Noch während die Klausurtagung des Wasserverbandes Strausberg-Erkner (WSE) am Mittwochabend (3.5.) in vollem Gange war, verkündete das Brandenburger Umweltministerium (MLUK) bereits die frohe Botschaft per Pressemitteilung: Die Wassererkundungen in Hangelsberg hätten laut dem staatlichen, geologischen Dienst ergeben, dass dort ein zweiter, flächendeckender Grundwasserleiter vorhanden sei. Dieser sei 20 bis 50 Meter mächtig und habe „eine für die Trinkwasseraufbereitung geeignete Grundwasserqualität“, berichtete Dr. Birgit Futterer vom Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR).
Das untersuchte Gebiet östlich der Landstraße zwischen Hangelsberg und Kienbaum sei dafür geeignet, dass dort ein Wasserversorger Leistungspumpversuche durchführen könne, um den Grundwasservorrat nachzuweisen. Abhängig von den Ergebnissen könnte der zuständige Wasserversorger WSE die notwendigen Anträge zur Nutzung des Grundwasservorrats stellen. Dem Verband würden zumindest „alle wesentlichen Informationen“ vorliegen, schreibt das MLUK. 400.000 Euro habe das Land Brandenburg in die Voruntersuchung investiert.
Wie der WSE die vorliegenden Ergebnisse bewertet, bleibt abzuwarten. Am Mittwochabend bestätigte Wasserverbandschef André Bähler erst einmal nur, dass man die Informationen erhalten habe. „Wir prüfen dies alles erst einmal und können uns dann dazu einlassen“, sagte er.

Umweltministerium: Salzeintrag aus Tiefenschichten nicht gegeben

Für die 170.000 Menschen des Verbandsgebietes und Tesla scheinen dies zunächst einmal gute Neuigkeiten zu sein, um das Wasserversorgungsproblem zu lösen. Doch ist das wirklich so?
Der WSE versorgt aktuell 13 Gemeinden und drei Städte von Märkisch-Oderland, Oder-Spree und dem Landkreis Barnim mit Trinkwasser und ist für die Abwasserentsorgung zuständig. In vielen Kommunen standen Bauprojekte wegen fehlendem Wasser auf der Kippe und Neukunden mussten mit einer begrenzten Abnahmemenge zurechtkommen, weil einfach nicht genug Wasser gefördert werden konnte. Auch dem US-Unternehmen Tesla konnte der WSE zuletzt keine Zusage über eine Wasserversorgung und -entsorgung der weiteren, geplanten drei Ausbaustufen und der Gelände-Erweiterung nach Osten machen.
Laut Umweltministerium sei nach derzeitigem Kenntnisstand für den Grundwasserleiter in Hangelsberg „keine Gefahr durch den Aufstieg salinarer Tiefenwässer erkennbar.“ Das Einzugsgebiet erscheine groß genug, „um eine konfliktarme Gewinnbarkeit von Grundwasser in dem erforderlichen Umfang zu realisieren.“ Der gewünschte Umfang soll nach früheren Angaben des Ministeriums rund 4 Millionen Kubikmeter Wasser umfassen. Es ergäben sich voraussichtlich auch „keine relevanten Konflikte mit Wasserrechten Dritter“, so das MLUK.

Wassertafel widerspricht Darstellung des Umweltministeriums

Dem widerspricht Heidemarie Schroeder von der Bürgerinitiative „Wassertafel Berlin-Brandenburg“: „Die Aussage des Umweltministeriums, es ergäben sich voraussichtlich auch ,keine relevanten Konflikte mit Wasserrechten Dritter‘, ist sachlich falsch“, sagt sie und stützt Ihre Kenntnisse auf Gespräche mit Geohydrologen. Der für die Trinkwasserförderung anvisierte tiefere Grundwasserkörper habe Verbindungen zum oberflächlichen Grundwasserkörper. Aus diesem würden sich in Hangelsberg ergiebige Quellen in die Müggelspree ergießen, die deren Wasserführung stützen. „Diese Quellen würden versiegen, weil das oberflächliche Wasser dann zuerst den unteren Grundwasserleiter auffüllen würde, bevor es die Spree erreicht“, mahnt sie. Die Trinkwasserförderung in Hangelsberg könnte somit dazu führen, dass die Müggelspree im Sommer noch weniger Wasser führe und die Sulfate darin weniger verdünnt werden. Im Ernstfall käme es „zu einer Verschlechterung der Trinkwasserqualität in Berlin durch mehr Spurenstoffe“, schreibt sie.
Die Bürgerinitiative Grünheide hingegen begrüßt die Untersuchung von Wasserressourcen, um die zukünftige Trinkwasserversorgung zu sichern. Man möchte aber die Pumpversuche des WSE abwarten, ob und in welcher Menge Grundwasser entnommen werden kann und welche Auswirkungen das auf die Grundwasserneubildung sowie den Wasserstand von Löcknitz und Spree hätte, erläutert BI-Sprecher Steffen Schorcht. „Das Gebiet muss sofort unter Schutz gestellt werden, damit durch mögliche Bebauung die Förderung nicht eingeschränkt wird“, fordert er.

Grenze von Süß- und Salzwasser wird weiter erforscht

In den kommenden Wochen soll die vollständige Dokumentation durch das Bergbau-Landesamt erstellt und an das Landesumweltamt (LfU), als Auftraggeber, übergeben werden. Parallel dazu werde das LGBR das gesamte Untersuchungsgebiet mit einem geoelektrischen Verfahren detailliert untersuchen, heißt es vom MLUK. Im Sommer soll dann eine flächendeckende Kartierung der Süß-Salzwassergrenze im Untergrund vorliegen.
Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte im März in einem Brief an Elon Musk seine Unterstützung in der Wasserfrage zugesagt. Teslas Aufgabe bestehe darin, die notwendigen Grundlagen in Abstimmung mit den Partnern der Energie- und Wasserversorgung zu schaffen, so Regierungssprecher Florian Engels. Der US-Autobauer will zeitnah seine Produktion am Standort Grünheide auf eine Million Fahrzeuge erweitern.
Anmerkung: Die Stellungnahme des WSE wurde am Mittwochabend dem Text hinzugefügt; am Donnerstagmittag dann die Stellungnahme der Wassertafel.