Die Brückenbaustelle am Kindelfließ zwischen Glienicke und Schildow beschäftigt immer noch die Gemüter. Auch eine Woche nach der Sperrung gibt es große Probleme auf der Umleitungsstrecke.
Das kleine Dorf Schönfließ wird zur Staustelle. Besonders im Berufsverkehr beträgt dort die Wartezeit vor den beiden Ampeln nicht selten bis zu 60 Minuten.
Da auch der Schulbus für Mühlenbeck durch Schönfließ fahren muss, kommen viele Kinder und Jugendliche zu spät zum Unterricht.
Pragmatischer Vorschlag
„Man sollte die Ampeln an der B96a in Schönfließ einfach ausstellen“, fordert Schildows Ortsvorsteherin Silvia Gaideck (parteilos). Dort gebe es erst Staus, seitdem die zweite Ampel am Abzweig nach Mühlenbeck in Betrieb sei. Jetzt, wo noch mehr Verkehr durch das Nadelöhr Schönfließ müsse, gebe es noch längere Staus. Besonders voll war es am Freitag und am Montag, als der Schleichweg durch die Schildower Wohngebiete nicht möglich war. Die Franz-Schmidt-Straße war an beiden Tagen gesperrt. Dort wurde für eine Hausbaustelle Material angeliefert.
Mühlenbeck vorübergehend außer Betrieb zu nehmen, aber gleichzeitig mit einem Schild vor Radfahrer zu warnen. Denn zum Schutz der Radler ist die Ampel dort aufgestellt worden. „Die Ampel an der Kirche auszuschalten, ist zu gefährlich“, sagt der Gemeindevertreter.
Der Ortsvorsteher von Schönfließ, Mario Müller (CDU), unterstützt die Idee von Silvia Gaideck. Er rät, nur die Ampel am Abzweig nach Der Landkreis sieht aktuell in der Ampel-Frage keinen Handlungsbedarf. „Die Ampelschaltung in Schönfließ wurde nicht geändert, da die hierfür bestehende Notwendigkeit aufgrund der Brückensperrung nicht absehbar war und ist“, teilte Ivonne Pelz, Sprecherin des Landratsamts, auf Anfrage von MOZ.de die Sicht der zuständigen Kreisverwaltung mit. Grundsätzlich könne die Ampelschaltung auch nur durch den Landesbetrieb für Straßenwesen verändert werden.
Details zu den Ampeln
Bei den Ampeln in Schönfließ handelt es sich um einen sogenannten Doppelknoten an den Ecken B96a (Bergfelder Chaussee) / L30 (Dorfstraße) und B96a (Schildower Straße) / L30 (Mühlenbecker Chaussee). „Beide Teilknoten werden verkehrsabhängig gesteuert, sodass ein erhöhtes Verkehrsaufkommen zunächst zu beobachten ist, bevor mit großem, auch finanziellen Aufwand eine Umprogrammierung vorgenommen wird“, erläutert Steffen Streu, Sprecher des Landesbetriebs Straßenwesen. „Sollte dies gewünscht sein, müsste der Kreis die Kosten für die Anpassung, also für die Planung und Umsetzung durch die Signalbaufirma tragen“, so Streu.
Beherrschendes Thema in Schildow
In Schildow ist der Unmut über die Sperrung der Kreisstraße nach Glienicke groß. Auf der Sitzung des Ortsbeirates am Montagabend war der Verkehrskollaps beherrschendes Thema in der Einwohnerfragestunde. Aufgebracht waren besonders Anlieger des Schleichwegs, der über die Franz-Schmidt-Straße, an der sich die Grundschule, der Hort und eine Kita sowie der Friedhof befinden, und die Hermsdorfer Straße nach Glienicke führt. „Der Ortsbeirat fordert, dass auf der maroden und schmalen Hermsdorfer Straße Tempo 10 angeordnet wird“, so die Ortsvorsteherin Silvia Gaideck. „Das muss dann aber auch kontrolliert werden.“
Nachbesserung angemahnt
Vertreter des Landkreises haben am Montag die Umleitungsstrecke inspiziert. Anschließend sei das Verkehrssicherungsunternehmen beauftragt worden, umgehend „letztmalig Feinheiten bei der Beschilderung nachzujustieren“, teilte Ivonne Pelz, Sprecherin des Landratsamts, auf Anfrage von MOZ.de mit. Die Streckenwarte des Kreises würden kontrollieren, ob die Arbeiten erfolgt seien. Ein Ergebnis liegt noch nicht vor.
Petition aus Glienicke
Auch in Glienicke regt sich Widerstand. Am Dienstagmorgen hat der Gemeindevertreter Professor Ernst Günter Giessmann (Linke) eine Online-Petition auf den Weg gebracht. Darin fordert er vom Landkreis Oberhavel, den Neubau der Kindelfließbrücke zu prüfen, bis zum Beginn der tatsächlichen Bauarbeiten die Überquerung von Fahrzeugen im Schritttempo zu erlauben, die Ampelschaltungen auf der Umleitungsstrecke zu optimieren und den Schülerverkehr besser zu regeln. „Das entstandene Verkehrschaos ist für die vorgesehene Bauzeit von 1,5 Jahren unzumutbar“, schreibt der Fraktionschef der Linken im Glienicker Gemeindeparlament. „Seit mehr als einem Jahr ist bekannt, dass die Brücke saniert werden muss. Das erwartete Verkehrschaos auf den Umleitungsstrecken mit mehr als 30 Minuten Verzögerungszeit ist eingetroffen und verhindert, dass Schülerinnen und Schüler pünktlich zum Unterricht kommen“, schreibt der Glienicker in der Begründung. Die Petition wurde am Dienstagmorgen im Minutentakt unterzeichnet.
Die Gemeindeverwaltungen von Glienicke und Mühlenbecker Land stehen nach eigenen Angaben auch in Kontakt mit dem Landkreis, um die Situation zu verbessern. So würden auf Antrag der Gemeinden beim Landkreis weitere Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung im Wohngebiet rund um die Hermsdorfer Straße sowie entlang der Umleitung noch einmal geprüft, teilte Rita Ehrlich, Sprecherin vom Mühlenbecker Land, mit, ohne konkrete Details zu nennen.
Seit Montag, 22. August, ist die Brücke über das Kindelfließ zwischen Schildow und Glienicke für den motorisierten Verkehr gesperrt. Für Fußgänger und Radfahrer gibt es eine Behelfsbrücke aus Holz. Die marode Überführung wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die Freigabe ist für den Herbst 2023 geplant. Der Neubau der Brücke über das Kindelfließ kostet rund 1,4 Millionen Euro. Eine Behelfsbrücke für den Fahrzeugverkehr wurde aus finanziellen und technischen Gründen vom Kreis abgelehnt.