Biker sind keinesfalls nur gefährliche Draufgänger, die in Horden auftauchen und sich die Freiheit mit ihren Clubs durch Waffen- oder Drogengeschäfte finanzieren, auch wenn Serien wie „Sons of Anarchy“ oder Medienberichte zu den „Hells Angels“ ein solches Bild nahelegen könnten. Stattdessen ist die Liebe zu Motorrädern bei allen Altersgruppen und Bevölkerungsschichten zu finden, weiß Sandra Woratschek, die gemeinsam mit ihrem Mann Marvin die Firma LWB Racing im Treskower Gewerbegebiet betreibt. Vom 18- bis zum 80-Jährigen reicht die Spanne der Kunden, die dort hinkommen. Und für all diese Menschen wollen die beiden Woratscheks ein neues Angebot schaffen: einen Biker-Gottesdienst.
Die Idee konnte wegen Corona nicht früher umgesetzt werden
Die Idee dazu hatten die beiden schon länger, konnten sie aber bislang wegen der Corona-Pandemie nicht umsetzen. „Jetzt haben wir aber die Freigabe vom Gesundheitsamt bekommen“, freuen sie sich. Und am Sonnabend, 24. Oktober, soll es auf dem Schulplatz eine solche Veranstaltung zum ersten Mal in der Fontanestadt geben. Die Andacht wird von Pfarrerin Gabriele Zieme-Diedrich geleitet. „Wir haben sie bei unserer Hochzeit kennengelernt“, erklärt Sandra Woratschek. Im Gespräch kam heraus, dass die Geistliche auch den inzwischen verstorbenen Bikerpfarrer Bernd Schade kannte. Schnell wurde so beschlossen, die von ihm begonnene Tradition auch in Neuruppin zu etablieren.
Treffen ist mit einem guten Zweck verbunden
Das ist zumindest die Hoffnung von Sandra und Marvin Woratschek. Sollte der Biker-Gottesdienst gut ankommen, könnte er künftig einmal pro Jahr stattfinden. Neben der Gemeinschaft, die damit gepflegt werden soll, wird ein weiteres Anliegen verfolgt. „Wir wollten das mit einem guten Zweck verbinden“, erklärt Sandra Woratschek. Daher soll die symbolische Meldegebühr von zwei Euro, die Teilnehmer des Gottesdienstes und der anschließenden Rundfahrt um den Ruppiner See zahlen, an das Haus Wegwarte des Hospizes in Neuruppin fließen. Bei 150 bis 200 Teilnehmern, mit denen die Veranstalter rechnen, könnte ein hübsches Sümmchen für den Hospizverein zusammenkommen.
Mindestabstand muss eingehalten werden
Der Gottesdienst richtet sich zwar an Motorradfans, ist aber offen für alle. „Uns ist wichtig, dass es einen Mehrwert für die Neuruppiner gibt“, betont Marvin Woratschek. Einzig auf den Mindestabstand müssen Teilnehmer achten. Nach dem Gottesdienst, der um 14 Uhr beginnt, geht es in einer Kolonne über Gildenhall und Lichtenberg einmal um den Ruppiner See bis zum Sitz von LWB Racing im Treskower Gewerbegebiet. Dort können die Teilnehmer miteinander ins Gespräch kommen oder sich mit frisch Gegrilltem und Getränken versorgen. Damit auch das eingereichte Hygienekonzept umgesetzt werden kann, werden Ordner vorhanden sein – genauso wie Desinfektionsmittel und Einmalmasken. „Das meiste findet aber sowieso draußen statt“, versichert Sandra Woratschek.
Weitere Aktionen sollen folgen
Der Gottesdienst ist nicht das einzige, das LWB Racing in Neuruppin auf die Beine stellen möchte. „Ich würde auch gern eine Frauengruppe gründen“, sagt Sandra Woratschek. Denn auch immer mehr Frauen würden sich für den Motorradsport interessieren. So könnten etwa spezielle Technikseminare oder Ausfahrten für Bikerinnen angeboten werden. Darüber hinaus wird bei LWB Racing auch überlegt, Public Viewings von großen Motorradsport-Events zu organisieren, etwa bei der WM. „Das könnten wir hier bei uns machen“, denkt Marvin Woratschek laut darüber nach. Den Neuruppinern soll dadurch kein Nachteil entstehen. „Wir distanzieren uns ganz klar von allen Leuten, die sich und andere im Verkehr gefährden“, so Marvin Woratschek. Doch die meisten seien vernünftig und einfach gern auf ihren Motorrädern unterwegs. Und für sie soll Neuruppin ein Anlaufpunkt werden. Schon mehrfach sei es vorgekommen, dass Kunden ihrer Werkstatt auch die Stadt für sich entdeckt hätten. Und genau das wollen Sandra und Marvin Woratschek auch in Zukunft erreichen.