Es sollte ein Schönwettertermin für alle Beteiligten werden. Doch es regnete in Strömen, als Verkehrsstaatssekretärin Ines Jesse, Wensickendorfs Ortsvorsteher Heinz Ließke (Freie Wähler), der Landtagsabgeordnete Björn Lüttmann (SPD) sowie wichtige Leute vom Landesbetrieb für Straßenwesen und der Baufirma Matthäi am Dienstag im Wandlitzer Ortsteil Rahmersee zum Spaten griffen, um den Bau des Radweges zwischen Wandlitz und Wensickendorf symbolisch zu starten. Sonnenschein hätte es gegeben, wenn der Spatenstich – wie eigentlich geplant – schon im Juli vollzogen worden wäre. Dass es dann ein Termin im Oktober wurde, passte am Ende doch zur Dramaturgie des gesamten Bauvorhabens.
Ausgerechnet Ines Jesse war es, die deutlich machte, wie lange die Wensickendorfer, Stolzenhagener und Wandlitzer auf diesen Tag hatten warten müssen. Bereits 2001, also vor 18 Jahren, sei die Radwegtrasse zum ersten Mal vermessen worden, berichtete sie in ihrer Rede unterm Regenschirm. Sie danke den Mitstreitern der "Bürgerinitiative Pro Radweg B 273" für ihre Geduld und Hartnäckigkeit. "Die Ausdauer hat sich gelohnt."
Ab Ende kommenden Jahres sollen Radfahrer nun zwischen Wandlitz und Wensickendorf pendeln können, ohne die gefährliche B 273 nutzen zu müssen. Für die neue Piste werden eine neue Brücke über die Briese und drei neue Durchlässe gebraucht. Mit dem Bau des ersten Durchlasses soll am kommenden Montag in Höhe des Wandlitzer Aldi-Marktes begonnen werden. Im Zuge der Bauarbeiten werden auch die Fahrbahn der B 273 für Autofahrer erneuert. Die Anwohner von Wensickendorf, Stolzenhagen und Rahmersee bekommen zudem neue Grundstückszufahrten und Straßenlaternen. Rund 3,8 Millionen Euro investieren Bund, Land sowie Oranienburg und Wandlitz in das Projekt.
Für dieses hatte unter anderem Bruno Oldenburg von der Bürgerinitiative "Pro Radweg B 273" jahrelang gekämpft. Bei ihm überwog am Dienstag das Gefühl der Genugtuung, dass mit dem Bau nun begonnen werde. "Wir haben immer daran geglaubt, dass wir uns durchsetzen", sagte Oldenburg am Rande der Veranstaltung. Die Wut darüber, dass es solange gedauert habe, sei inzwischen gewichen. Dennoch zählte er noch einmal die wesentlichen Wegmarken auf. "2010 war das Planfeststellungsverfahren eigentlich schon abgeschlossen", blickte der Stolzenhagener noch einmal zurück. Ein Jahr später gab es beim Landesbetrieb für Straßenwesen eine Anhörung. Danach landeten die Unterlagen zunächst in der Schublade. Daran änderten auch Interventionen der BI und aller möglicher Kommunalpolitiker beim damaligen Verkehrsminister Jörg Vogelsänger und diverse Demonstrationen der Anwohner nichts. Erst 2018 lag der Planfeststellungsbeschluss vor, der die konkreten Vorbereitungen für den Bau ermöglichte.
"Solange darf solch ein Projekt nie wieder dauern", ermahnte Wensickendorfs Ortsvorsteher Heinz Ließke die Verantwortlichen auf Landesebene. "Den Bürgern ist solch ein Prozedere nicht zu vermitteln. Sie müssen merken, dass der Staat für sie da ist und ihre Anliegen berücksichtigt." Ließke selbst hatte den Frust immer wieder in den Sitzungen des Ortsbeirates zu spüren bekommen. "Ihr lügt genau wie die da oben", bekam er aus seinem Dorf auch zu hören, als es immer wieder vertröstet worden war. "Dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Menschen Protest wählen. Das muss künftig besser laufen. Sonst bringen wir die Demokratie in Gefahr." Der Staatssekretärin gab er mit auf den Weg, die zuständigen Behörden personell besser aufzustellen. Ein Grund für den jahrelangen Zeitverzug waren unter anderem lange Vakanzen im Landesbetrieb.
Ines Jesse versuchte den Eindruck zu vermitteln, dass das Land inzwischen verstanden habe. 45 Millionen Euro habe das Infrastrukturministerium in den vergangenen Jahren in neue Radwege investiert, das Wirtschaftsministerium noch einmal 40 Millionen Euro in die touristischen Radwanderwege. Die Regierung wolle vor allem mehr Sicherheit für Radler erreichen. Im vergangenen Jahr seien 20 Radfahrer auf Brandenburgs Straßen gestorben. "Das sind zu viele. Wir wollen die Zahl auf Null reduzieren", sagte sie.
Der Landtagsabgeordnete Björn Lüttmann erklärte, dass nicht nur der Sicherheitsaspekt wichtig sei. Der verstärkte Ausbau von Radwegen werde "auch in der Klimaschutzdebatte eine deutlich stärkere Rolle spielen" müssen. "Es muss den Menschen leichter gemacht werden, das Auto stehen zu lassen." Für das Umland setze er sich deshalb auch für Radschnellwege um und nach Berlin ein. Ließke kündigte an, weiterhin für den Radweg von Wensickendorf nach Summt an der L 21 zu kämpfen. "Wir sind noch nicht am Ziel."
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Der neue Radweg von Wensickendorf nach Wandlitz soll etwa fünf Kilometer lang und, wenn alles gut läuft, im Dezember 2020 eröffnet werden. Begonnen wird mit den Bauarbeiten in Höhe des Wandlitzer Aldi-Marktes.
Im Zuge der Bauarbeiten soll auch die Fahrbahn der Bundesstraße erneuert werden. Außerdem entstehen eine neue Brücke über die Briese und drei Durchlässe. In Wensickendorf werden die Straßenlaternen erneuert, der Radweg nach Schmachtenhagen wird saniert.
Die Kosten belaufen sich auf 3,8 Millionen Euro. 2,5 Millionen davon übernimmt der Bund, die Stadt Oranienburg beteiligt sich mit 250 000 Euro. til