Für ein sorgloses Hundeleben braucht der Vierbeiner – genau wie ein Mensch – eine ausgewogene Ernährung. „Hunde sind hauptsächlich Proteinverwerter. Sie benötigen aber auch Vitamine und Mineralstoffe“, sagt Nina Liebmann, Fachberaterin für Tierernährung in der Fürstenwalder Kleintier-Tagesklinik Matzke.
Jede Lebensphase habe verschiedene Anforderungen an die Nahrungsaufnahme. Ein junger Hund brauche eine andere Futterzusammensetzung als ein Senior. „In der Wachstumsphase ist eine ausgewogene Ernährung besonders wichtig. Sonst kann es bei großen Rassen schnell zu Gelenkproblemen und Fehlstellungen kommen“, sagt die Fachfrau. Bei alten Hunden dagegen lasse der Stoffwechsel nach und es könnten Krankheiten wie zum Beispiel Arthrose, Nierenerkrankungen oder Herzschwäche auftreten. Dann müsse die Ernährung angepasst werden.

Rohfütterung ist aufwendig

Die genaue Futtermenge ist abhängig von Rasse, Alter, Gewicht und Aktivität. Ein ausgewachsener Hund benötige am Tag ungefähr vier Prozent seines Körpergewichts. Fest steht: Ist der Hund ein sportlicher Typ oder eine fleißige Spürnase, benötigt er mehr Futter als ein Couch-Potato. „Nach Einsätzen mit viel Sucharbeit gibt es für den Hund schon mal eine Extraportion“, sagt Gisela Kahl von der Rettungshundestaffel des Deutschen Roten Kreuz. Die Fürstenwalderin füttert ihrem Dalmatiner Peppino seit Jahren hochwertiges Trockenfutter. Das sei gut verträglich und enthalte alle nötigen Nährstoffe. Die Rohfütterung ist für Gisela Kahl nichts.
„Viel zu aufwendig“, sagt sie. Ein Nachteil sei beispielsweise, dass rohes Fleisch unter Umständen Krankheitserreger enthalte, zum Beispiel Salmonellen, die schweren Durchfall beim Hund hervorrufen könnten. Immer mehr Hundebesitzer halten Rohfütterung – auch als Barfen bekannt – für die natürlichste Ernährungsform, um das Fressverhalten von Wölfen und wilden Hunden zu imitieren. Barf ist die Abkürzung für „Biologisch artgerechte Rohfütterung“. Wie diese Bezeichnung bereits verrät, geht es um Frischfleisch und individuelle Zubereitung.

Fleisch zum Barfen aus der Tiefkühltruhe

Der Hauptbestandteil der Barf-Mahlzeit besteht aus rohem Fleisch. „Da das Futter individuell auf jeden Hund zusammengestellt werden kann, ist sie auch bei Tieren mit Lebensmittelunverträglichkeit und Allergien, die bei Vierbeinern immer mehr zunehmen, sehr beliebt“, sagt Christiane Borchert vom neu eröffneten Futterhaus in Fürstenwalde Nord. Dort gibt es alle Zutaten zum richtigen Barfen. Fleisch wird in handlichen Päckchen als Tiefkühlkost angeboten. Dazu sind auch die erforderlichen Bausteine wie Mineralstoffkomplexe, Vitamine, Öle und Gemüsemischungen vorrätig.
Rohes Fleisch, Innereien, Knorpel, Knochen: Beim Umgang mit rohem Hundefutter sollte man die Hygiene nicht vernachlässigen.
Rohes Fleisch, Innereien, Knorpel, Knochen: Beim Umgang mit rohem Hundefutter sollte man die Hygiene nicht vernachlässigen.
© Foto: Markus Scholz
Das Rohfutter sollte laut Christiane Borchert aus mindestens 80 Prozent Fleisch bestehen. Dabei könnten prinzipiell fast alle Sorten gefüttert werden: Rind, Lamm, Schwein, Kaninchen oder Geflügel. Auch Innereien wie Leber, Herz, Nieren, Milz und Pansen eigneten sich. Dazu sollten 15 Prozent Ballaststoffe, bestehend aus rohem Gemüse, Obst und gegebenenfalls etwas Getreide, kommen. Auch fünf Prozent Öle, Fette und Mineralien aus pflanzlichen und tierischen Fetten und Knochen seien gut.
Barfen ist eine Wissenschaft für sich. Hundebesitzer sollten sich gut informieren, damit ihr Tier ausgewogen ernährt wird. Um sicherzugehen, dass der Hund mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt ist, raten Fachleute dazu, Ernährungspläne mithilfe eines Tierarztes und eines Hunde-Ernährungsberaters zu erstellt und regelmäßig zu kontrollieren. Wer Interesse daran hat, kann sich im Futterhaus melden. „Bei Bedarf können wir eine Informationsveranstaltung zu dem Thema Barfen organisieren oder den Kontakt zu Fachleuten herstellen“, sagt Bezirksleiterin Theresa Geier.
Leckerli für Hoverwart Dante: Christiane Borchert und Theresa Geier (v.l.) im neu eröffnetem Futterhaus in Fürstenwalde. Dort sind Brezeln aus getrockneter Rinderhaut mit Hühnerfleisch-Füllung der Renner.
Leckerli für Hoverwart Dante: Christiane Borchert und Theresa Geier (v.l.) im neu eröffnetem Futterhaus in Fürstenwalde. Dort sind Brezeln aus getrockneter Rinderhaut mit Hühnerfleisch-Füllung der Renner.
© Foto: Bettina Winkler
Wichtigste Zutat fürs Barfen: Fleisch für biologisch artgerechte Rohfütterung gibt es auch aus Kühltruhe.
Wichtigste Zutat fürs Barfen: Fleisch für biologisch artgerechte Rohfütterung gibt es auch aus Kühltruhe.
© Foto: Bettina Winkler
Bleibt noch die Entscheidung zwischen Fertigprodukten oder selber machen? Hochwertiges Nass- oder Trockenfutter hat den Vorteil, dass es ohne viel Zeitaufwand verfügbar ist und alle nötigen Nährstoffe enthalten sind. Die eigene Zubereitung dagegen erfordert Fachwissen und mehr Zeit. Außerdem benötigt der Hundehalter Kühlmöglichkeiten für das Frischfleisch.
Marina Beyer aus Fürstenwalde kocht gern und oft für ihren Golden Retriever Max. „Reis hat deutlich mehr Nährstoffe als Kartoffeln. Deshalb bevorzuge ich Reis mit Hühnchen und Gemüse“, sagt sie. Rohfütterung wäre der 59-Jährigen zu aufwendig. Carola Berger, die oft mit ihrem Dackel Whisky mit dem Auto oder Wohnmobil unterwegs ist, setzt bei der Fütterung auf hochwertiges Trockenfutter. „Das ist auf Reisen besonders praktisch“, sagt die Fürstenwalderin.