier zumindest einige Zweifel aufkommen.