Zum Einkaufen, für einen Friseurbesuch, zum Mittagessen – viele Einkaufstouristen aus der Region fahren nicht nur zum Tanken über die deutsch-polnische Grenze nach Slubice bei Frankfurt (Oder), sondern steuern auch den Bazar an. Gut drei bis fünf Fahrminuten in südliche Richtung hinter der Stadtbrücke kann man sein Auto zwischen 8 und 18 Uhr gegen Gebühr auf einem der Parkplätze am Polenmarkt abstellen.
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Viele Händler und Ladenbetreiber in Polen beklagen sich über ausbleibende Touristen. Nachdem sich das Geschäft nach den Schließungen durch die Corona-Pandemie langsam wieder erholt hatte, lassen jetzt die steigenden Kosten und Preise das Budget bei den deutschen Besucherinnen und Besuchern schrumpfen. Bei vielen sitzt das Geld knapp.
Die meisten Kunden kommen, um günstig Zigaretten zu kaufen
Ala Małek, eine Mitarbeiterin aus dem Sonnenmarkt auf dem Bazar, bestätigt, dass aktuell weniger Touristen den Markt besuchen. Und wenn, dann kämen die meisten Deutschen nach wie vor wegen der Zigaretten, verrät die Verkäuferin – was angesichts der großen Preisunterschiede nicht überrascht. Eine Stange gibt es bereits ab 28 Euro, in Deutschland zahlt man das Doppelte oder Dreifache. Auch ein anderer Zigarettenverkäufer auf dem Bazar erzählt, dass circa 40 Prozent seiner Kunden aus Deutschland kämen, um „Papierosy“ – polnisch für Zigaretten – zu kaufen.
Ebenfalls beliebt ist Kleidung, auch wenn die Preisdifferenz im Vergleich zu den großen Textilketten hierzulande eher bescheiden ausfällt. Für ein gewöhnliches T-Shirt zahlt man auf dem Markt in Slubice um die 10 Euro. Die Preise für Jogginghosen liegen im gleichen Rahmen.
Neben Lebensmitteln gibt es auch gehacktes Holz zu kaufen
Ein älteres Ehepaar aus Berlin erzählt, dass sie nur selten nach Słubice auf den Markt fahren. Ihr Grund für den Tagesauflug: günstig tanken in Polen, denn der Liter Benzin kostet umgerechnet nur 1,50 Euro, rund 40 weniger als an deutschen Tankstellen. Aber wenn sie schon mal da sind, dann nutzen sie auch gleich die Gelegenheit, um über den Bazar zu schlendern. Etwas Bestimmtes suchen sie nicht.
Eine andere Familie aus dem weit entfernten Cuxhaven (Niedersachsen) wollte einfach mal raus aus der gewohnten Umgebung, erzählen sie. Die Ehefrau verrät, dass sie schon einmal vor etlichen Jahren auf dem Bazar in Słubice gewesen sei. Sie hatte interessiert, was sich seitdem verändert hat. Über die Preise seien sie erstaunt. „Wenn es hier einen Pullover für 30 Euro gibt, kann ich auch für 50 Euro das Original kaufen, oder schauen was es im Sale gibt“, sagt der Familienvater.
Neben Lebensmitteln wie Wurst, Käse und Backwaren, steht auch gehacktes Holz für den kommenden Winter zum Verkauf bereit. Für 4,50 Euro erhält man einen Sack mit vier bis fünf großen Kieferholzstücken. Die Nachfrage halte sich trotz Energiekrise jedoch noch in Grenzen, sagt ein Händler, vorbereitet auf einen größeren Ansturm sei man dennoch.
Wodka mit dem Logo der Doppelstadt Frankfurt-Słubice
Was außerdem ins Auge fällt: importierte Süßwaren und Softgetränke aus den USA und Asien. Die bunten Verpackungen sind nicht zu übersehen. Dafür muss man jedoch etwas tiefer in die Tasche greifen. Eine Packung Schoko-Cornflakes liegt mit 8 Euro deutlich über dem, was man im Supermarkt in Frankfurt dafür zahlen muss.
Aber auch Regionales ist im Angebot. Für ein Foto läuft ein Mitarbeiter des Sonnenmarktes schnell ins Lager – und kehrt mit einem 20 Euro teuren Wodka mit dem Logo der Doppelstadt Frankfurt (Oder) und Slubice zurück. „Darauf sind wir besonders stolz“, sagt Ala Małek. Sie findet zwar schade, dass derzeit weniger los sei, als sonst auf dem Bazar. Doch trotz der Krise bleiben Ala Małek und ihre Kollegen positiv gestimmt. „Wir hoffen das Beste.“