Es muss Liebe sein, zumindest aber tiefe Zuneigung. So lässt sich wohl am besten der Beziehungsstatus vieler Frankfurter zu ihrer kleinen Ostsee bezeichnen. Auch wenn die Strände am Helenesee weiterhin gesperrt sind und die Schlagzeilen dazu seit zwei Jahren nicht besser werden, machten sich am Himmelfahrtstag (18.5.) Tausende Frankfurter dorthin auf den Weg. Das mit einem Motorfestival kombinierte Brauereifest war die größten Herrentagssause in der Region.
Und die Besucher bekamen in diesem Jahr noch mehr geboten – mehr Auswahl an Imbiss- und Getränkeständen, dazu Fahrgeschäfte, Trödelstände und Spiel- und Spaßangebote für die ganze Familie.
Tina Söllner präsentiert den Streaming-Hit „Phänomen“ live
Los ging es bereits am Vormittag mit dem traditionellen Fußbieranstich, gesponsert vom Frankfurter Brauhaus, das das Brauereifest seit einigen Jahren präsentiert. Auf der großen Bühne wurde anschließend vor allem deutschsprachige Musik präsentiert. Tina Söllner etwa, die sich hauptsächlich regional ihre Meriten verdient, sang bereits zur Mittagszeit von einem der Biertische und bekam viel Applaus.
Sie selbst war vor ihrem Auftritt angespannter als sonst. Denn seit kurzem hat sie mit „Phänomen“ ihren ersten eigenen Song in den Streaming-Listen der Welt. „Jetzt präsentiere ich ihn zum ersten Mal live“, sagt sie etwas nervös, meistert ihren Auftritt aber bravourös.
Auf einer anderen Bühne wird unterdessen ebenfalls eine Sängerin angekündigt, die jedoch noch nicht allzu viele Bühnenauftritte vorweisen kann. Doch das dürfte sich schnell ändern, denn Norbert Leitzke baut die 16-jährige Verena de la Caridad gerade zu einer musikalischen Frankfurter Nachwuchshoffnung auf. „Die Veranstalter haben mich gefragt, ob ich den Kinderbereich organisiere“, erzählt Leitzke. Es ist nach vielen Jahren als Organisators des Ferienlagers am See ein Comeback an alter Wirkungsstätte. Sein Netzwerk ist immer noch groß, weshalb auch die Jugend-Tanzgruppe von Izabela Smolska zu sehen ist. Spaß haben die jüngsten Gäste ebenfalls auf der Hüpfburg, beim Kinderschminken oder beim Basteln.
Oldtimer sind ein Besuchermagnet
Gebastelt wird an diesem Tag ebenfalls an einigen Oldtimern, die einige Meter weiter stehen. Egal ob west- oder ostdeutsch, US-amerikanisch oder osteuropäisch – die Fahrzeuge sind ein Besuchermagnet. „In jedem Fall sind es mehr Fahrzeuge als im vergangenen Jahr“, sagt Frank Kreitner, der das Oldtimer-Treffen hauptsächlich organisiert und dafür fleißig die Werbetrommel gerührt hat. Sogar in Słubice hatte er am 1. Mai für die Veranstaltung geworben – und nebenbei mit seinem alten Ford dort noch den ersten Platz abgeräumt.
Allerdings ist Christi Himmelfahrt in Polen kein Feiertag, deswegen sind auch nur einige Enthusiasten mit ihrem blankgeputzten Alteisen an die Helene gekommen. Dennoch, der Zuspruch ist groß. Kennzeichen aus Leipzig und Dresden lassen mittlerweile eine überregionale Strahlkraft vermuten.
Am Helenesee wird noch bis Sonntag gefeiert
Natürlich passt auch das Wetter. Das hatte auch Tiemo Gmerek aus Neuzelle dazu veranlasst, seinen Bulli T2 aus der Garage zu holen. In diesem Jahr sei dies die erste große Ausfahrt, erzählt er. Der Bulli von 1979 ist in einem ziemlich guten Zustand und noch gar nicht so lange in seinem Besitz. „Meine Frau hat mich eigentlich darauf gebracht“, sagt er und lächelt. Aufgrund der Größe des Fahrzeugs lassen sich damit bis zu acht Menschen transportieren. „Das macht sich gut bei Familienausflügen“.
Diesmal werden auch einige der Oldtimer und ihre Besitzer länger auf dem Platz bleiben, denn das Motorfestival geht noch bis Sonntag weiter. Für Freitag haben sich mehrere Dutzend Trucks angesagt, die am Feiertag nicht fahren durften, so Frank Kreitner. Dann gibt es auch Linedance und Rock ’n’ Roll auf der Bühne. Ein Abstecher zum Helenesee lohnt sich also auch am Freitag und Sonnabend noch. Das lange Wochenende endet dann am Sonntag mit einem Frühshoppen.