Der 19-jährige Jason Steuke, der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik gelernt hat, sitzt mit seinen Großeltern in der letzten Reihe und ist sehr aufgeregt. Angefangen hatte er mit der Lehre in Berlin, aber sein Ausbildungsbetrieb ging Pleite. Hans-Jürgen Idziak, Chef der gleichnamigen Firma in Erkner übernahm ihn gern. Der 65-Jährige bildet nach einer längeren Pause in seinem Unternehmen wieder aus, hat zur Zeit zwei Azubis. Und Jason bekommt eine Anstellung in der Idziak GmbH. "Ich bin sehr froh über meine berufliche Entscheidung", sagt Jason, dem ein Praktikum bei der Berufsfindung half. Als er sein Zeugnis bekommt, gratuliert der Chef mit einem bunten Blumenstrauß.
Uwe Hoppe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Frankfurt (Oder), und Thomas Charlet, amtierender Kreishandwerksmeister, lobten den "geschätzten Berufsnachwuchs" und das Handwerk im Allgemeinen. "Wir sind die sympathische Wirtschaftsmacht von nebenan", wertet Charlet. Die Zeiten seien sehr gut, momentan übersteige die Nachfrage nach Handwerkern das Angebot. Von den Junggesellen wünschte er sich, dass sie "hier bleiben" und den Meister anstreben. "Ihr seid unsere Hoffnungsträger."
Mit leicht steigenden Zahlen konnte Hoppe auch ein wenig Mut machen, dass demnächst wieder mehr Schulabgänger einen Handwerksberuf ergreifen. Dennoch könnten mit diesen Größenordnungen bei weitem nicht alle Stellen besetzt werden.
Besonders freute sich Hoppe, dass auch Cyprien Fathey und Freddy Michel Ovongo Meba ihren Gesellenbrief als Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik bekommen. Die beiden Brüder aus Kamerun betraten 2013 nach einer Flucht im Schlauchboot durch die Meerenge von Gibraltar europäischen Boden und leben seit 2015 in Deutschland, erst im Aufnahmelager Eisenhüttenstadt, dann in Frankfurt (Oder). Von hier sollten sie wieder abgeschoben werden. Nur weil sich Menschen wie der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Patzelt und der Menschenrechtsanwalt Dieter Bollmann, der die Freisprechung mit großer Genugtuung miterlebte, für sie einsetzten und die Kirche Asyl bot, konnten sie bleiben.
Integration über die Arbeit
Jörg Bredow, Chef des gleichnamigen Elektroinstallationsbetriebes in Wilmersdorf bei Briesen, lobt seine beiden Afrikaner in den höchsten Tönen. "Wenn alle mitziehen, ist so eine Ausbildung zu schaffen", findet er. Cyprien und Freddy, sie sind 31 und 34 Jahre alt,  hätten in ihrem Heimatland die Schule besucht und die nötige Grundintelligenz, um die hohen Ansprüche an einen Elektroinstallateur erfüllen zu können. Mit viel Ehrgeiz hätten sie neben dem normalen Deutsch auch Fachdeutsch gelernt und Nachhilfeunterricht genommen. "Die beiden sind ein leuchtendes Beispiel, wie man Flüchtlinge integrieren kann. Aber sie haben auch gewusst, dass in Deutschland die Messlatte hoch hängt und sich sehr angestrengt", sagt Bredow, der auch andere Erfahrungen gemacht hat. Einige von seinen ausländischen Auszubildenden hätten aufgegeben. "Aber zur Zeit haben wir einen jungen Mann aus Burkina Faso, der ist tüchtig, der könnte es schaffen", unterstützt Bredow in seinem 50-Mann-Betrieb, dass Flüchtlinge sich in Deutschland über die Arbeit integrieren.
Cyprien, der unter den freigesprochenen Junggesellen sogar die höchste Punktzahl erreicht hatte, und sein Bruder Freddy haben bereits einen Anstellungsvertrag bei Bredow und arbeiten derzeit in Storkow und Berlin. Beide sagen, sie wollen in Deutschland bleiben, hier leben und arbeiten. Cyprien wohnt mit seiner deutschen Frau und Kind in Frankfurt (Oder), Freddy in Briesen. Beide strahlen an diesem Tag. Die Anstrengung hat sich gelohnt. "Es war ein langer, schwerer Prozess. Wir danken allen, die uns dabei geholfen haben", spricht Cyprien auch für seinen Bruder. Unter ihren Kollegen seien sie anerkannt. Und wenn sie auf der Straße wegen ihrer dunklen Hautfarbe angepöbelt würden, blieben sie cool. "Wir wissen, wie wir damit umgehen müssen", sagt Cyprien, der den größten Teil der Deutschen für freundlich und entgegenkommend hält.

Frankfurts neue Gesellen

Elektroniker, Energie- und Gebäudetechnik:Cyprien Fathe – Bredow Elektroinstallationen GmbH & Co.KG Briesen; Freddy Michel Ovongo Meba – Bredow Elektroinstallationen GmbH & Co. KG BriesenMichael Butschke – Heinz Krabe und Danilo Henrik Krabe GbR Wiesenau

Anlagenmechaniker Sanitärtechnik:Ben Pierre Pumpa – Gas- und Sanitärtechnik Frankfurt (Oder)

Anlagenmechaniker Heizungstechnik:Bartlomiej Wit Kasz­kowiak – KDH Energie- und Versorgungstechnik GmbH Frankfurt (Oder)

Max Pracht – KDH Energie- und Versorgungstechnik GmbH Frankfurt (Oder)

Anlagenmechaniker Lüftungs- und Klimatechnik: Devid Steven Luers – Uwe Krüger Filiale Frankfurt (Oder)