Lebensmittel, Babynahrung, Hygieneartikel, Medikamente und Tiernahrung: Das wird in der Ukraine am dringendsten benötigt. „Es fehlt an allem“, sagt Thomas Ney, der am Sonntag von seinem zweiten Hilfstransport aus der ponisch-ukrainischen Grenzregion zruückkehrte. Diesmal waren fünf Transporter unterwegs - mit fünf Tonnen Hilfsgütern. Auf dem Rückweg konnten zwölf Menschen aus der Ukraine mit nach Deutschland gemommen werden.

Lagerhallen für die Hilfsgüter

Zweimal 940 Kilometer in drei Tagen, zwei Nächte auf dem Autositz. „Heute habe ich endlich mal wieder ausgeschlafen“, sagt Thomas Ney nach seiner Rückkehr am Montag. Die von verschiedenen Privatleuten, Gruppen und dem Oranienwerk organisierte Hilfe kam direkt an. Inzwischen sind zwar so viele Helfer unterwegs, dass sie gar nicht mehr bis zur Grenze kommen. Und über die Grenze in die Ukraine lässt Polen nur Staatsbürger und registrierte Hilfsorganisationen. Militär und Feuerwehr nehmen die Hilfsgüter aber in großen Lagerhallen in Grenznähe entgegen. Von dort fahren Lkw in die Ukraine. Die Hilfsgüter waren bereits vorab sortenrein verpackt. Vor Ort in Radymno wurden sie auf Paletten gestapelt und transportfähig gemacht.
Fünf Transporter waren am Freitagabend am Oranienwerk gestartet. Die Woche über hatten viele Menschen Sach- und Geldspenden abgegeben. Die Hilfe reißt nicht ab. Weiterhin können Spenden jeden Tag zwischen 9 und 17 Uhr im Oranienwerk, Kremmener Straße 43, abgegeben werden. Möglicherweise startet am kommenden Wochenende der nächste Konvoi.

Kleiderspenden werden nicht benötigt

Die Helfer haben auf Facebook eine eigene Seite eingerichtet. Dort gibt es alle Informationen zu den Hilfsmöglichkeiten. Wer helfen möchte, kann sich auch unter der Telefonnummer 015114303803 melden. „Wir stehen in Kontakt mit Hilfsorganisationen und wissen, was vor Ort benötigt wird“, sagt Thomas Ney. Kleiderspenden werden nicht mehr angenommen, weil es keine Möglichkeiten gibt, diese zu sortieren.
Angekommen: Die Hilfsgüter wurden in Radymno übergeben. Von dort bringen Lastwagen die Waren in die Ukraine.
Angekommen: Die Hilfsgüter wurden in Radymno übergeben. Von dort bringen Lastwagen die Waren in die Ukraine.
© Foto: privat
Auf dem Rückweg nach Oranienburg nahmen die Helfer Menschen auf der Flucht mit, darunter auch eine Familie mit zwei Kindern und dem aus Armenien stammenden Vater, der das Land verlassen durfte. Die Familie ist jetzt in Oranienburg untergebracht. Eine andere Familie wurde in Frankfurt (Oder) abgesetzt, sie hat dort Verwandte. An Bord war auch eine 20-jährige Russin, die in Kiew lebte und gerade die Hochzeit mit ihrem ukrainischen Mann plante. Der Verlobte musste nun wie alle Männer im wehrfähigen Alter im Land bleiben. Die junge Frau reiste von Berlin aus zu Verwandten nach Nürnberg, berichtet Thomas Ney.

Zwei Busse voller Hilfsgüter unterwegs

Sicher kommen in den nächsten Tagen noch viel mehr Menschen aus der Ukraine in Oberhavel an. Die Grenzregion erreichten am Montagmittag auch zwei mit Hilfsgütern vollgepackte Busse der Firma Oberhavel Bus Express. Das Unternehmen hatte bereits direkt nach Ausbruch des Krieges Hilfsgüter dorthin gefahren. Diesmal half die Speditionsfirma Koczessa mit. Über Whatsapp wurden immer mehr Menschen erreicht, die Spenden abgaben. „Das war wie ein Lauffeuer“, sagt Hannah Gründel, die bei der Koordinierung hilft. Eine Schule aus Berlin-Heiligensee sammelte Spenden, Hilfsgüter wurden in Zehdenick und Oranienburg abgegeben. Am Sonntag starteten die beiden Busse, die mit Ukrainern an Bord zurückkommen sollen. „Wir wollen den Menschen helfen und sie aus dieser furchtbaren Hölle holen“, so Hannah Gründel.
Unterstützung für den polnischen Parnerkreis Biala Podlaska schickte am Montagmorgen der Landkreis Oberhavel auf den Weg. Dort kommen derzeit viele Menschen aus der Ukraine an. Mit der Unterstützung der Awu und der Oberhavel Holding werden 100 Betten und Matratzen, 50 Isomatten und Schlafsäcke sowie Verbandsmaterial zur Verfügung gestellt. Vom Rewe-Logistikzentrum in Oranienburg gab es außerdem Hygieneartikel und fünf Tonnen haltbare Lebensmittel wie Mehl, Öl und Milch. Der deutsch-polnische Partnerschaftskoordinator des Landkreises Jaroslaw Wojciechowski begleitete den Transport der beiden Lkw nach Polen.

100.000 Euro für Partnerlandkreis in Polen

Der amtierende Landrat Egmont Hamelow hatte zuvor mit seinem polnischen Landratskollegen Mariusz Filipiuk telefoniert. Viele Ukrainer wollten demnach in Grenznähe untergebracht werden, um bei Kriegsende schnell wieder nach Hause zurückkehren zu können.
"Freunde helfen Freunden": Mit einem Brot der Bäckerei Pletz startete am Montagmorgen ein Hilfstransport des Landkreises für den polnischen Partnerkreis Biala Podlaska. Die Dezernenten Kerstin Niendorf und Egmont Hamelow dankten Fahrern und Unterstützern.
„Freunde helfen Freunden“: Mit einem Brot der Bäckerei Pletz startete am Montagmorgen ein Hilfstransport des Landkreises für den polnischen Partnerkreis Biala Podlaska. Die Dezernenten Kerstin Niendorf und Egmont Hamelow dankten Fahrern und Unterstützern.
© Foto: Mandy Oys
Hamelow kündigte zudem an, dass der Kreistag am Mittwoch (9. März) eine finanzielle Unterstützung für den polnischen Partnerkreis zur Bewältigung des Flüchtlingsaufkommens in Höhe von bis zu 100.000 Euro beschließen solle.

Wensickendorf hilft der Ukraine

Hilfsgüter für die Ukraine wurden vergangene Woche auch in Wensickendorf gesammelt. Schuhe, Decken, Schlafsäcke, Taschenlampen, Funkgeräte, Hygieneartikel, Lebensmittel und Kleidung sowie 3500 Euro wurden gespendet. Sonnabend startete der Transport. Der Ortsbeirat hatte zusammen mit der Firma von Lutz Bergmann zu der Hilfe aufgerufen. 40 Wensickendorfer halfen beim Verpacken und Verladen der Güter.
Am Sonntag kehrten die Helfer zurück. Sie brachten unter anderem eine aus Charkiw stammende Familie mit, die nun bei der Familie von Daniel Langhoff untergebracht wurde. „Du schaust sie an und kannst lesen, was die letzten vier Tage los war“, sagt Langhoff und zeigt ein Foto, auf dem die beiden Frauen und das Mädchen zu sehen sind. Sie sitzen friedlich an der Kaffeetafel, doch in ihren Gesichtern sind Angst und Verzweiflung abzulesen.
Spenden für die Ukraine sind auch über die Hilfsaktion der MOZ möglich.