Kangal Savage leidet seit Monaten. Jeder Schritt bereitet dem großen Herdenschutzhund, der seit März 2021 im Tierheim in Fürstenwalde lebt, höllische Schmerzen. Deshalb lahmt er. Nur noch eine Operation kann Savage von seinen Schmerzen befreien und die Chance auf ein neues Zuhause erhöhen.
Den Mitarbeitern ist der junge Kangal ans Herz gewachsen. Sie haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Geld für die dringend benötigte Operation aufzutreiben. MOZ.de hat den Spendenaufruf unterstützt. „Es sind 1195 Euro zusammen gekommen. Dafür wollen wir uns bedanken“, sagt Tierheimchefin Christine Matzke.

Gelenkschädigungen verursachen Schmerzen

Nach einer Computertomografie steht die Diagnose fest: Isolierter Processus Anconaeus, beidseitig. Bedeutet: Der Kangal hat in beiden Ellenbögen schwerste Gelenkschädigungen. Es sind Einrisse am Knorpel und freibewegliche Knochenfragmente zu sehen. Deren Folge sind Entzündungen am Gelenk und schwere Arthrose.
Tierarzt Dr. Jan Lenzke zeigt am Modell eines Hundeskeletts, wo das Problem ist, das Savage Schmerzen bereitet.
Tierarzt Dr. Jan Lenzke zeigt am Modell eines Hundeskeletts, wo das Problem ist, das Savage Schmerzen bereitet.
© Foto: Bettina Winkler
Die Auswertung der Computertomografie zeigt eine deutliche Gelenkschädigung (siehe roter Pfeil).
Die Auswertung der Computertomografie zeigt eine deutliche Gelenkschädigung (siehe roter Pfeil).
© Foto: Bettina Winkler
Am Montag (27. Februar) ist es endlich so weit. Der Herdenschutzhund wird operiert und hat damit gute Chancen auf ein normales Hundeleben. Christine Matzke bringt ihn in die Tierklinik im Rauener Kirchweg. Als der Kangal aus dem Auto steigt, scheint er etwas zu ahnen. Das Kraftpaket – schließlich bringt er 55 Kilogramm auf die Waage – ist nur schwer zu handhaben. Die ungewohnte Umgebung macht ihm Angst. Savage sträubt sich, geht nur bis in den Garten und keinen Schritt weiter. Erst nach der Beruhigungsspritze von Tierarzt Jan Lenzke ergibt sich Savage in sein Schicksal und läuft ein wenig benommen in die Praxis zur bevorstehenden Operation.
Unter Einsatz eines neuen hochmodernen HD-Endoskops macht Dr. Jan Lenzke eine minimalinvasive Arthroskopie, bei der freibewegliche Knochenfragmente am rechten Vorderbein entfernt werden. Eigentlich wollte der Spezialist beidseitig arbeiten. Allein der Eingriff rechts dauert aber mehr als zwei Stunden und damit länger als erwartet, sodass in vier bis sechs Wochen ein weiterer Eingriff am linken Bein vorgenommen werden muss.
Die Übertragung des Bildes auf den Computer-Bildschirm macht die Operation einfacher.
Die Übertragung des Bildes auf den Computer-Bildschirm macht die Operation einfacher.
© Foto: Lisa Wessolleck
Savage hat die Operation laut Christine Matzke gut überstanden und ist zur Genesung schon wieder im Tierheim. Er trägt einen Halskragen, damit er sich die Wunde nicht aufkratzt, bekommt Schmerzmittel und Antibiotika. Außerdem wurde strikte Leinenruhe für sechs Wochen verordnet. Bedeutet: Savage darf nicht springen oder toben, nur wenige Schritte angeleint machen. „Das findet er nicht gut, da er es gewohnt ist, sich im Auslauf frei zu bewegen“, sagt Christine Matzke.

Große Rassen sind oft betroffen

Gelenkerkrankungen wie Processus Anconaeus treten häufig bei großen Rassen wie Deutscher Schäferhund, Berner Sennenhund, Labrador, Retriever und Rottweiler sowie ihren Mischlingen auf. Erste Symptome zeigen sich meist in der Wachstumsphase der Welpen zwischen dem 4. und 12. Monat als Beinlahmheit, die sich durch Belastung und nach Ruhe verschlechtert. Alarmzeichen sind auch steife Gang und starke Bewegungsunlust.
„Dabei spielen Genetik, Haltung, Belastung und Fütterung eine Rolle“, erläutert Jan Lenzke. Hundehalter sollten bei Verdacht zum Tierarzt. „Frühes Eingreifen, um die Entwicklungsstörung zu behandeln, ist nötig“, rät Jan Lenzke. Möglichkeiten wären Schrauben im Knochen oder Entlastungsschnitte. Nur so könne ein schwerer Verlauf und Arthrose wie im Fall von Savage verhindert werden.
Rund 3000 Euro waren für die Operation veranschlagt. „Auch wir als Tierheim müssen für Untersuchungen und OPs zahlen“, betont Christine Matzke. Durch den weiteren Eingriff wird es natürlich erheblich teurer. Deshalb freut sich das Tierheim an der Berkenbrücker Chaussee immer über Spenden.
Das Spendenkonto des gemeinnützigen Vereins Kommunikationszentrum Mensch-Tier (Träger des Tierheims) ist DE97 1705 5050 1000 3686 68. Weitere Informationen unter Telefon 03361 2862.