Die bevorstehenden Europawahlen und eine in Teilen der Bevölkerung grassierende Europa-Feindlichkeit haben für das Motto des diesjährigen Tages der Arbeit gesorgt: "Europa geht anders: friedlich, sozial, gerecht, vielfätlig, solidarisch".
Kritik an Europapolitik
"Wir sind nicht zufrieden mit Europa, wie es seit Jahrzehnten läuft", kritisierte der regionale DGB-Chef Detlef Almagro Velázquez die Politik während eines Gesprächs im Vorfeld des 1. Mai. Die Nato und Russland würden sich aggressiv gegenüberstehen. Ein Wort pickte er sich aus dem Motto besonders heraus: "Friedlich steht an erster Stelle. Ohne Frieden geht gar nichts." Dass die Gewerkschaften durchaus auch in ihren eigenen Reihen mehr für Werte wie Gerechtigkeit, Vielfalt und Solidarität tun müssen, belegt eine aktuelle Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Diese weist nach, dass rechtsextreme Einstellungen unter Gewerkschaftsmitgliedern häufiger vorkommen als unter den dort nicht Organisierten.
Während der Abschlusskundgebung wird auch auf konkrete Probleme der Hennigsdorfer Arbeiter eingegangen. Anne Borchelt von der IG Metall kennt sich in den Problemlagen des Stahlwerks und bei Bombardier bestens aus. Erst jüngst war wieder zu hören, dass der Transformationsprozess bei Bombardier, mit dem der Verlust mehrerer Hundert Arbeitsplätze in Hennigsdorf verbunden ist, noch immer nicht abgeschlossen ist.
Auch das Stahlwerk erlebt nicht gerade goldige Zeiten. "Wir kämpfen uns am Markt so durch", beschreibt Betriebsrat Detlef Krebs die Situation. Probleme lauern überall: Sie fangen bei Unsicherheiten hinsichtlich der Auswirkungen der Hennigsdorfer Trinkwasserschutzzone an und hören bei der chinesischen Billigstahl-Konkurrenz auf.
Trotz Mindestlohn und einem Rekordtief bei der Arbeitslosigkeit sieht Almagro Velázquez die Situation auf dem brandenburgischen Arbeitsmarkt noch immer dramatisch. "39 Prozent haben eine prekäre Beschäftigung." Auch der Fachkräftemangel habe nicht dazu geführt, dass sich Arbeitnehmer in einer besseren Situation befinden.
Demonstrieren und kämpfen macht hungrig. Deshalb wird auch in diesem Jahr, der Tradition entsprechend, Karsten-Peter Schröder nach der Kundgebung seine Erbsensuppe austeilen.

Nach der Kundgebungwird gefeiert

Der Demonstrationszug startet um 9.30 Uhr vom Postplatz aus. Eine halbe Stunde später beginnt die Kundgebung, bei der Gewerkschaftsvertreter das Wort ergreifen, am Rathaus.

Das Familienfest beginnt um 11 Uhr. Clown Torti sowie eine Bastel- und Malstraße sind traditionell dabei. Musikalisch sorgen die Klezmer-Band von Harald Petzold und Nah.dran aus Potsdam für Unterhaltung. Letztere haben sich der politischen Liedermacherei verschrieben, spielen aber auch Rockiges, unter anderem von Bruce Springsteen.

Ohne geht es nicht: Karsten-Peter Schröder und der Vehlefanzer Feuerwehrverein servieren Erbsensuppe. rol