Zuletzt erfuhr Brandenburgs Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz aus erster Hand und vor Ort, wie der Stand der Dinge bei der geplanten interkommunalen Bioabfallvergärungsanlage in Schwanebeck (Nauen) ist. Im März durchläuft die dafür geplante Unternehmensgründung den politischen Prozess im Havelland.
Los ging es am Mittwoch. In Nauen tagte der Kreistagsausschuss für Landwirtschaftsförderung/Umwelt/Öffentliche Sicherheit. Auf der Tagesordnung stand eine zu gründende Gesellschaft mit dem Arbeitsnamen inhousefähige bio-abh GmbH. Sie soll im ganz großen Stil Bioabfälle vergären, um Biogas zu produzieren. Dieses soll mittels eines Blockheizkraftwerks (BHKW) elektrische und Wärmeenergie liefern.
Gemeinsames Projekt von Havelland, OPR und Potsdam
Es handelt sich um ein gemeinsames unternehmerisches Projekt der Landkreise Havelland, Ostprignitz-Ruppin und Stendal sowie der kreisfreien Städte Potsdam und Brandenburg an der Havel. Dem Havelland soll die Führungsrolle zukommen. Die Anlage soll auf dem Gelände der kreiseigenen Abfallbehandlungsgesellschaft Havelland (abh) entstehen. Für die Unternehmensgründung sind die vergleichsweise geringen HVL-Kosten von 25.000 Euro bereits im Haushalt 2023 eingestellt. So erschließt es sich aus der Beschlussvorlage.
In der weiteren Folge muss der Landkreis die notwendigen investiven Einlagen für die zu bauende Anlage in die Haushaltsplanung 2024 einstellen. Das Gesamtinvestitionsvolumen wird aktuell auf knapp 13 Millionen Euro geschätzt.Die Partner beteiligen sich je nach Höhe der Unternehmensanteile. Da das Havelland die führende Rolle innehaben soll, muss es auch den Löwenanteil investieren. Alternativ könnte er zwar das Projekt allein stemmen, doch bedarf es zur Wirtschaftlichkeit einer Mindestanlagengröße und entsprechend hoher Bioabfallmengen, die im Landkreis nicht anfallen würden, wie in der Beschlussvorlage erläutert wird: „Nur durch interkommunale Zusammenarbeit und Sammelmanagement können diese nötigen Bioabfallmengen bereitgestellt werden.“
Bis zu 12.000 Mg Bioabfälle aus der Region zwischen Rathenow und Falkensee
Mindestens 20.000 Megagramm (Mg) – also 20.000 Tonnen – sind pro Jahr notwendig. Für das Land Brandenburg hat das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz drei große Planungsregionen definiert, in denen sich eine Mengenbündelung der Bioabfälle anbietet. Eine davon ist der Bereich West mit dem Landkreis Havelland in der Mitte. Während der interkommunalen Findungsphase ergab sich die Möglichkeit der länderübergreifenden Zusammenarbeit mit dem Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.
Der Findungsprozess mit den Nachbarn wurde im Havelland per Kreistagsbeschluss vom 20. September 2021 eingeleitet. In diesem hieß es, dass der Landkreis Havelland ab 2025 eine Jahresmenge von 10.000 bis 12.000 Mg in der gemeinsamen Anlage einbringen kann. Derweil soll die Bioabfallvergärungsanlage in einem ersten Ausbauschritt für den Zeitraum 2025 bis 2040 mit einer Gesamtkapazität von jährlich 30.000 Mg errichtet werden.
Die Anlage soll durch Teilumbau freier Anlagenteile und Kapazitäten der mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlage (MBA) am Standort Schwanebeck entstehen. Bislang wird dort kompostiert. Der Landkreis will die Kompostierkapazität auf 27.000 Mg pro Jahr erhöhen, damit die Kooperationspartner bis zur Inbetriebnahme der Bioabfallvergärungsanlage einen sicheren Entsorgungsweg haben. Freilich werden dadurch die benötigten Bioabfallmengen für den Erweiterungsbau schon jetzt gesichert.
Lob von Minister Axel Vogel bei Besuch der abh GmbH in Nauen
Die Unternehmensgründung ist am 7. März 2023 ein Thema im havelländischen Kreisausschuss für Finanzen/Beteiligungen/Vergaben/Rechnungsprüfung, der ebenso in Nauen tagt. Die Sitzung ist öffentlich.
Als unlängst Minister Axel Vogel das bestehende abh-Kreisunternehmen in Schwanebeck besuchte, lobte er: „Die getrennte Bioabfallsammlung mit anschließend hochwertiger Verwertung ist ein wertvoller Baustein für den Ressourcen- und Klimaschutz. Genau das – eine Vergärung mit anschließender Kompostierung – soll hier vor Ort im Verbund mehrerer öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger entstehen. Ich begrüße es sehr, dass dieses Themas auch länderübergreifend angegangen wird und eine gemeinsame Kooperation mit dem Nachbarkreis Stendal eingegangen werden soll.“