Die Germendorfer gelten als die Musterknaben in der hiesigen Welt des Brandschutzes. Viele andere Feuerwehren haben Personalprobleme, die Germendorfer können zurzeit niemanden mehr aufnehmen. "Wir haben eine Wartezeit für Neulinge zwischen ein und zwei Jahren", berichtete Wehrführer Cornel Gratz auf der Bühne. Probleme mit der Einsatzbereitschaft am Tage? Ach! In Germendorf reichen die Sitzplätze in den Einsatzfahrzeugen nicht, um alle verfügbaren Kräfte aufzunehmen. "Wir rücken in der Regel innerhalb von zwei bis drei Minuten aus und sind durchschnittlich mit 24 Kameraden im Einsatz", fuhr Cornel Gratz fort und verkündete selbstbewusst: "Wir sind eine feste Bank. Wir bringen Manpower und eine gute Ausbildung mit."
"Hier passiert, was wir uns wünschen", lobte Ex-Kreisbrandmeister Frank Kliem als Gesandter des Landesfeuerwehrverbandes. Ähnlich äußerte sich die Landtagsabgeordnete Nicole Walter-Mundt (CDU). Und Bürgermeister Alexander Laesicke (parteilos) gestand offen, dass er auch gekommen sei, um mehr über das "Phänomen von Germendorf" zu erfahren.
Nüchtern betrachtet, haben die Germendorfer nicht nur den am Sonnabend viel gelobten Zusammenhalt, engagierte Mitglieder und eine professionelle Führung, sondern auch Bedingungen, von den andere nur träumen können. Auf rund 2 000 Einwohner kommen in dem Oranienburger Ortsteil fast 200 Firmen.
Unternehmer unterstützen
Viele Feuerwehrleute arbeiten also im Ort und sind dadurch schon mal theoretisch verfügbar. Praktisch aber ebenso, weil zahlreiche Unternehmer die Kameraden für Einsätze unkompliziert freistellen. Dafür dankte Gratz den Unternehmern, aber auch der Stadt für die gute Ausstattung der Wehr mit 52 aktiven Kräften.
Dennoch war auch der Germendorfer Feuerwehrchef nicht frei von Wünschen. Neue Einsatzkräfte müssten bis zu einem Jahr auf ihre Uniform warten. "Ausgehuniformen gibt es kaum. Vielleicht kann man im Haushalt etwas nachjustieren." Auch einen Grill und mehr Sitzplätze im nächsten Tanklöschwagen hatte Cornel Gratz auf der Liste, ebenso mehr Ausbildungsplätze, um die Einsatzkräfte adäquat weiterbilden zu können. Als größtes Problem beschrieb Gratz aber die Wohnungsnot in der Gegend. "Wir bilden viele junge Leute für andere Feuerwehren aus, weil sie hier keine Wohnung finden. Sie ziehen dann weg", klagte Gratz, der die Stadt zu prüfen bat, ob es "nicht noch irgendwo einen Fleck gibt, an dem wir einen Wohnblock bauen können." Der SPD-Landtagsabgeordnete Björn Lüttmann sagte, er habe die Wünsche vernommen. "Bei der Ausbildung sind wir als Land gefragt. Das müssen wir ermöglichen."
Später am Abend betonte Frank Kliem noch die politische Neutralität der Feuerwehr, erklärte aber auch, dass der Landesfeuerwehrverband eine aktive Zusammenarbeit mit der AfD ablehne. "Die AfD stellt unsere Arbeit infrage und uns als willfährige Trottel der Landesregierung dar. Wir sind für jeden da, der unsere Hilfe braucht – unabhängig von der Herkunft und politischen Einstellung. Das muss akzeptiert werden." Cornel Gratz unterstützte das: "Wir stehen für Toleranz und Weltoffenheit. Wir sind politisch neutral, wollen von der braunen Brut aber nichts wissen."
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Infokästen haben ab sofort keinen blauen Punkt vorne, sondern nur einen gefetteten Anlauf.
Infokästen haben ab sofort keinen blauen Punkt vorne, sondern nur einen gefetteten Anlauf. Und am Ende steht ein Kürzel. kürzel