Ein seltenes Naturphänomen leuchtete in der Nacht zum 24. April 2023 über Fürstenwalde: Polarlichter. Verblüffte Einwohner haben die Himmelsshow beobachtet und fotografiert. „Dieses Ereignis ist in unseren Breitengraden sehr ungewöhnlich und wird normalerweise nur in sehr nördlichen Regionen, wie beispielsweise Skandinavien, beobachtet“, sagt Jennifer Drescher. Die 32-Jährige ist, wie sie selber von sich sagt, verrückt nach Polarlicht. Sie sei deshalb schon einige Male in Norwegen – per Schiff bis zum Nordkap – gewesen. „Für mich sind Polarlichter ein magisches Erlebnis“, sagt Jennifer Drescher. Von dem faszinierendem Naturspektakel hoch im Norden, habe sie über 10.000 Fotos gemacht.
Die beste Zeit, um Polarlichter zu sehen, sei im Winter, wenn die Nacht am längsten ist und der Himmel am klarsten. Eine Möglichkeit, Polarlichter zu fotografieren, bestehe darin, eine Langzeitbelichtung zu verwenden, um die Bewegungen der Lichter zu erfassen.
„Polarlichter sind unglaublich schön. Sie flackern in verschiedenen meist Grüntönen und bewegen sich wie ein Schleier im Wind“, schwärmt Jennifer Drescher.
Himmelspektakel vor der Haustür
Dass sie solch ein unglaubliches Ereignis auch in Fürstenwalde erleben könne, verblüffe sie. Sie habe zwar gewusst, dass ein Sonnensturm sehr aktiv und der Erde zugewandt sei, was beste Bedingungen für Polarlichter bedeute. „Aber was ich in dieser Nacht vor meiner Haustür zwischen 22 und 24 Uhr erlebte, habe ich niemals erwartet“, erzählt die Fürstenwalderin.
Ein flackerndes Leuchten nord-westlich von Fürstenwalde lockte Jennifer Drescher ans Fenster. „Ich war total aufgeregt und rannte panisch durch das Haus, um schnell meine Kamera und das Stativ einsatzbereit zu machen“, erzählt sie. Rund 90 Minuten habe die farbige Himmelsschow gedauert. Jennifer Drescher hat zahlreiche Fotos von dem seltenen Naturschauspiel gemacht.
Polarlicht mit Handy fotografiert
Auch Tobias Vorwachs hat dieses ungewöhnliche Schauspiel am Himmel von Fürstenwalde erlebt und mit dem Handy fotografiert. „Im Internet gibt es verschiedene Webseiten zur Vorhersage, wann und wo Polarlichter auftreten können“, sagt der 28-Jährige. „Ich wusste, dass die Wahrscheinlichkeit für Deutschland sehr hoch war, aber dass über Fürstenwalde so spektakuläre Polarlichter zu sehen sind, war für mich überraschend“. Als es los ging, habe er sich ins Auto gesetzt und sei für den perfekten Blick nach Molkenberg gefahren. Es sei vor allem kalt und ein ganz besonderer Augenblick für ihn gewesen. „Ich habe Polarlicht gesehen, jetzt muss ich nicht mehr dafür nach Norwegen fahren“, sagt Tobias Vorwachs.
Nach Information des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurden die Polarlichter über Fürstenwalde durch außergewöhnlich starke Sonnenstürme, die derzeit über Deutschland stattfinden, verursacht. Solche Eruptionen schleudern große Mengen an Teilchen ins All und werden auch als koronale Massenauswürfe bezeichnet. In diesem Fall war die Eruption so stark, dass die Polarlichter von der Küste über Brandenburg bis nach Italien zu sehen waren. Der Wetterdienst dokumentiere die Sichtung von Polarlichtern nach Aussage von Dr. Stefan Wacker vom DWD in Lindenberg, Hauptgebiet Strahlungsmessung, nicht. Aber auf Wolkenkameras vom DWD seien Polarlichter, auch bekannt als Aurora Borealis, gut erkennbar. So würde es einen Zeitrafferfilm des Polarlichtes am 23. April zwischen 21.20 und 22.25 Uhr, aufgenommen mit der Nordkamera des AllSky7-Systems in Lindenberg, auf Youtoube geben.
Der Fachmann erklärt: Polarlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen von der Sonne ins All geschleudert werden und dann in die Atmosphäre der Erde eindringen. Die Teilchen werden dabei vom Magnetfeld der Erde abgelenkt und rufen ein spektakuläres Lichtspektakel hervor. Die Farben und Formen der Polarlichter hängen von der Art der Teilchen und der Höhe der Einwirkung auf die Atmosphäre ab.
Die Polarlichter über Fürstenwalde wurden durch solch eine starke Sonneneruption verursacht. „Es könne durchaus sein, dass sich das Naturschauspiel hier wiederholt und sogar noch verstärkt, da die Sonnenaktivität immer noch hoch ist“, so Stefan Wacker. Wann das sein wird, könne nur schwer vorhergesagt werden.
Auswirkung von Klimawandel
Aber: Sind Polarlichter in unserer Region ein Grund zur Sorge? Hat der Klimawandel etwas damit zu tun? Dr. Bernd Stiller vom Wettermuseum in Lindenberg bei Beeskow gibt Entwarnung. „Es gibt keinerlei Erkenntnisse, dass der Klimawandel etwas damit zu tun hat. Ich glaube wir müssten uns mehr Sorgen machen, wenn die Polarlichter ganz verschwinden würden“, sagt Stiller. Die Polarlichter über Fürstenwalde waren ein seltenes und spektakuläres Ereignis, das die Bewohner der Stadt in Erstaunen versetzt hat. „Wir können nur hoffen, dass wir in Zukunft weitere solche Naturphänomene erleben dürfen“, sagt Bernd Stiller. Auch wenn Polarlichter in unseren Breitengraden sehr selten zu sehen seien, so gab es in der Vergangenheit immer wieder Berichte darüber, dass sie in Deutschland gesichtet wurden. Die ersten dokumentierten Beobachtungen sollen auf das 18. Jahrhundert zurückgehen.